Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 126
sondern muss zu konkreten, auch im Umweltschutz sichtbaren
Ergebnissen führen.
Hier ist wirklich die Frage für mich als Bezirksmann
im 22. Bezirk gegeben, wie das am Projekt des Asperner Flugfelds werden wird.
Haben wir hier die entsprechenden Grünraumzahlen, die eingehalten werden, und
wird hier nicht einfach wieder zuviel versiegelt?
Liebe Frau Umweltstadträtin, Sie tun mir wirklich
auch zu wenig, um diese Entwicklung aufzuhalten, sonst hätten Sie das hier von
uns allen schon in den 90er Jahren beschlossene 1 000-Hektar-Programm
realisiert. Doch davon ist wenig bis eigentlich gar nichts zu bemerken. Selbst
die Sicherung der Flächen im Nationalpark Donauauen geht leider nur im
Schneckentempo voran. Noch schlechter ist die Situation, wie schon erwähnt, in
den Innenstadtbezirken. Dort, in den dicht verbauten Gebieten Wiens fehlt es an
Grünraum. Und der Grünraum soll ja laut den von der Stadt Wien selbst
festgelegten Grünraumbedarfszahlen zirka 5 m² pro Einwohner sein, das ist
aber weder in den Bezirken 4, 5, 6, 7, 8, 9, 15 noch 20 gegeben.
In all diesen Bezirken müssen daher rasch Maßnahmen
der Grünraumgestaltung sowie der Baulückensicherung für eine neue Parkanlage
zum Beispiel, gesetzt werden. Wenn dies nicht gelingt, dann werden immer mehr
Menschen der Stadt den Rücken kehren und sich im so genannten Speckgürtel rund
um Wien ansiedeln wollen. Und dann ist natürlich das wieder gegeben, dass wir
in Wien Kaufkraftverluste einstecken müssen, weil es sich bei den
Wien-Flüchtlingen ja vielfach auch um etwas besser Verdienende handelt, die
dadurch ein Loch in die Kaufkraft reißen würden. Und nebenbei gesagt würde es
auch noch ein zusätzliches Verkehrsaufkommen geben, weil diese Menschen von
jenseits der Stadtgrenze dann wieder nach Wien zum Arbeitsplatz einpendeln, und
Verkehr haben wir in dieser Stadt, das glaube ich auch schon, bereits genug.
Und das ist ein weiterer Fehler der Umweltpolitik der
Stadt Wien. Ich kann mich nicht erinnern, dass Frau Umweltstadträtin in diesem
Jahr Vorschläge zur Eindämmung der Luftverschmutzung durch den Autoverkehr
gemacht hätte. Die Vorschläge, die ich noch kenne, reichen etwas weiter zurück
und hatten mit der Feinstaubproblematik zu tun, aber darüber zu reden, würde
leider die heutige Debatte sprengen.
Der Evaluierungsbericht für das KliP hat jedenfalls
eines festgestellt: Die Klimaschutzziele in dieser Stadt können nur erreicht
werden, wenn es wirklich gelingt, auch den Verkehr einzudämmen. Als
Auftraggeberin des KliP und dessen Evaluierung müssen Sie, Frau Stadträtin,
sorgen, dass entsprechende Maßnahmen dazu endlich gesetzt werden.
Verkehr erzeugt nicht nur Luftschadstoffe, sondern
auch Lärm. Aber gerade bei der Lärmbekämpfung hat die Umweltpolitik in dieser
Stadt versagt. Es gibt immer noch fast eine Million Menschen, die unter
Lärmbelästigungen in Wien leiden. Und obwohl immer mehr für eine breite
Bekämpfung des Lärms in Wien gemacht worden ist, haben Sie es in dieser
Stadtregierung nicht ganz geschafft, Ihre eigenen, selbst beschlossenen
Bestimmungen für eine Erstellung von Lärmschutzkarten, wie es Kollege Maresch schon
gesagt hat, fristgerecht zu erfüllen.
Angesichts dieser Versäumnisse darf es eigentlich
nicht wundern, wenn es Ihnen nicht gelingt, die von uns geforderten Maßnahmen
zur Lärmbekämpfung durchzusetzen. Aber nicht nur der Verkehr soll ungehindert
durchrollen oder weiter nach Wien gehen, es rollt auch eine Mülllawine auf uns
zu. Auch hier gelingt es nicht, sie aufzuhalten. Seit einigen Jahren steigt die
Restmüllmenge in Wien wieder an. Derzeit hält man bei einer zu entsorgenden
Müllmenge von über einer Million Tonnen. Aus dieser Müllmenge ergibt sich eine
enorme Belastung für die Wiener Umwelt. Und das zeigt, dass es nicht gelungen
ist, die Stoffkreisläufe zu schließen und mit Hilfe der getrennten Müllsammlung
den Restmüllzuwachs abzufangen.
Beweis hierfür sind die Verwertungsquoten. Wien hat
38 Prozent und ist das Bundesland mit dem niedrigsten Verwertungsanteil am
Gesamtmüll, während Vorarlberg oder Burgenland, um hier zwei zu nennen, mit
zwischen 65 und 59 Prozent bei der Verwertungsquote deutlich besser
liegen.
Sie verlassen sich
anscheinend voll auf die dritte Müllverbrennungsanlage. Ich hoffe, Sie täuschen
sich hierbei nicht, und wir brauchen nach Inbetriebnahme der dritten
Müllverbrennungsanlage nicht bald eine weitere Einrichtung. Was wir aber nicht
mehr brauchen sollten - und das sage ich wieder als im Bezirk Lebender - ist
der Rautenweg, also eine Mülldeponie mitten in einem Stadtentwicklungsgebiet.
Hier geht es um Geruchsbelästigung, hier geht es um Verschmutzung durch den
Wind, der viel von diesem Papier- und Nylonzeug durch die Gegend treibt und
auch durch das Verkehrsaufkommen der Müllwägen, die tagtäglich dorthin kommen.
Meine Damen und Herren,
das ist sicherlich ein nicht sehr häufiger Fall in Europa, sondern so eine
Müllhalde ist eine unlöbliche Ausnahme, und wir sollten das Auslaufdatum des
alten Betriebsbescheides wirklich sehr ernst nehmen und auf die Verlängerung
der Deponie im Sinne aller BürgerInnen, bitte, verzichten.
Was ebenfalls von seinem
Standort her kein Ruhmesblatt ist, ist die Müllverbrennungsanlage am
Flötzersteig. Umgeben von Einfamilienhäusern und in der Nähe eines
pulmologischen Zentrums sorgt diese Anlage zu Recht schon für einen jahrelangen
Bürgerunmut. Die nahe Inbetriebnahme der dritten Müllverbrennungsanlage hätte
bei einer entsprechenden Dimensionierung die Chance gehabt, den umstrittenen
Flötzersteig endlich außer Betrieb zu nehmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber
nachdem man sich aus innerpolitischen Streitigkeiten, auch innerhalb der SPÖ,
einmal entschlossen hat, eine kleiner dimensionierte, weitere
Müllverbrennungsanlage zu bauen, ist diese Chance auch vertan. Man sollte
trotzdem seitens des Umweltressorts einmal eine Strategie zur Absiedlung
entwickeln. Dass so eine Absiedlung Geld kostet, ist uns klar, aber wenn ich
mir die Rechnungsabschlüsse ansehe, dann ist Geld da.
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