Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 120 von 126
Bundesländern: Wenn 33 Prozent der Eltern in Wien nichts zahlen und noch einmal 40 Prozent gestaffelt einen ermäßigten Beitrag zahlen, dann heißt das Ermäßigung. Und sie funktioniert, wenn man nach Adam Riese zusammenrechnet, für fast 70 Prozent! Also, wenn man dauernd die Kosten der 33 Prozent, die in Wien Vollzahler sind, mit denen in Bundesländern wie Niederösterreich oder Vorarlberg – ich kann mich noch an die Gio-Hahn-Kampagne erinnern: Das will ich auch, Kindergarten in Vorarlberg! – vergleicht, setzt man offenbar die unterschiedlichen Angebote als gleichwertig an. Und das ist der eigentliche Skandal!
Ein System, das keine Kinderkrippen anbietet, in dem
ein Gutteil der Einrichtungen zu Mittag schließt und in dem es nächste Woche
aus mit Kinderbetreuung ist, weil nächste Woche Sommer ist – und zu Weihnachten
und zu Ostern ist es übrigens auch aus! –, ist nicht gleichwertig! Und wenn es
für Sie gleichwertig ist, dann sagen Sie doch den Menschen ins Gesicht, dass
Vereinbarkeit von Familie und Beruf Ihnen völlig egal ist. Sagen Sie doch, dass
es Ihnen keine schlaflosen Nächte bereitet, wenn Frauen ihre Berufstätigkeit an
den Nagel hängen müssen, weil es keine adäquaten Kinderbetreuungsangebote gibt.
Unser Weg ist das nicht. (Beifall bei der SPÖ.)
Das Argument mit dem Einmaleffekt wegen der
Bundesmittel lässt sich übrigens ganz schnell entkräften. Dazu Folgendes:
Schauen wir uns zum Beispiel einmal die Gesamtaufwendungen für Kindergärten an.
Das sind insgesamt 267 Millionen EUR, übrigens so hoch wie in keinem
anderen Bundesland. Und wenn man jetzt den Teil nimmt, der für die Förderung
von Kinderbetreuungseinrichtungen ausgegeben wurde, so sind das laut
Rechnungsabschluss 2005 72,15 Millionen EUR, laut
Rechnungsabschluss 2006 78,87 Millionen EUR und laut
Rechnungsabschluss 2007 84,15 Millionen EUR.
Da sieht auch jeder Blinde: Das ist ein permanenter
Ausbau, eine permanente Steigerung, ein permanenter Ausbau des
Kinderbetreuungssystems, auf den wir stolz sein können und der natürlich nicht
in den nächsten Jahren aufhört, sondern so weitergehen wird.
Zur Kollegin Smolik ganz kurz: Die Nebenerlöse sind
im Rechnungsabschluss 2007 mehr als im Rechnungsabschluss 2006. Es ist nur
weniger als im Voranschlag. (GRin Claudia Smolik: Ja, das weiß ich eh!)
– Ja, da ist man im Voranschlag von anderen Zahlen ausgegangen. Da ist mehr
eingenommen worden als 2006. (GRin Claudia
Smolik: Aha! Okay!)
Eine Sache gibt es schon noch: Sie haben das mit den
Elternbeiträgen erwähnt. Dass die zurückgehen, zeigt ja gerade, dass die
Staffelung funktioniert, zeigt ja gerade, dass die Ermäßigung funktioniert. Und
es zeigt nicht – so wie das Frau Kollegin Anger-Koch sagt –, dass es das ja
eigentlich gar nicht gibt und dass das irgendwie ein Blödsinn ist. Ich meine,
wir geben jedes Jahr mehr aus für die Ermäßigung, und Sie stellen sich da her
und sagen: Das gibt es irgendwie nicht! – Das finde ich auch sehr skurril.
Ganz kurz – ich habe es ohnedies letztes Mal schon in
der Debatte erwähnt –: Wir verschließen uns nicht gegenüber einer Diskussion
über einen Gratis-Kindergarten, aber gerade die Unterschiede zwischen den
Bundesländern zeigen ja, dass wir nicht eine Insellösung machen dürfen, sondern
dass wir gerade da Hand in Hand mit den Partnerinnen in den anderen
Bundesländern schauen sollten, eine Bundeslösung zustande zu bekommen. Einen
Gratis-Kindergarten für 9 bis 12 Uhr, der elf Wochen geschlossen ist,
brauchen wir in Wien nicht.
Ganz kurz zuletzt noch ein Thema, das heute gar nicht
erwähnt wurde – das tut mir immer leid; meiner Meinung nach ist es ein sehr
zentrales Thema für die Geschäftsgruppe und auch für die Stadt –: Das ist die
Arbeit mit Medien und die Vermittlung von Medienkompetenz. Zentral für diese
Vermittlungsarbeit ist, dass eine Demokratie mündige Bürgerinnen und Bürger
braucht, und das sind Menschen, die mit Medien umgehen können, die selbst
MeinungsbildnerInnen sind und werden und nicht zufrieden sind mit allzu
einfachen, aber schlicht falschen Wahrheiten, wie wir sie zum Beispiel hier im
Haus immer wieder von der FPÖ vorgesetzt bekommen.
Genauso wichtig wie der Aspekt der Medienkritik ist
aber heute auch, dass Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Pensionisten, alle
Bürgerinnen und Bürger mit Medien selbst umgehen können, MedienmacherInnen
sind. Und in diesem Zusammenhang arbeitet eine Vielzahl von Einrichtungen der
Stadt. Ich denke zum Beispiel an das Medienzentrum, das heuer 30 Jahre alt
wird, ich denke an Okto, die es in zwei Jahren geschafft haben, einen
sukzessiven Ausbau sowohl der SeherInnen als auch der Programm-MacherInnen aufs
Parkett zu legen – alle Achtung! Es gibt zum Beispiel seit 40 Jahren einen
österreichischen Fernsehpreis der Erwachsenenbildung. Seit 40 Jahren haben den
durchgehend nur ORF-Produktionen gewonnen, seit zwei Jahren gibt es Okto, seit
zwei Jahren muss der ORF diesen Preis abgeben – eine tolle Sache.
Ich denke an den „ICE“, ich denke an den Reinvest in
das Bildungsnetz 2007 – eine großartige Sache! Wien war Pionier bei der
Ausstattung von Pflichtschulen mit Computerequipment, und dieser Reinvest
zeigt, diesen Titel geben wir sicher nicht ab.
Ich denke an die Büchereien, die sind Medienhäuser.
Ich denke an die „Game City“ – ich habe noch 47 Minuten Zeit, ah,
Sekunden! –, die zum ersten Mal stattgefunden hat und 25 000 Besucher
hatte – eine großartige Geschichte! –, die unseren Weg zeigt, nämlich
Jugendliche nicht pauschal zu kriminalisieren, sondern in ihren Stärken zu stärken.
Gut hat es „E-Media"
zusammengefasst – da kann ich schnell sein, denn es dauert ganz kurz –: Warum
Wien in und Leipzig out ist? – In Leipzig gibt es die Games Convention, eine
der größten Messen, die es überhaupt gibt, in Wien die „Game City“. Es ist eine
tolle Sache, die im Oktober wieder stattfinden wird, mit doppelter
Ausstellerfläche. Auf die Anwürfe, übrigens die ungustiösen und niveaulosen
Angriffe vom Herrn Kollegen Jung, kann ich nicht eingehen: Nicht weil es jetzt
out ist, sondern weil ich das schlicht und einfach nicht
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