Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 118
natürlich dann beim Budget gleich um 11 Prozent
verschätzt hat. Die Mehrausgaben hat sich nämlich Wien nur durch die gute
Konjunktur und zum Leidwesen der Wienerinnen und Wiener durch die extremen
Gebührenerhöhungen der SPÖ leisten können. Diese Zahlen führen auch zu einer
Omnipräsenz des Herrn Stadtrates. Fast täglich lesen wir nämlich in den
Presseaussendungen und in den Medien über großartige Eröffnungen neuer
Wohnbauprojekte und anderer Wohltaten unseres Herrn Stadtrats oder er lächelt
aus den unzähligen, mit Steuergeld bezahlten Beilagen in den Medien. Er
vermittelt die größte Umtriebigkeit in den Medien, die je ein Stadtrat oder
eine Stadträtin hatte. (GR Franz Ekkamp: Ja, ja!) Na, es stimmt doch,
oder? Er kündigt auch medienwirksam seine Besuche in den Gemeindebauten an.
Bekannt gemacht werden diese Termine jedoch nur bei den eigenen Genossen. Dann
sind die angekündigten Kurzvisiten manchmal leider von den Genossinnen und
Genossen nur schwach besucht. Ja, das ist so. (GR Franz Ekkamp: Der Herr BV
Tiller war bei einer anderen Veranstaltung!)
Offensichtlich sind dann auch manchmal die
Bürgerkontakte nicht so wie gewünscht gelaufen. Immer öfter wurde er mit
aufgebrachten Bürgerinnen und Bürgern konfrontiert, die sich über wirkliche
Missstände aufregen. Sein Hinweis auf die zuständigen Mitarbeiter von Wiener
Wohnen haben dann diese Gemeindebaubewohner nochmals erbost. Denn
offensichtlich waren es die, bei denen die Missstände vorher gemeldet wurden
und man hat nicht reagiert.
Die Strategie, sich selbst ein Bild der Situation zu
machen, ist offenbar nicht wirklich von den Bewohnerinnen und Bewohnern des
Gemeindebaus anerkannt worden. Vielleicht hätte er die Strategie ändern sollen,
sich besser mit seinem Büro um die Probleme kümmern sollen und ein
Kontrollmanagement innerhalb des Büros einführen sollen, ob die Aufträge auch
wirklich erledigt worden sind. Ich beziehe mich nämlich hier auf einen
Tatsachenbericht von bei solchen Veranstaltungen anwesenden Mieterinnen und
Mietern, die sich nämlich nicht ernst genommen fühlen.
Bevor ich auf Details von Wiener Wohnen komme, einige
Bemerkungen zu den stark steigenden Wohnkosten in unserer Stadt. Bei der
Rundfunkgebühr gibt es als Zuschlag bekanntlich den Kulturförderungsbeitrag. Er
wurde um 35 Prozent erhöht, Mehreinnahmen gegenüber 2005 wären 8,1 Millionen EUR.
Appellieren wir doch an den Herrn Bürgermeister, dass er einfach sagt: Nein,
wir streichen einfach diese Zusatzbelastung und lassen das einfach und ersparen
zum Beispiel den Wienerinnen und Wienern für zwei Jahre
16 Millionen EUR. Denn es sind genau diese 16 Millionen EUR, die
man bekanntlicherweise von Laska will, diese 16,5 Millionen EUR hätte man
beim Prater einsparen können, das wäre durchaus möglich. Man könnte hier mit
weniger Geld auskommen.
Wir wissen ja, dass es noch andere Kosten sind, die
Betriebskosten wachsen lassen: Das Abwasser mit 28 Prozent, die
Müllabfuhr, der Strompreis und der Gaspreis.
Kommen
wir aber nun zu den fast tagtäglichen Problemen in der Verwaltung von Wiener
Wohnen. Ich möchte hier nur einige Themen kurz ansprechen. Wir hatten ja beim
letzten Gemeinderat die Gelegenheit zu diskutieren, beispielsweise die
Ausschreibungen. Die jüngsten Ausschreibungen von Wiener Wohnen haben in diesem
Haus die Emotionen hochgehen lassen. Die eigenartige Vorgangsweise, um brave
SPÖ-Parteisoldaten unter den Gewerbetreibenden zu schützen, ruft nach
Aufklärung, denn wir stehen nach wie vor für ein neues System der
Ausschreibungen, nämlich die Bildung von ARGEs. Wir wollen aber, dass nicht bei
den Bieterlisten manipuliert wird. Das muss auch aufgeklärt werden. Wenn diese
Aufklärung passt, dann stimmen wir auch dem gesamten Vorgang zu.
Die zweite Geschichte ist der Wunsch eines
Gemeindebaus, die Hausverwaltung zu wechseln. Wir wissen, dass der
Hugo-Breitner-Hof im 14. Bezirk mit der Rasenbetreuung immensen Ärger
gehabt hat. 84 000 m² wurden einem privaten Gärtner weggenommen und
der Wiener Wohnen-eigenen AußenbetreuungsGmbH zugeschanzt. Zuerst wurden
70 Cent pro Quadratmeter gezahlt, dann 1,68, mehr als das Doppelte. Die
Mieter sind zu Recht erbost und auch das ist eine Sache ohne Ausschreibungen im
eigenen Betrieb von Wiener Wohnen. Das ist meiner Meinung nach eine wirkliche
Sauerei, die man den Mieterinnen und Mietern nicht zumuten kann.
Ein anderer Punkt ist die Gemeindebaustudie. Die ist
zwar schon älter, aber dort wird manifestiert, dass das Zusammenleben der
unterschiedlichen Kulturen in der bisher praktizierten Form gescheitert ist. Es
gibt wohl Ansätze mit den so genannten multikulturellen Mediatoren. Es wird
zwar viel versucht, aber die wirklich großen Erfolge bleiben aus. Die
Ghettotendenzen für manche Gemeindebauten sind unübersehbar. Die Sanierungen
dauern zu lange, um zumindest von der baulichen Seite eine positive Stimmung zu
erzeugen. Bei der zwischenmenschlichen Seite des Zusammenlebens fehlen mir noch
viele, viele Aktivitäten dieser Stadt.
Der nächste Punkt, die Probleme mit der
Mietermitbestimmung. Ja, wir bekennen uns auch zur Mietermitbestimmung, aber
unangenehme Mieterbeiräte werden bekanntlicherweise von der Stadt nach Möglichkeit
boykottiert. Sehr zum Nachteil nämlich jener, die die oft überhöhten
Abrechnungen von Wiener Wohnen zahlen müssen: Die Mieterinnen und Mieter des
Gemeindebaus. Obwohl manche Aktivitäten zur Verbesserung des Wissens der
Mieterbeiräte durchgeführt wurden, fehlt die aktive Unterstützung dieser
unbezahlten Mitarbeiter. Unter aktiv meine ich, dass sie Möglichkeiten haben,
von unabhängigen Experten Unterstützung zu bekommen. Diese Unterstützung würde
sie in die Lage versetzen, wirklich zu prüfen und nicht wieder von Wiener
Wohnen abhängig zu sein.
Wir haben in den letzten Monaten
und im letzten Jahr über diese Mieterplattform diskutiert, www.mieterecho.at, sie kennen sie alle.
Ich habe mir die Anzahl der Zugriffe geben lassen und ich war verblüfft, dass
es mehr als 2 Millionen Zugriffe auf dieser Homepage waren. Das
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