Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 113 von 126
Käseschauwerk darin geplant.
Dann ging es weiter: Ein 10
Millionen EUR-Projekt in Rumänien, der Draculapark des Blutsaugers ging in
die Hose; es ist noch vor Baubeginn geplatzt.
Im Jahr 2005 – die Fortsetzung der
„Erfolge"–: Konzept für „Blue Dome“. Das ist eine Wasser-Erlebniswelt für
den Wolfgangsee. Das Land Salzburg und die Gemeinden haben mitfinanziert und
schauen durch die Finger. - Geschlossen, wegen Erfolglosigkeit!
Und im Jahr 2007, weil er halt so gewaltig
erfolgreich war, geben Sie ihm den Auftrag als Generalunternehmer! Die Gründe
für die Beauftragung sind den Medien zu entnehmen; danach soll dieser Herr
Frank auch gesagt haben: „Die Gretl hat gesagt, da ist der Prater-Masterplan.
Ich will, dass ihr das umsetzt." Und jetzt hat ihn halt die Gretl nicht
um-, sondern in den Sand gesetzt.
Laut „Presse" dementiert ja die Frau Stadträtin
jede nähere Verbindung zum Herrn Frank. Vielleicht kann sie uns heute etwas
näher Auskunft dazu geben, aber ich gehe schon davon aus, dass sie sich den
Herrn und seine Firma und ihr Konstrukt, bevor die Auftragserteilung erfolgt
ist, doch einmal angesehen hat und ihn nicht erst beim Champagnertrinken bei
der Eröffnung kennengelernt hat.
Ein weiterer Bereich: Im Prater blühen wieder die
Bäume – ja!–, aber nicht nur die Bäume, sondern auch das Geschäft mit dem
Glücksspiel, dem Geld der „kleinen" Leute. Die Kastanien dort leiden zwar
unter den Miniermotten, die „Einarmigen Banditen" aber, Frau Stadträtin,
schießen im Stadtgebiet von Wien geradezu aus dem Boden. Und diese werden im
Gegensatz zu den Motten trotz vieler Zusagen des Landeshauptmanns und
Bürgermeisters nicht bekämpft, sondern geradezu gefördert: In diesem Fall durch
großzügige Baugenehmigungen an prominenter Stelle im Prater. Da soll ja
zusätzlich zum Admiral, dessen Leuchtreklame ohnehin schon längst das Riesenrad
als Wahrzeichen in der Nacht ersetzt hat, die angeblich größte Spielhalle des
Kontinents entstehen: ein gigantischer Zocker-Palast, wahrlich, Frau
Stadträtin, ein Bauwerk, auf das Sie stolz sein können! Zehntausende
Spielsüchtige in Wien und ihre Familien werden es Ihnen danken.
Als die Kameras des ORF noch auf dieses Thema
gerichtet waren – Sie haben es ja verstanden, das im ORF relativ schnell wieder
abzudrehen – hat der Herr Bürgermeister öffentlich und hier in diesem Saal
versprochen, Besserung und Abhilfe zu schaffen. Es sollte eine Kommission
eingesetzt werden, die eine Verschärfung der rechtlichen Bestimmungen prüft,
bis hin zum Verbot, wie er auf meine Nachfrage ausdrücklich gesagt hat. Dann
wurde das Ganze von einer Kommission auf eine Arbeitsgruppe reduziert, aber
diese sollte bis zum vergangenen Herbst – wiederum nach Aussagen des Herrn
Bürgermeisters – ein Ergebnis liefern. Ich frage mich nur: Wo blieb es? Die
Zusage verschwand im Orkus der sozialistischen Versprechungen, das sind wir
aber mittlerweile schon gewöhnt.
Wir wollen gerne sehen, was in der Situation jetzt
geschehen wird. Man hört nämlich etwas ganz Neues. Die Situation soll sich ja
noch mehr verschlimmern, denn wenn man gewissen Informationen glaubt, soll mit
dem Bund eine neue und liberalere Glücksspielregelung ausgehandelt werden, die
in Wien dazu führen könnte und es ermöglichen soll, die „kleinen"
Automatenbetreiber unter dem Vorwand besserer Kontrolle und Jugendschutz dichtzumachen,
das die Kunden dann – zufällig natürlich! – den „großen" zutreiben würde.
Diese werden es ihnen dann schon danken.
Von Verschärfung, Direktkontrolle der Automaten durch
das Finanzministerium wie in Slowenien, prozentueller Abschöpfung und vorgeschriebener
Mindestauszahlung des Gewinns, wie es sogar in Las Vegas Gesetz ist, ist
weiterhin keine Rede. Man fragt sich nur wirklich, welcher Teufel mit seinen
Verlockungen die Verantwortlichen reitet, so etwas auch nur anzudenken, Frau
Stadträtin!
Letzter Bereich: „Schüler prügeln Buben
spitalsreif." „Schulalltag wird immer problematischer."
„Treten", „Brustbein-Riss", „Messer", „Schlagringe",
„Pitbulls" sind die Stichworte dieser Artikel. Das ist nur einer von Hunderten
von Fällen von Mobbing in Ihrem Ressortbereich, Frau Stadträtin. Die Zahl der
Gewaltdelikte steigt erschreckend, Kinder und Jugendliche werden immer häufiger
zu Opfern. Das sagt nicht der Wolfgang Jung, sondern der Bezirksvorsteher des
23. Bezirks offiziell in seinen Informationen. Der ist schließlich Lehrer
von Beruf.
Aus diesem Grund haben zehn Wiener Direktoren die
Genehmigung zur Videoüberwachung ihrer Schulen beantragt. Ich zitiere: „Es sind
drastische Worte, die Direktor Günter Schmid findet: ‚Wir müssen die
Videoüberwachung in unserer Schule ...'" – Ich weiß, dass das
Gymnasien sind, aber glauben Sie nicht, dass das in den Hauptschulen besser
ist, Frau Stadträtin! Diese haben Sie nur besser im Griff, was die
Presseaussendungen betrifft! – Er verlangt bei der Datenschutzkommission eine
Genehmigung zur Videoüberwachung. „Diese Direktoren sehen keine andere
Möglichkeit, die Sicherheit in der Schule noch zu gewährleisten. Während andere
Schulen mit der Videoüberwachung Diebstähle bekämpfen wollen, ist die Situation
im Wiedner Gymnasium dramatischer: ‚Wir sind vor Weihnachten noch davon
gekommen', erklärt Schmid. Damals hätte es einen Fall gegeben, wo Schüler
versucht hätten, eine Toilette zu sprengen."
Er zählt dann weitere Fälle mit Stromkabeln, die
heraushängen, und die Lebensgefahr von Mitschülern auf und sagt: „Ich will
nicht, dass einer im Leichenschauhaus landet." Und nun, so sagt er, hat
sich die Situation weiter verschärft, und er ist nicht willens, wenn das nicht
genehmigt wird, die Verantwortung dafür weiter zu übernehmen.
So weit zu unseren Schulen! Wir
haben es wirklich weit gebracht, Frau Stadträtin, seit 1994, seit Bgm Häupl mit
seiner „Männinnenschaft" die Verantwortung hat! Er trägt sie aber nicht
wirklich. Er hat uns ja auch heute nur kurz ein paar Sekunden gegönnt, in denen
er da durchgehuscht ist, wahrscheinlich zur nächsten Krisensitzung
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