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Gemeinderat, 37. Sitzung vom 01.10.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 12 von 72

 

nicht, dass es zufällig im Wahlkampf passiert ist.

 

Ich möchte aber zu einem anderen Punkt kommen, den Sie auch schon angesprochen haben, nämlich den umfassenden Wartelisten. Wie Sie wissen, gibt es auch umfassende, sehr lange Wartezeiten für Menschen, die gerne eine behindertengerechte Gemeindewohnung hätten. Es gibt viel zu wenige; die demographische Entwicklung wird uns zeigen, dass wir hier viel, viel mehr brauchen werden. Es wird immer mehr ältere Menschen geben, die eine behindertengerechte Gemeindewohnung brauchen werden.

 

Meine Frage an Sie ist: Gibt es ein Konzept dafür, wie es zu einem Ausbau dieser behindertengerechten Wohnungen kommen kann? Oder versucht man, die Leute weiterhin zu vertrösten oder eben zum geförderten Wohnbau, den Sie ja vorhin auch angesprochen haben, umzuleiten? Wird es da in Zukunft wirklich eine Verbesserung der Situation geben?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Es ist vielleicht deshalb so schwierig, manche Fragen zu beantworten, weil es immer mehrere Fragen sind und oft auch Statements in die Frage verpackt werden, zu denen ich schon auch Stellung nehmen möchte.

 

Vielleicht zu Ihrer, zu deiner ersten Frage, die hier mit verpackt war: Zur Anonymität des Fragebogens möchte ich doch darauf verweisen, dass der Fragebogen auch deutlich erkennbar ein personifizierter war - das zeigt sich ja schon durch die Anrede der Mieterinnen und Mieter -, dass wir aber gleichzeitig auch das Angebot gestellt haben, dass, wer es möchte, diesen Fragebogen anonym an uns einschicken kann, entweder durch Streichen dieser persönlichen Anrede und des Barcodes oder auch durch das Anfordern eines anonymen Fragebogens. Das ist uns alles recht, aber vom Prinzip her war es schon mein Interesse, dass wir auch wissen, wo welche Fragen auftreten.

 

Das war ja auch, wenn man so will, das Diskussionsangebot, und das wird von den Mieterinnen und Mietern, wie ich weiß, sehr umfassend wahrgenommen. Es gibt auch Mieterinnen und Mieter, die mir den Fragebogen gezeigt haben, die quasi noch einen Zettel anschließen und sagen, sie wollen mir das und das auch noch mitteilen und wollen darauf eine Antwort haben. Ich erachte das in einem Dialog als sinnvoll, dass wir auch die Möglichkeit haben, auf diese Fragen einzugehen.

 

Ich kann Ihnen, ich kann dir aus eigener Erfahrung nur sagen: So schüchtern sind unsere Mieterinnen und Mieter nicht, und schon gar nicht die Mieterbeiräte. Ich bekomme eigentlich sehr umfassend Post, aus der ich nicht den Eindruck habe, dass sie besonders geschreckt sind. Warum sollten sie das auch sein? Wir haben ja weder den Wunsch noch die Möglichkeit, irgendeine Sanktionsmöglichkeit für irgendein Verhalten zu setzen. Wenn du wüsstest, wie viele Probleme wir schon damit haben, uns von Mieterinnen und Mietern zu trennen, die über Jahre Schwierigkeiten in Wohnhausanlagen machen - da gelingt es uns nur mit großem Aufwand, solche Personen aus den Anlagen hinauszubringen -, dann wirst du ja nicht ernsthaft glauben, dass das Ausfüllen eines kritischen Fragebogens irgendeine negative Auswirkung auf ein Mietverhältnis haben könnte.

 

Aber ich freue mich, dass die Mieterinnen und Mieter dieses Angebot in einem sehr umfassenden Ausmaß annehmen. Ich bin schon neugierig, wenn wir uns bei der Auswertung mit den Inhalten beschäftigen, welche Schlüsse wir daraus ziehen.

 

Zur zweiten Frage, die damit verbunden ist, nämlich ob es den Versuch gibt, mehr behindertengerechte Wohnungen einzurichten, kann ich nur sagen: Ja, den gibt es - allerdings natürlich auch mit den Problemen, die damit im baulichen und technischen Bereich verbunden sind. Es sind vor allem die Wohnhausanlagen der Zwischenkriegszeit, der Ersten Republik, der 50er, der 60er bis hin in die 70er Jahre technisch sehr schwer zu adaptieren. Wir versuchen das aber überall dort, wo wir auch in den Gemeindebauanlagen neue Projekte einrichten.

 

Ich bin zum Beispiel jetzt dabei, in Bezug auf eine sehr große Wohnhausanlage darüber nachzudenken, wie man dort durch den Wegfall eines alten Projektes gerade für Menschen mit besonderen Bedürfnissen Wohnungen schaffen kann, die dann auch von Wiener Wohnen als Gemeindewohnung vergeben werden. Ich weiß - und da teile ich deine Einschätzung -, es gibt einen sehr hohen Bedarf, nicht nur deshalb, weil es viele Menschen gibt, die durch Unfall in so eine Situation kommen, sondern weil, wie du richtig gesagt hast, die Menschen erfreulicherweise immer älter werden und die Wahrscheinlichkeit, dass man im hohen Alter auch gewisse Gebrechlichkeiten hat, hier noch zunimmt.

 

Drittens, vielleicht noch quasi zu deinem Bezug auf die Anfrage von Kollegin Frank, die ja auch in ihrer Anfrage mehrere Fragebögen angesprochen hat: Gemeint war - das habe ich jetzt am Schluss bemerkt - ein zusätzlicher Fragebogen für jene, die noch kein Mietverhältnis bei Wiener Wohnen haben. Da bin ich prinzipiell immer gerne bereit, über alles nachzudenken. Vielleicht gelingt es im Rahmen dieser Verdichtung zwischen den Angeboten von Wiener Wohnservice und Wiener Wohnen, hier auch jene, die noch keine Wohnungen haben, stärker zu ihren Wünschen und ihren finanziellen und wirtschaftlichen Möglichkeiten zu befragen, um auch abwägen zu können, ob nicht da und dort für manche Mieterinnen und Mieter auch Angebote im geförderten Wohnbau sinnvoll und notwendig sind.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Wir kommen nun zur letzten Zusatzfrage zu dieser Anfrage. Sie wird von Herrn GR Ing Mag Dworak gestellt. - Bitte.

 

GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Stadtrat!

 

Ich bleibe bei der Anonymität. Das Problem bei der Anonymität war, dass in dem Fragebogen die Anonymität sozusagen zugesichert war und dass man den Fragebogen anonym einsenden kann. Aber Sie haben schon in Ihrer Beantwortung meiner Frage gesagt, dass es immer die Intention war, aus einem Grätzel etwas zu erfahren.

 

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