Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 108
eingebunden.“ Immerhin geht
es um ein Riesending. Und eines ist auch klar: Wenn man sich in eine Sache
eingebunden fühlt und involviert ist und die geht dann schief, dann muss man es
auch gegen sich selbst gelten lassen, dass es schief gegangen ist. Und eine
Kindesweglegung im Sinne „Alle anderen sind schuld, das Management ist schuld
und privatwirtschaftliche Firmen sind schuld und die Leasing ist schuld und
irgendwer ist schuld“, eine Kindesweglegung in allerletzter Sekunde, meine
Damen und Herren, funktioniert eben dann nicht und dann kann die Opposition nur
zur Ultima Ratio greifen, eben zum Misstrauensantrag. (Beifall bei der ÖVP.)
Warum ist denn diese
Explore 5D, der Auftragnehmer, zahlungsunfähig gegangen, abgesehen davon,
dass sich da der Ausgleichsverwalter - vielleicht gibt es dann einen
Anschlusskonkurs, das werden wir ja sehen, dann ist es ein Masseverwalter - und
viele andere Rechtsanwälte damit sicher einige Zeit lang beschäftigen werden?
Die Frau Vizebürgermeisterin
hat heute in der Anfragebeantwortung gesagt, es ist zu einem Vertrauensverlust
zwischen der Leasing und Explore 5D als Generalunternehmer wegen
ungeklärter Rechnungen gekommen, Tatsache ist ja - apropos Vertrauensverlust,
dass die Explore 5D einen Auftrag in dieser Größenordnung von
32 Millionen EUR niemals hätte bekommen dürfen. Und da bin ich jetzt
wieder bei Ihnen, Herr Vettermann.
Wenn Sie mir wirklich
einreden wollen, dass die Immoconsult - und ich kenne die Immoconsult, das ist
ein honoriges, hervorragend arbeitendes Leasingunternehmen sowohl mit
Immobilien als auch mit Mobilien, Volksbankentochter, ist seit Jahrzehnten im
Geschäft, macht nationales und internationales Geschäft, kennt alle Tricks und
Kniffe. Wenn Sie mir weismachen wollen, dass die Immoconsult tatsächlich
niemand anderen für ein Projekt von einer halben Milliarde Schilling, 32
Millionen EUR, als die Explore 5D, die so etwas noch nie abgewickelt
hat, ausgesucht hätte, dann verhöhnen Sie dieses Haus und dann verhöhnen Sie
mich und dann verhöhnen Sie die gesamte Opposition! (Beifall bei
ÖVP, FPÖ und GRÜNEN.
Es hat gar keinen Sinn zu mutmaßen, wie das
tatsächlich zustande gekommen ist, dass die Explore 5D ausgewählt wurde.
Natürlich mag es rechtens sein, welche Konstruktion da gewählt wurde, aber ob
es gescheit war, wie die Frau Kollegin Vassilakou gesagt hat, das steht
tatsächlich auf einem ganz anderen Blatt.
Wir stellen jedenfalls fest, dass wir immer wieder
mit so fast halbseidenen Ausschreibungen – ja ein bissel eine Ausschreibung,
eine Halbausschreibung, gar keine Ausschreibung - Probleme haben. Denken wir
doch an Mongon. Da hat es zwar auch einen quasi geladenen Wettbewerb gegeben.
Da war dann der Mongon gar nicht Erster, da war er Vierter. Dann ist er auf
einmal vorgereiht worden, dann hat er gewonnen und am Schluss ist jedenfalls
auch eine Menge Geld für den Steuerzahler zu zahlen übrig geblieben und wenig
Leistung. Das zieht sich schon so ein bissel wie der rote Faden durch. Sehr oft
gehen derartige Geschichten, die ohne Ausschreibungen passieren, letzten Endes
schief, nicht nur im Ressort Laska, das muss man fairerweise auch sagen,
sondern in anderen genauso.
Denken Sie etwa nur nicht so weit weg vom Prater,
deshalb kann man es gleich dazunehmen, denken Sie etwa an das Prater-Stadion,
den Vorplatz, die Krieau, den Verkauf der Grundstücke dort, das dann auch vom
Kontrollamt kritisiert wurde, in welcher Form das geschehen ist. Das ist heute
ein erfolgreiches Projekt, im Gegensatz zum Pratervorplatz ist das
Viertel 2 heute ein erfolgreiches Projekt.
Wie wir die Grundstücke damals - verkauft kann man ja
gar nicht sagen, weil wir als Stadt Wien noch kein Geld gesehen haben -
vergeben, ich bin fast geneigt zu sagen, verschenkt haben, meine Damen und
Herren, das war auch wieder so ein Ding ohne Ausschreibung. Das war eine
Konstruktion über die Wien Holding und Partner und, und, und hat man sich ins
Boot geholt und nicht auf die Maximierung des Kaufpreises geschaut und schon
gar nicht auf Kontrolle! (VBgmin Mag Renate Brauner: Man hat geschaut, dass
etwas Gescheites rauskommt!) Ich sage Ihnen als Immobilienexperte: Dort
haben wir zum Beispiel durchaus einen dreistelligen Millionenbetrag verschenkt,
weil das heute ein erfolgreiches Projekt ist, nur sind wir es wieder einmal am
Anfang falsch angegangen.
Ich komme noch einmal auf die Explore 5D zurück
und warum die dieses Projekt nie hätte bekommen dürfen. Ja natürlich kann man
heute sagen, wir sind klüger und die haben das nicht gekonnt. Was tut der
Häuslbauer? Wir haben vorhin den Häuslbauer zitiert. Was macht denn der
Häuslbauer mit dem Bauunternehmen, dem er den Auftrag als Generalunternehmer
gibt, sein kleines Häuschen zu bauen? Was macht der? Der schaut sich die
Bonität des Unternehmens an. Das ist doch die Regel Nummer 1, das weiß
jeder kleine Bauherr: Ich schaue mir einmal an, wenn ich einen GU beauftrage,
wie bonitätsstark der ist und kann ich dem Zahlungen leisten? Siehe da, man
braucht sich nur das Firmenbuch und die Bilanzauszüge anschauen. Die Bilanz der
Explore 5D 2006, man höre und staune: Bilanzverlust 298 000 EUR,
2007 Bilanzverlust 47 000 EUR. Zu diesem Zeitpunkt 2006: Mitarbeiter
null, schlicht und einfach null! Es steht in der Bilanz weiter: „Negatives
Eigenkapital ist ausgewiesen. Nur durch Gesellschafterzuschüsse wird eine
Überschuldung vermieden.“ Und diesem Unternehmen, jetzt fragen wir gar nicht,
wer es war, ob es die Frau Vizebürgermeisterin war oder die Leasing, aber
irgendjemand hat diesem Unternehmen, das derartig bonitätsschwach war, einen
Auftrag über 32 Millionen EUR gegeben und da kann es nicht sein, dass
es keine Schuldigen dafür gibt, meine Damen und Herren! (Beifall bei ÖVP,
FPÖ und GRÜNEN.)
Solange nicht nachgewiesen ist, dass es jemand
anderer von außen ist - das mag vielleicht im Zuge des Ausgleichsverfahrens ja
noch herauskommen -, solange das nicht nachgewiesen ist, ist das Misstrauen in
die Lösungskompetenz der Frau Vizebürgermeisterin durchaus berechtigt!
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