Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 106 von 126
Haushaltsrecht zugrunde liegen. Wenn es hier um
Mehrausgaben in den diversen Bereichen dieser und anderer Geschäftsgruppen geht
- ich nehme hier nur exemplarisch heraus: MA 13, Bildung und
außerschulische Jugendarbeit, 757 Unterpositionen, laufende
Transferzahlungen an private Organisationen ohne Erwerbszweck von
27,6 Millionen EUR auf 34,1 Millionen EUR, und in der
Fußnote wird der Mehrbedarf von in etwa 6,5 Millionen EUR mit einem einzigen
Satz kommentiert: Die Mehrausgaben resultieren aus der Überrechnung der
Bezirksrechenabschlüsse sowie Mehraufwand auf Grund nicht vorhersehbar
gewesener Erfordernisse von im Bereich der Jugendarbeit tätigen Organisationen (GRin Barbara Novak: ... mit
Jugendarbeit!), dann sieht man schon, wie sehr hier eigentlich der
Gemeinderat einerseits bei der Budgetierung und dann andererseits bei der
Schlussrechnung im Dunkeln gelassen wird.
Diese Art der Intransparenz zieht sich eigentlich wie
ein roter Faden gerade durch den Bereich der heute zu diskutierenden
Geschäftsgruppe. Wir sind konfrontiert mit einer Fülle von Satellitenvereinen,
von zwischengeschalteten stadtnahen Organisationen, die einmal einen
Pauschalbetrag bekommen, der freigegeben wird, und irgendwann einmal gibt es
einen Bericht, der aber selten Aufschluss darüber gibt, was eigentlich mit dem
Geld passiert.
Meine Damen und Herren! Wenn man in anderen
politischen Bereichen einfordert - und ich unterstütze es auch dort, wo das in
meiner Partei nicht immer auf Gegenliebe stößt, dass das Parlament, dass die
Volkstreter diejenigen sein sollen, die die Gestaltung vornehmen, und dann hat
die Regierung das zu exekutieren -, dann sollte man im eigenen Haus beginnen.
Dann ist die Forderung, dass hier detaillierter budgetiert wird und dass keine
Freihandvergaben durchgeführt werden - und sie sind ja in Wirklichkeit auch
nicht erfolgreich -, mehr als richtig am Platz.
Ich darf Ihnen ein paar Beispiele geben, wo uns das
immer wieder besonders auffällt. Im Bereich der ganzen Pratersachen werden
Marketing- und sonstige Gesellschaften zwischengeschaltet, an denen die
Gemeinde Wien zu hundert Prozent beteiligt ist, die dann die Aufträge in Form
einer In-House-Vergabe bekommen. Es wird das Vergaberecht ausgehebelt, und
irgendwann einmal glaubt dann jemand, man kontrahiert ja im Hintergrund mit der
Gemeinde Wien, und bleibt dann übrig, weil eben auf Grund der vielen
Verschachtelungen das Ganze nicht mehr funktioniert.
Meine Damen und Herren, das hat mit Parlamentarismus,
das hat mit verantwortlicher Politik nichts zu tun! Das ist Intransparenz, das
ist Freunderlwirtschaft. Allein das ist schon Grund genug, diese Art der
Budgetierung und diese Art des Rechnungsabschlusses abzulehnen. (Beifall bei
der ÖVP.)
Die Forderung nach Evaluierung, nach externer
Evaluierung ist auch im Grunde etwas, woran wir immer sehen, dass Sie mit
diesen modernen Erfordernissen, mit diesem Benchmark eigentlich nicht wirklich
etwas am Hut haben. Es ist ganz wichtig, dass sich Organisationen, aber auch
die Politik evaluieren lassen. In dem Bereich, in dem Sie verantwortlich sind,
wollen Sie damit nichts zu tun haben, da beschränken Sie sich darauf, dass man
sich selbst in teuren Broschüren lobt. Ich zitiere da, ich habe hier den
Jahresbericht des Vereins wienXtra, der sicher viel Gutes macht, das ist gar
keine Frage. Aber wenn man sich selbst bestätigen muss, dass das alles toll ist
- Hochglanzbroschüren, der Bild-, Comic- und Animationsanteil liegt meines
Erachtens bei über 50 Prozent -, dann ist das einfach zu wenig.
Das ist auch der Grund, warum wir darauf dringen,
dass es eine externe Evaluierung gibt. Wir sind hier von Ihnen eigentlich nie
ernst genommen worden. Eine Kontrollamtsprüfung ist als einzige Möglichkeit,
die uns zur Verfügung steht, in der Pipeline. Aber verschließen Sie sich nicht
den Erfordernissen, die für jede Fachhochschule, für jede Universität gelten
und die heutzutage auch im Schulwesen Eingang gefunden haben: Dass man sich
eben extern evaluieren lassen muss!
Wenn dann herauskommt, dass gute Arbeit geleistet
wird - und es ist ja gar keine Frage, dass auch viel Gutes passiert -, dann hat
das ein ganz anderes Gewicht, als wenn man sich das selbst bestätigt. Das ist
der große Unterschied! Nehmen Sie sich hier ein Beispiel an sehr vielen
tertiären und anderen Bildungseinrichtungen, da gehört das zum Standard, dass
auch entsprechend evaluiert wird. (GRin
Barbara Novak: ... wegen Überfüllung geschlossen!) Ich weiß nicht,
welche Angst Sie dazu treibt, sich dieser berechtigten Forderung zu
verschließen.
Meine Damen und Herren! Zum Inhaltlichen: Der Blick
in die Vergangenheit wird oftmals dadurch überlagert, dass das Ressort voller
Baustellen ist. Aber man kann die Brücke zwischen dem Rechnungsabschluss und
den gegenwärtigen Verfehlungen leicht dadurch schlagen, dass die Befürchtungen,
die man bei der Budgetdebatte gehabt hat, im Rechnungsabschluss bestätigt
werden. Da das ja die Basis fürs nächste Budget ist, kann man immer wieder die
zeitliche Divergenz zwischen heute und vergangenen Versäumnissen herstellen.
Sie haben jetzt vom Rechnungshof bestätigt bekommen,
dass die Wiener Kindergärten die teuerste Bildungseinrichtung der Republik
sind. Das ist ein Vorwurf, den man Ihnen nicht ersparen kann. Gerade heutzutage
wäre es wichtig, die Familien zu entlasten. Ich höre immer das Gejammer über
die Studiengebühren, aber wenn es um die Kindergartengebühren geht, die im
Bundesländervergleich exorbitant hoch sind, dann stößt man auf Unverständnis. (GRin Barbara Novak: Den
Bundesländervergleich würde ich gerne anstellen! Das können wir gerne machen!)
Daher ist die Forderung nach
Gratis-Kindergärten mehr als berechtigt. Sie waren nicht einmal bereit, das
letzte Kindergartenjahr als ersten Schritt gratis zu geben. Vielmehr machen Sie
das, was Sie auch in anderen Bereichen gerne machen: ein undurchsichtiges
Dickicht an Förderungen, an Sozialstaffelungen, vor dem sogar die versierten
Rechnungshofprüfer kapituliert haben und gesagt haben, es ist ihnen nicht
möglich, sich hier einen
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