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Gemeinderat, 35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 32 von 118

 

propagieren ja auch immer wieder gerne und da haben Sie ja recht, dass man das soll und dass es gut ist, gute Lebensmittel zu sich zu nehmen, und Sie sagen, wir haben das in Wien. Jawohl, wir haben viele Märkte, wir haben viele Geschäfte, die auch gute Produkte führen, aber wir haben auch viele Menschen, die sich diese Produkte nicht leisten können. Und wenn man sich so durchschnittliche Preise anschaut - und ich sage jetzt immer die Billigstpreise oder die billigsten Preise - wenn man sich solche Vergleichslisten anschaut, da gibt es ja sehr viele, von der Arbeiterkammer oder unterschiedlichen Institutionen: 1 Kilo Biobrot kostet heute, das billigste Angebot, 3,18 EUR, 1 Kilo Bioweizenmehl 1,19 EUR, ½ Kilo Bio-Faschiertes 3,14 EUR, 1 Liter Biomilch über 1 EUR, 1,09 EUR, und so weiter. Käse ist extrem teuer geworden, 250 Gramm, also ¼ Kilo, 2,70 EUR. Das ist unheimlich viel Geld. Äpfel - Obst ist wichtig - die kommen nicht einmal aus Österreich, 1,77 EUR ein Kilo Äpfel, Lagerware. Wenn sie aus Österreich kommen, 2,50 EUR ungefähr. Wenn man sich vorstellt, dass jemand, vielleicht eine Alleinerzieherin oder eine Familie mit einem geringeren Einkommen mit zwei Kindern, diese Kinder oder auch natürlich die Familie selbst, sich gut und gesund ernähren soll, nebenbei natürlich ihre Wohnkosten und die Ausbildung für die Kinder bestreiten soll, dann sind die Leute finanziell an der Decke.

 

Und dazu haben sie diese Gebührenlawine, die auch die Stadt Wien über sie hereinbrechen hat lassen, auch noch zu bewältigen. Und es wird eine Aufgabe sein, dass Sie einen Weg finden, dass sich auch Menschen, die wenig verdienen, gesunde Lebensmittel leisten können.

 

Warum? Wir haben es ja erst auch kürzlich im Frauengesundheitsbeirat besprochen: Gefährliche Krankheiten oder Krankheitsbilder, wie extremes Übergewicht, sind vielfach ein soziales Problem und kein reines Gesundheitsproblem, sie ziehen ja eine Reihe von anderen Krankheitsbildern mit sich und haben nicht zuletzt damit zu tun, dass diese Menschen sich falsch ernähren. Auf der anderen Seite nützt es wirklich wenig, wenn man ihnen sagt, esst Bioprodukte, und sie können sich das nicht leisten.

 

Und deshalb würde ich auch darum ersuchen, dass vielleicht der Weg der Präsentation im Bereich Lebensmittel und Konsumentenschutz ein bisschen in eine andere Richtung geht. Ich weiß schon, und das ist sicher alles sehr gut und ansprechend, wenn man etwa hinweist, wir haben jetzt einen Slow Food Stand auf dem Karmelitermarkt, das ist eigentlich ein sehr guter und schicker Markt, wenn man genau schaut, und der kann auch deshalb gut funktionieren, weil seine Umgebung durchaus von Menschen bewohnt wird, die auch ein höheres Einkommen haben - durch die Sanierungen, die dort passiert sind -, wir haben aber in vielen Bereichen Menschen, die sich absolut nicht leisten können, das zu kaufen. Und deswegen nützt es nichts, die leckere, hausgemachte Biomarmelade zu propagieren und das gute Brot und die vielen Dinge, die wir zweifellos haben und die wir alle gerne essen, die wir hier uns vielleicht leisten können, die sich aber viele Menschen nicht leisten können. Sondern unsere Anstrengungen müssen dahin gehen, und vielleicht wird es die Schiene auch von sozialmarktähnlichen Einrichtungen sein, die es ja schon gibt, aber, und das sage ich jetzt dazu, dass man dort auch dafür sorgt, dass es auch Frischware gibt, die es ja nicht immer gibt, weil vielleicht auch die entsprechenden Kühleinrichtungen oder die Einrichtungen der Läden nicht vorhanden sind.

 

Und ich glaube, hier muss die öffentliche Hand eingreifen, weil es eben viele Menschen gibt, deren Gesundheit das brauchen würde, die dann letztlich auch höhere Kosten verursacht und die die Lebensqualität der Menschen massiv einschränkt, die nicht an diese Produkte herankommen können.

 

Und ich glaube, das ist zu unterstützen und es wird wichtig sein, dass wir hier das soziale Auge auch auf die Möglichkeit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung für die armen oder ärmeren Menschen in dieser Stadt werfen.

 

Sehr geehrte Frau Stadträtin, sehr geehrte Damen und Herren, wir haben in diesem Ressort auch den Bereich Tierschutz untergebracht, und Kollegin Smolik hat gestern davon gesprochen - und ich kann ihr da nur zustimmen - dass der Tierschutz vermutlich besser dem Bereich Umwelt angeschlossen wäre. Ja, das würde ich jederzeit unterstützen. Trotzdem, zum Thema Tierschutz zuerst einmal eine von mir und nicht nur von mir allein, sondern auch von mir kritische Anmerkung, weil ich bereits mit einigen Aussagen konfrontiert wurde, E-Mails erhalten habe und auch Telefonanrufe, dass viele Tierfreunde und Tierschützer in Wien, die den Tierschutzverein und das Tierschutzhaus unterstützen, nicht sehr glücklich sind mit der neuen Führung des Wiener Tierschutzhauses, weil sie die starke, politische Komponente der Klubobfrau und Abgeordneten Petrovic darin nicht goutieren.

 

Das muss man einmal dazusagen, das ist auch ein gutes Recht, und ich glaube auch, und das kann ich unterstützen, es wäre besser, der Tierschutz wäre in unpolitischen Händen untergebracht.

 

Dennoch zum Thema Tierschutz, das möchte ich jetzt einmal hier gesagt haben: Wir haben den Antrag schon einmal eingebracht, wir bringen ihn gemeinsam mit Abgeordneten der Österreichischen Volkspartei ein, es hat auch gestern von der Frau Kollegin Smolik einen ähnlichen Antrag gegeben und ich glaube, wir müssen am Thema bleiben, auch wenn wir sagen, es liegt jetzt nicht alles so ganz genau in der Hand der Stadt Wien, aber dennoch, glaube ich, muss man Druck drauf setzen, dass einem Missstand in Wien so schnell wie möglich ein Ende bereitet wird, sonst liegen vielleicht ein sehr heißer Sommer und noch viele weitere vor uns:

 

Es geht um die Arbeitsbedingungen und die Unterbringungsbedingungen, aber vor allem eben die Arbeitsbedingungen und die Standplatzbedingungen für die Wiener Fiakerpferde. Sie kennen unsere Einstellung dazu, es geht vor allem um die Standplätze, es geht um die Arbeitszeiten, und daher noch einmal unser Beschlussantrag an Sie, Frau Stadträtin, dass sie ersucht

 

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