Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 108
Das Allerschlimmste, gerade beim Energiethema, weil
das wird uns nämlich lange begleiten und es wird eines der wichtigsten Themen
sein, ist, hier steht Wien ganz schlecht da. (Bgm Dr Michael Häupl: Wo leben
Sie denn? In Klagenfurt?) Ganz entscheidend würde nämlich sein, dass man
Alternativen zu Treibstoffen, Alternativen zu Öl und Gas anbietet. Aber was
macht man in Wien? Alternative Energie wird pseudomäßig mit ein paar
Werbeartikeln gefördert, aber in realitas kommt nichts heraus. Wien ist
Schlusslicht bei der alternativen Energie! Wien ist Schlusslicht auch bei der
installierten Solarenergiefläche, obwohl die Möglichkeiten da wären! Gerade das
wäre doch ein Signal! (Bgm Dr Michael Häupl: Wissen Sie, wovon Sie reden?
Sie reden da von Wien, bitte!) Oberösterreich hat ein Vielfaches als Wien
an installierter Fläche. Die Studien sagen das ganz eindeutig. Die kann ich
Ihnen gerne zur Verfügung stellen. Wien ist eindeutig Schlusslicht! Es ist eine
dramatische Situation, dass wir auch für die Zukunft keine Alternative haben!
Leider haben Sie hier auch keine Maßnahmen anzubieten! Das ist schade, das ist
unsozial und das ist leider das Problem dieser Stadt, sehr geehrte Damen und
Herren! (Beifall bei der ÖVP. - Bgm Dr Michael Häupl: Das ist nicht zum
Aushalten!)
Deshalb bringe ich hier einen Antrag, gemeinsam mit
meinen Kollegen Dr Franz Ferdinand Wolf und Dkfm Dr Fritz Aichinger, betreffend
Rücknahme der letzten Energiepreiserhöhungen ein. Sie haben die Möglichkeit,
sich ein bisschen zu verinnerlichen und sich die Dinge noch einmal zu
überlegen. Vielleicht gibt es da noch ein Korrekturpotenzial auf Ihrer Seite.
Sie kennen den Antrag. Ich erspare mir aus Zeitgründen, ihn vorzulesen. Wir
beantragen hier die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Ein anderes Thema, Abwasser-,
Müllbeseitigungsgebühren: Da hat man uns heute abermals mitgeteilt, es gibt
quasi keine Überdeckungen, es gibt kein Problem, weil irgendwo bucht man etwas
gegen und schon sind die Überschüsse wieder im Gebührenspiegel verdeckt. Das
ist leider das Problem. Wenn man es herausrechnet, schaut die Sache natürlich
etwas anders aus. Ich finde es schon ein bisschen schade, dass man da das
Wasserrechtsgesetz bemühen muss, um irgendwie zu argumentieren, warum man
Erhöhungen braucht. Ich finde es eigentlich auch gar nicht schlüssig, wenn man
hier Vorschriften hat. Auf der anderen Seite wissen wir, dass es darum geht,
gerade in diesem Bereich verwaltungstechnische Effizienzen am Tag zu nutzen, um
günstiger wegzukommen. Ich verstehe es eigentlich nicht, wie gerade der Herr
Bürgermeister als ehemaliger Umweltstadtrat es zulassen kann, dass gerade
dieser Bereich von der Frau Umweltstadträtin heute als Abzockerbudget im
Bereich einer Umweltsteuer missbraucht wird. Irgendwo versickert das dann im
allgemeinen Budget. Ich habe eingangs gesagt, warum ich es inhaltlich verstehe,
dass Sie das tun, weil es sonst nicht mehr zusammengeht. Aber es ist einfach
unsachlich, unrichtig und wir können uns einfach nicht leisten, Abwasser um
28 Prozent und die Müllabfuhr um 19 Prozent erhöht zu bekommen!
Deshalb auch hier zwei Anträge, gemeinsam mit meinen
Kollegen Dr Franz Ferdinand Wolf und Dkfm Dr Fritz Aichinger, dazu, sehr
geehrte Damen und Herren, betreffend die Rücknahme der letzten Erhöhung der
Abwassergebühren und der Erhöhung der letzten Müllbeseitigungsabgabe. In beiden
Fällen beantragen wir wieder die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.
- VBgmin Grete Laska: Das ist ein besonderes Zeichen von Inkompetenz!)
Besonders interessant ist auch das Thema Wohnen, denn
es ist so, dass gerade die Betriebskostensituation eine ist, die sich besonders
auf die Sozialkomponente schlägt. Wenn man sich hier die Situation anschaut,
muss man sich das sehr genau anschauen, weil immer gesagt wird, es ist so toll
in Wien und alles passt in Wien. Diese Beweihräucherungstaktik haben wir ja die
letzten zweieinhalb Tage wahrgenommen.
Ich darf Ihnen zur Erinnerung nur berichten, dass der
Verbraucherpreisindex von 2005 auf 2007 um 3,7 Prozent stieg, die
Betriebskosten allerdings um 4,3 Prozent gestiegen sind, also wesentlich
mehr als das zitierte Element, das Sie vorher aus der Studie genommen haben,
weil dahinter gibt es ganz andere Zahlenkomplexe und die sind offensichtlich
nicht ganz schlüssig. Aber das viel Bessere ist, und ich glaube, Sie haben auch
gute Kontakte nach Niederösterreich und können sich das dort anschauen, dass
Niederösterreich hier viel besser ist, hat es nämlich nur eine
Betriebskostensteigerung um 3,3 Prozent, also um einen ganzen Prozentpunkt
weniger, sehr geehrte Damen und Herren, und liegt wirklich unter der
Inflationsrate! (Beifall bei der ÖVP. - Bgm Dr Michael Häupl: Das ist
sinnlos!)
Ein Punkt interessiert mich ganz besonders. Das ist
die aktuelle Frage der Ausführung der MA 30, was es damit auf sich hat.
Jetzt, wo die Gebühren dort offensichtlich eingehoben sind, möchte man hier
eine eigene Gesellschaft gründen, um das Ganze irgendwie der Kontrolle zu
entziehen. Ich denke, da wird noch viel zu diskutieren sein, damit wir
sicherstellen, dass das Geld der Wienerinnen und Wiener nicht wieder im Budget
zu versickern droht.
Wir haben hier leider ein sehr unsoziales Wien vor
uns! Die SPÖ betreibt ein Doppelspiel! Man möchte es nicht hören, man geht
lieber! Ich verstehe es ja, es ist unangenehm, es tut weh! Denn einerseits wird
sehr viel Geld für sozial Schwache ausgegeben, das sei gut. (Bgm Dr Michael Häupl, hinter den Reihen
stehend: Ich bin hier!) - Entschuldigung, ich habe Sie nicht gesehen! - Das
sei gut, auch hier anerkannt. Aber auf der anderen Seite werden
Millionenbeträge von denselben Leuten wieder eingesackt! Das ist eine
Doppelmühle, in die Leute hineinkommen. Sie werden zu Bittstellern, weil auf
der einen Seite bekommen sie zwar Geld von der Stadt, wenn sie sich brav
aufführen, aber auf der anderen Seite dürfen gerade die Ärmsten dann überhöhte
Gebühren zahlen. Ich denke, das ist eine Methode, die eher mit Feudalwirtschaft
als mit demokratiepolitischem Bewusstsein zu tun hat! (Beifall bei der ÖVP.)
Es ist eine Sache, die mich fast
ein bisschen an die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular