Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 112 von 126
Demonstrieren war, beginnt zu rügen. Die Direktoren
bekommen die Aufträge festzustellen, wieso die Schüler dort waren und was sie
dort zu suchen hatten. (GR Heinz Vettermann: Blödsinn!) Das ist eine
ganz interessante Entwicklung.
Die 15a-Vereinbarung habe ich bereits angesprochen.
Ich bin sehr, sehr neugierig und werde Sie daran erinnern, wie sehr Sie in der
Lage sein werden, das Ganze zu erfüllen, was Sie hier versprechen. Sie haben
große Sprüche abgegeben. Dahinter sein wird nichts. Jetzt sagen Sie noch – Sie
beschwichtigen! –: Wir werden das Ganze einmal evaluieren, ausprobieren. Ja, da
vergeht ja Zeit! Die Zeit geht zulasten der Schüler, zulasten der Eltern und
zulasten der Kinder, wenn Sie dann nachher draufkommen: Es hat nicht
funktioniert. Und diese Gefahr ist sehr, sehr hoch und sehr, sehr
wahrscheinlich.
Das Hinausschieben von Problemen ist überhaupt eine
Stärke dieses Bereiches. Wir werden – das geht sich heute nicht mehr aus, und
ich hoffe, noch einige Informationen dazu zu bekommen – auch Ihre
sozialpädagogischen Einrichtungen noch sehr viel genauer unter die Lupe nehmen,
wo es in einigen Bereichen am Nötigsten fehlt, Frau Vizebürgermeisterin, und in
anderen überaus großzügige Regelungen für Einzelpersonen getroffen wurden und
werden.
Jetzt kommen wir zum momentan aktuellsten Bereich,
nämlich zum Pratervorplatz. Ankündigungen für dieses Vorzeigeprojekt oder
gedachte Vorzeigeprojekt hat es ja genug gegeben. Geworden ist es dann ein
barocker Abklatsch eines Designer Outlets à la Pamhagen: Halbfertige Fassaden,
von denen die nicht bezahlten Zulieferer bereits wieder Teile abtragen, um
zumindest Reste ihrer Investitionen retten zu können. Sie versuchen in einer
gerade vor einer Stunde erfolgten Pressekonferenz – das habe ich vorher gelesen
– zu beschwichtigen. Wiederum: Eine wirkliche Aussage fehlt! Sie versuchen, die
zumindest zehn – oder wie viele Leute auch dort waren – Vertreter von Firmen zu
beruhigen und das Ganze etwas niedriger zu spielen. Aber selbst wenn Ihnen das
gelingen sollte: Es werden höhere Kosten da sein, Millionenkosten! Die
Millionen werden wir, die Wiener tragen.
Bei der Eröffnung waren Sie ja dabei. Die ist dann
ziemlich überhastet, wie man hört, erfolgt. Es waren erst Teile eingerichtet,
zum Teil noch gähnende Leere in einigen Räumen. Zum „Champagnisieren",
Frau Stadträtin, und zum Auftreten im Fernsehen hat es aber immerhin gereicht.
Und das dürfte Sie in Ihrer Sektlaune damals nicht gestört haben!
Und jetzt reden Sie sich auf die Bauträgerfirmen aus.
Jetzt frage ich mich nur: Wer hat hier die Entscheidungen getroffen? War das
die Opposition? Haben Sie schon einmal etwas von der culpa in eligendo, von der
Schuld bei der Auswahl gehört, für die Sie doch, wie ich glaube, massiv
verantwortlich waren?
Wenn ich mir die Zeitungsberichte dazu anschaue –
„Pleitegeier kreist im Prater." „Von Dracula zum Prater. Rätsel um
Eventfirma" und so weiter –, so sehe ich, dass diese ziemlich eindeutig
sind und auch einige unserer Befürchtungen belegen.
Wenn man sich diese seltsamen Firmenkonstrukte, die
da entstanden sind, anschaut, dann fragt man sich wirklich, ob es notwendig
ist, über drei Subunternehmen einen derartigen Bau, ein derartiges Projekt
durchzuführen. Da frage ich mich auch: Wie war es mit einer gewissen
begleitenden Verfolgung der Baufortschritte? Interessiert Sie das überhaupt
nicht? Sie vergeben, und sagen dann: Hinter mir die Sintflut! Es geht gut oder
es geht nicht gut. Wenn es nicht gut geht, dann zahlen wir die Schulden. – Das
kann es doch nicht sein! Kein seriöser privater Auftraggeber kann sich so etwas
erlauben.
Aber – das stimmt schon – bei dieser Art der
Auftragsvergabe wird es wieder schwierig sein, die Schuldigen zu finden. Dazu
bedarf es manchmal langwieriger Prozesse, wie wir in dieser Republik gelernt
haben. Einen solchen Prozess mit der BAWAG haben wir jetzt ja gerade vor uns.
Dort hat auch vorher keiner etwas gewusst. Wie beim „Konsum“: Da hat auch
keiner etwas gewusst, bis der Generaldirektor dann die Hunderttausender im
Nylonsackerl bekommen hat. Und jetzt hat auch der Kärntner ARBÖ, wie man hört,
schon seinen Konkurs angemeldet.
Das zeigt schon: Die SPÖ und ihre nahestehenden
Organisationen haben ein gewisses Problem im Umgang mit Geld. Aber es ist ja
auch nicht Ihr Geld, Frau Stadträtin, es ist das Geld der Wiener, das hier zum
Fenster hinausgeworfen wird! Und Opfer sind wiederum die Kleinsten, die von
Ihnen im Stich gelassen werden, und wir als Steuerzahler, die das blechen
müssen. Und der Pratereingang wird, wenn nicht bald etwas geschieht, dann eben
wie eine verlassene Westerncity aussehen.
Und jetzt schauen wir uns aber einmal das
Interessanteste an, nämlich den Generalunternehmer, die Firma Explore 5D, über
die das Ausgleichsverfahren eröffnet wurde. Die Zahlungen sind angeblich
gestoppt. Firmengründer ist ein gewisser Gerhard Frank, der mit seiner
Berufsausbildung sicher „große" Voraussetzungen mit sich bringt, er ist
nämlich gelernter Biologe. Er hat zwar, wie man hört, gemeinsam mit dem Bgm
Häupl studiert, aber ob die Biologie das ausreichende Wissen vermittelt hat,
kann ich da nicht feststellen. Jedenfalls ist er sicherlich aus Ihrer Sicht für
einen solchen 32 Millionen EUR-Bauauftrag qualifiziert.
In den Medien steht dann die Erfolgsbilanz dieses
Herren: Er hat sich auf Firmen-Events und Themenparkkonzepte spezialisiert. Im
Jahr 1999 hat er im Wiener Untergrund mit einem Konzept für die Show „Der
dritte Mann" im Kanalsystem begonnen. Wem von Ihnen hier ist diese
erfolgreiche Veranstaltung nicht in Erinnerung?! Es muss eine ganz tolle Sache
gewesen sein!
Im Jahr 2000 ging es weiter:
Aufstieg aus den Niederrungen des Kanals in die „Anderswelt", einen für
Heidenreichstein geplanten Erlebnispark, großzügig gefördert durch das Land
Niederösterreich mit 2,12 Millionen EUR. – Da hat er sich schon
gesteigert! Trotzdem ist die Firma – sie hieß übrigens damals
„Wechselspiel" – gut weggekommen. Der Park wurde stillgelegt und ging in
Konkurs. Jetzt ist angeblich ein
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