Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 118
Widerspruch zur Menschlichkeit bringen.
Ich zitiere in diesem Zusammenhang aus der heutigen
Zeitung „Kurier". Dort steht: „Noch nie ist so viel Geld der Stadt in das
Gesundheitswesen geflossen. Spitäler sollen künftig kein Fass ohne Boden
sein." - Künftig sollen sie es nicht sein. Das unterstellt, und es
unterstellt zu Recht, dass in der Vergangenheit viel zu oft und notorisch der
Krankenanstaltenverbund ein Fass ohne Boden war und dass dort Geld verschwendet
wurde, wo man wirtschaftlich hätte handeln müssen und dass man die Bereiche der
Unterversorgung nichtsdestotrotz nicht abgedeckt hat. Also die richtige
Verwendung, die sparsame, zweckmäßige, wirtschaftliche und menschliche
Verwendung des Geldes soll unser Ziel sein.
Der Krankenanstaltenverbund ist leider in dieser
Hinsicht nicht sorgfältig genug und schreibt selbst im Rechnungsabschluss ganz
lapidar: „Wie 2006 konnte auch 2007 mit dem im Finanzierungsübereinkommen mit
der Stadt festgelegten Zuschuss nicht das Auslangen gefunden werden, sodass dem
Krankenanstaltenverbund zur Ausfinanzierung einerseits Zuschusserhöhungen durch
die Stadt Wien gewährt und andererseits Rücklagen herangezogen werden."
Man muss wissen, wir reden hier über sehr viel Geld.
Es geht in Summe für das Jahr 2007 um 1,3 Milliarden EUR Zuschuss,
den die Stadt Wien den Spitälern leistet. Da soll man sich schon fragen, ob
diese Gelder richtig und vor allem zielführend investiert sind. Wir GRÜNEN
haben - Sie erinnern sich vielleicht noch - das Kontrollamt beauftragt, die
Gebarung der Unternehmung des Krankenanstaltenverbunds hinsichtlich der Jahre
2002 bis 2006 zu überprüfen, ob man die Ziele, die man sich gesetzt hat,
erreicht hat, dass man flexibler, unternehmensorientierter, verantwortlicher,
selbstständiger die Gebarung abwickeln kann und ob es in der operativen
Geschäftstätigkeit zu richtigen Entscheidungen geführt hat.
Das Ergebnis des Kontrollamts zu diesem Bericht für
den Prüfzeitraum 2002 bis 2006 könnte nicht kritischer für den
Krankenanstaltenverbund und die Stadtregierung ausfallen. Man sollte meinen, 2007
hat man da schon erste Konsequenzen gezogen. Dem ist leider nicht so, wenn man
sich den Jahresabschluss anschaut. Nach wie vor ist einer der zentralen
Kritikpunkte des Kontrollamts ungelöst. Der Betriebskostenzuschuss steigt
weiter, die Rücklagen sind fast aufgebraucht, die Ausgabensteigerungen wurden
nicht in den Bericht genommen und die Leistungsplanung weist aus, dass die
LKF-Punkte nicht in dem Ausmaß lukriert werden konnten und man im Vergleich zu
den privaten Gemeinnützigen zurückfällt. Die Zielvereinbarungen, die man mit
den einzelnen Spitälern gemacht hat, waren im Prüfzeitraum 2002 bis 2006 zum
Teil inexistent, zum Teil ohne Konsequenzen. Aus dem vorliegenden
Jahresabschluss können wir nicht ersehen, dass sich das im Jahr 2007 relevant
geändert hätte.
In der Debatte im Gesundheitsausschuss zur
Budgetsituation und zu der Tatsache, dass man hier die Zuschüsse der Stadt Wien
erhöhen muss, wurde uns lapidar beschieden, der Zuschuss seitens der Stadt, das
Finanzierungsübereinkommen ist nicht etwa ein Vertrag, der bedient werden muss,
sondern es wäre ein unverbindliches Übereinkommen. Das ist natürlich für den
Krankenanstaltenverbund eine kommode Sache. Wenn ich mit meinem Sohn in die
Taschengeldverhandlungen so eintreten würde, dass er dann sagen könnte, das sei
eh unverbindlich, er kriege immer einen Nachschuss, dann würde er lernen, dass
es egal ist, ob man gut haushaltet oder nicht. Ich denke, so ein wichtiges und
großes Unternehmen wie der Krankenanstaltenverbund sollte Übereinkünfte ernst
und nicht als unverbindlichen Richtwert nehmen müssen!
Wir bringen daher einen Beschlussantrag ein, in dem
wir ersuchen, dass das Kontrollamt jährlich die Umsetzung der im
Kontrollamtsbericht „Gebarung des Wiener Krankenanstaltenverbundes"
aufgezeigten Maßnahmen zur Verbesserung der unternehmerischen Situation zu
überprüfen hat und jeweils einen Bericht vorlegt. Es soll nicht mehr so sein,
dass man vielleicht im Jahr 2010 oder 2012 feststellt, man hat schon wieder die
gesetzten Ziele nicht erreicht.
Ich gebe, nachdem ich so viele Anträge habe, alle auf
einmal zurück, weil sonst komme ich da in einen Pallawatsch.
In dem Zusammenhang zur Unternehmung
Krankenanstaltenverbund noch ein Nachtrag zu den gender-spezifischen Zielen.
Das ist vielleicht ein nicht untypisches Beispiel. Man hat sich unter den
gender-spezifischen Zielen die Förderung des Generaldirektors bei
Managementausbildungen als Leistung in den Bericht geschrieben. Das nehmen wir
nun, und das ist sozusagen vielleicht ein Sittenbild, nicht als eine besonders
frauenfördernde Maßnahme. Die Förderung des Generaldirektors, die Zuarbeit ist
in unseren Augen nicht eine speziell innovative Leistung hinsichtlich der
Gender-Politik des Hauses.
Wir haben einen zweiten Antrag, der sich damit
beschäftigt, dass wir wollen, dass im Krankenanstaltenverbund die Dinge, von
denen wir wissen, dass sie im Argen liegen, endlich geändert werden. Auch da
können wir auf eine Kontrollamtsüberprüfung zurückgreifen, nämlich die
Nebenbeschäftigungen der Ärzteschaft in den Krankenanstalten des KAV, wo das
Kontrollamt etwas feststellt, was wir hier schon wiederholt reklamiert haben,
nämlich die Tatsache, dass die Kernarbeitszeit von 8 bis 13 Uhr festgelegt
ist. Das ist zum Beispiel für andere Leute, wie zum Beispiel in der Untersuchungskommission
Experten und Expertinnen aus Deutschland, nicht nachvollziehbar. Die haben
geglaubt, sie haben sich verhört, dass man in den Wiener Spitälern nur zwischen
8 und 13 Uhr Kerndienstzeit hat. Diese Regelung, so kritisiert das
Kontrollamt, ermöglicht der Ärzteschaft, am Nachmittag eine umfassende
Berufstätigkeit zu entfalten. Das schlägt sich darin nieder, dass
38,1 Prozent der Ärzte der TU 1 und TU 4 immerhin 1 258
Nebenbeschäftigungen angemeldet haben.
Auf der Ebene der Führungskräfte
steigt das
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