Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 118
Management noch sehr, sehr weit entfernt ist.
2006 gab es in Wien 14 Volksgaragen, in der
Zwischenzeit haben wir 19 mit insgesamt 3 560 Stellplätzen, und es gibt 8
Park-and-ride-Anlagen mit 4 936 Stellplätzen. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Und fast alle leer!) Das sind
nun insgesamt 3 560 geförderte Garagenplätze für rund 650 000 Wiener
PKW. Das bedeutet, 0,5 Prozent der Wiener Autobesitzer haben die
Möglichkeit, ihr Auto in einer jetzt nunmehr so genannten Wohnsammelgarage zu
geförderten Tarifen von rund 73 EUR abzustellen. Das bedeutet umgekehrt,
99,5 Prozent der Wiener PKW-Besitzer haben keine Möglichkeit, einen
kostengünstigen geförderten Garagenplatz durch die Stadt Wien zu erhalten.
Für 200 000 Pendler, die täglich nach Wien
kommen und auf Parkplatzsuche sind, stehen rund 5 000 Garagenplätze zur
Verfügung. Das sind zwar im Verhältnis schon etwas mehr als zuvor bei den
Anrainergaragen, aber ich würde doch sagen, 2,5 Prozent, die nun einen
Garagenplatz zur Verfügung haben, sind noch immer viel zu wenig.
Dazu kommt noch, dass sich die angebotenen
Park-and-ride-Anlagen meistens nicht sehr nahe an der Stadtgrenze, sondern
vielmehr schon weiter im Zentrum befinden, wo der Umstieg auf den ÖV-Bereich
für viele Autofahrer nicht mehr attraktiv ist.
Wenn man nun die Rechnung weiterspinnt und sich dabei
überlegt, dass sich rund – davon gehe ich mal aus – 60 Prozent der
Wienerinnen und Wiener selbst den Garagenplatz besorgen, sei es in ihrem Eigenheim,
wo sie sich befinden, oder sei es über eine eigene Abstellfläche, die sie
selbst finanzieren, so kommen wir auf eine Summe von rund 40 Prozent, die
nicht die Möglichkeit haben, sich einen eigenen Garagenplatz selbst zu
finanzieren oder vorhanden zu haben. Das heißt also, dass die Stadt Wien bis
jetzt immerhin 1,5 Prozent der erforderlichen Garagenplätze, nämlich für
die offenen 40 Prozent von 600 000 PKW, geschaffen hat.
Stellen wir uns nun vor, dass die Stadt Wien im
selben Tempo vorwärts fährt wie in den vergangenen zehn Jahren, so brauchen wir
sage und schreibe noch 600 Jahre, bis die erforderliche Stellplatzanzahl in
Wien verwirklicht wird. (Zwischenruf von
GRin Karin Schrödl.) Sie können sich das nicht vorstellen, aber so ist es,
Frau Kollegin.
Aus den Geldern der Parkraumbewirtschaftung sollen
wir aber nicht nur die Garagenplätze finanzieren, sondern wir sollen auch
Investitionen in den öffentlichen Verkehr durchführen. Daher ist es umso
unverständlicher, dass wir eine so geringe Investition von nicht einmal
9 Millionen EUR für den Weiterbetrieb der Linie 21 nicht dafür
einsetzen bei solchen Überschüssen, die wir haben. Und die Finanzstadträtin
rechtfertigt das einfach mit zu geringer Auslastung.
Hier geht es nicht um Komfort für die Wienerinnen und
Wiener, sondern anscheinend um Prestigeprojekte der Wiener Linien, und da macht
sich wahrscheinlich für die Wiener Finanzstadträtin eine U-Bahn-Eröffnung
wesentlich besser. Aber eine Straßenbahnlinie einzustellen, während man
gleichzeitig eine Europameisterschaft fordert, das ist durch nichts zu
rechtfertigen, auch nicht durch eine SPÖ-Alleinregierung, meine Damen und
Herren.
In allen Millionenstädten der ganzen Welt wird heute
von Autobussen auf Straßenbahnen umgestellt, nur die Stadt Wien möchte hier
andere Zeichen setzen. Ich glaube, dass Sie diese Zeichen über Jahr hinweg
beharrlich verweigert haben und nicht erkennen möchten. Und so ist es mir eine
Freude oder eigentlich eine Traurigkeit, darüber zu berichten, was die „Neue
Zürcher Zeitung" am 24.12.1997 geschrieben hat, also vor nunmehr bereits
mehr als zehn Jahren:
„Wer sich als Benutzer der Wiener Straßenbahn mit der
Zuversicht beruhigen will, dass der Fahrer einen im Notfall vielleicht doch
sähe, stellt fest: Die Züge der Wiener Straßenbahn haben keine
Außenspiegel."
„Die Türen der Bim – so nennt der Volksmund eine
Wiener Tram – sind laut offizieller Darstellung gegen vorzeitiges Schließen
mehrfach gesichert: das Trittbrett mit einem Tastschalter, die Türöffnung mit
einer Lichtschranke und die Umrandungen, die so genannten Türfühlerkanten, mit
Druckluftsensoren. Es wäre demnach fast auszuschließen, dass sich ein Unfall
wie jener" – damals wurde von einem Busunfall in Vorchdorf berichtet –
„bei der Wiener Straßenbahn ereignen kann."
Das Ganze schreibt die „Zürcher Zeitung" vor
mehr als zehn Jahren. Es ist so, als würde es heute in der Zeitung stehen.
Die „Zürcher Zeitung" erläutet weiter: „Die
Gewerkschaft der Bim-Fahrer" – und hier füge ich ein: die SP-Gewerkschaft
der Bim-Fahrer – „ist gegen die Montage von Außenspiegeln. Ein Sprecher teilte
mit, falls Spiegel vorhanden wären, hätte dies zur Folge, dass dem Fahrer die
Verantwortung für Unfälle aufgebürdet würde. Es hieße dann, der Fahrer hätte
die Gefahr erkennen müssen." Etwas weiter heißt es: „Die Fahrer, glaubt
man der offiziellen Auskunft der Gewerkschaft, ziehen es also vor, nach hinten
blind zu sein. Zur eigenen Sicherheit gegen rechtliche Ansprüche, nicht zu
jener von Leib und Leben der Passagiere." So zitiere ich hier weiter.
Nach dem Unfall einer leichtsinnigen Frau mit einem
Hund, den es damals vor zehn Jahren gegeben hat, „reichten zwei Politiker der
Grünen im Wiener Stadtparlament einen Antrag ein, die Straßenbahn sei bis Ende
1997 ‚mit dem bestgeeigneten Rückspiegel nachzurüsten'". – Das möchte ich
Ihnen hier auch bewusst zitieren, liebe KollegInnen von Grünen, weil Sie heute, glaube ich, genau das Gegenteil
beantragen wollen. – „Der Antrag fand keine Mehrheit."
Das Problem stellt sich bis heute noch immer. Das
zeigt die Beharrlichkeit der SPÖ. Aus Fehlern will man nicht lernen, man
verursacht weiterhin Unfälle, wie sie in den vergangenen Wochen, Monaten und
Jahren leider von uns immer wieder festzustellen sind. Es ist ein sehr
trauriges Sittenbild, dass eine Regierung hier am Ruder ist, die nicht aus
ihren Fehlern lernen möchte. Da wäre Einsicht einzufordern, wirklich notwendig.
Meine Damen und Herren! Das führte
dann sogar
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