Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 118
eigentlich angegeben und sinkt auch langsamer als
jene der Männer. Es gibt nach wie vor große strukturelle Probleme am
Arbeitsmarkt - einige habe ich schon erwähnt -, und aus diesem Grund haben die Grünen einen Antrag eingebracht, auf:
„Der Wiener Gemeinderat beschließt ein
arbeitsmarktpolitisches Aktionsprogramm für Frauen mit folgenden Schwerpunkten:
Aufstockung der Fördermittel der Stadt Wien für den Wiener
Arbeitnehmerinnenförderungsfonds.“
Die sind nämlich nicht erhöht worden, obwohl die
strukturellen Probleme am Arbeitsmarkt keineswegs abnehmen. Ich möchte auch an
dieser Stelle eine kleine Kritik am WAFF und der Geldmittelvergabe anbringen,
es wird immer mehr Geld des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, das
eigentlich den direkt Betroffenen, den ArbeitnehmerInnen zustehen sollte, an
Wirtschaftsförderung, an Unternehmensförderung, vergeben. Wir halten das für
falsch, ich denke, das Instrument in Wien für Unternehmensförderung und
Wirtschaftsförderung ist der Wirtschaftsförderungsfonds, der Wiener
ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds sollte ausschließlich Vereine, Projekte, Maßnahmen
fördern, die direkt den betroffenen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen zugute
kommen. Trotzdem sind wir der Meinung, dass der WAFF sehr gute Arbeit leistet
und fordern seit Jahren eine Erhöhung der Mittel. Wir fordern einen Ausbau und
Förderung von Vollarbeitsplätzen von Frauen, denn der Teilzeitschmäh und dieser
Frauenerwerbsquotenschmäh, mit dem Sie immer kommen, Frau Kollegin Krotsch, ich
muss es ansprechen, denn Sie haben es gestern so positiv erwähnt, diese
steigende Frauenerwerbsquote in Wien. Statistisch haben Sie recht, die
Frauenerwerbstätigkeit, so wie sie offiziell gemessen wird, steigt. Aber Sie
wissen ganz genau, dass sie sich auf Kosten von Vollerwerbstätigkeit von Frauen
bewegt, dass die Teilzeitarbeit steigt, dass die Armut von Frauen, die
arbeiten, zunimmt, und dass das die Lösung nicht sein kann. (GRin Mag Nicole Krotsch: Wir fördern aber
mehr Frauen!)
Da sind Sie wie das Kaninchen vor der Schlange jeden
Monat vor den Arbeitsmarktzahlen und sagen dann, juhu, sie sind gesunken und
damit war es. Das ist es nicht, es braucht eine Strategie zur
Vollerwerbstätigkeit für Frauen und die vermisse ich übrigens auch im WAFF.
Ich denke, es wäre zum Beispiel der Gender
Mainstreaming des WAFF eine sehr gute innovative Maßnahme - da könnte sich
übrigens das Gender-Budgeting-Kapitel der Stadt Wien einiges von diesem
Gender-Mainstreaming-Index abschauen -, dieser Index sollte zum Beispiel die
Förderung der Vollerwerbstätigkeit der Frauen anstatt von Teilzeitplätzen
aufnehmen.
Wir fördern verstärkte Maßnahmen zur Bekämpfung der
Frauenarbeitslosigkeit, die Entwicklung von Angeboten zur Förderung
kontinuierlicher Berufskarrieren von Frauen. Das zielt auf die Nachhaltigkeit
von Arbeitsplätzen ab, denn nur die kurzfristige Vermittlung an Arbeitsplätze
kann es ja wohl nicht sein, das wäre ja nur eine weitere Verschönerung der
Arbeitslosenstatistik, in unserem Sinne wäre das nicht.
Wir fordern eine qualitative Verbesserung der
Berufsorientierung, Erweiterung der Zugangsmöglichkeiten für atypisch
Beschäftigte zu arbeitsmarktpolitischen Förderprogrammen und eine
Intensivierung der Maßnahmen zur Unterstützung von Frauen und Mädchen in nicht
traditionellen Berufen.
Es ist nicht das erste Mal, dass wir einen ähnlichen
Antrag stellen, auch die ÖVP stellt heute einen ähnlichen Antrag zum
Arbeitsmarkt. Diesem werden wir zustimmen und ich hoffe, dass Sie auf Grund der
Dringlichkeit der Situation von Frauen am Arbeitsmarkt heute diesem Antrag
zustimmen werden.
Ein zweites frauenpolitisches Thema, das uns wichtig
ist, das von einigen meiner Kollegen und Kolleginnen schon angesprochen wurde,
ist das Gender Budgeting, das ja eigentlich theoretisch ein gutes Instrument
ist. Wir haben das auch immer gefordert, wir haben es immer begrüßt, es gibt
auch etliches Positives anzumerken.
Positiv anzumerken ist, dass es eine regelmäßige
Dokumentation von gender-spezifischen Maßnahmen oder jedenfalls das, was die
einzelnen Geschäftsgruppen darunter verstehen, gibt. Dies ist in allen
Geschäftsgruppen durchzuführen, nicht nur in einzelnen, wie es zum Beispiel
andere Bundesländer tun, sodass auch der KAV und FSW jetzt in das Gender
Budgeting einbezogen sind, und man hat wirklich bei einigen Dienststellen, die
an diesem Bericht teilnehmen, den Eindruck, ja, es macht Sinn, dass das gemacht
wird. Ja, es macht Sinn, es wird ein Bewusstsein entwickelt, man überlegt sich
in den Dienststellen, welche gender-spezifischen Maßnahmen könnten das sein.
Gender-spezifisch heißt ja nicht nur Frauenfördermaßnahmen, heißt ja, Maßnahmen
für das unterrepräsentierte Geschlecht, um Gleichstellung der Geschlechter
herbeizuführen, und es kann sich durchaus auch um so genannte männerspezifische
Maßnahmen handeln.
Allein, dieses Gender Budgeting, das
Sie vorgelegt haben, ist ein reiner Etikettenschwindel. Mein Kollege David
Ellensohn hat es gestern schon angesprochen. Das, was draufsteht, nämlich
Gender Budgeting, ist keinesfalls drinnen, es ist maximal ein
Gender-Mainstreaming-Bericht den Sie vorlegen, maximal ein erster Schritt zum
Gender Budgeting. Es gibt keine einzige Zahl, keine einzige Budgetzahl in
diesem ganzen Bericht. Das muss man sich vorstellen, man nennt etwas Gender
Budgeting und dann gibt es keine einzige Budgetzahl, keine Zahl, die einen
Vergleich zulassen würde, wie viel Geld da eigentlich ausgegeben wird im
Vergleich zu anderem, was in dieser Dienststelle ausgegeben wird. Oder wie viel
Geld wird ausgegeben im Vergleich zum Vorjahr, was da ausgegeben wurde. Oder
noch besser, und was ja eigentlich das Ziel ist, wie viel Geld wird eigentlich
für Frauen und für Männer verwendet. Nein, dieses Kernelement des Gender
Budgeting findet sich an fast keiner einzigen Stelle des gesamten Berichts
wieder. Der Bericht ist eine Aneinanderreihung von Einzelmaßnahmen einzelner
Dienststellen, zum Teil sehr ambitioniert - da stehe ich gar nicht an das zu
sagen -, er ist eine Auflistung von Veranstaltungen, und er ist kein
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