Gemeinderat,
37. Sitzung vom 01.10.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 72
undurchschaubare Beziehungen, die bei vielen den Glauben an eine funktionierende Demokratie in Unordnung bringen.
Die überwiegend aus der SPÖ kommenden Manager sind
mit wenigen Ausnahmen aus diesen Fällen gut ausgestiegen. Wir werden sehr genau
verfolgen, was in diesem Fall geschehen wird und ob endlich einmal die SPÖ sich
auch zu Konsequenzen aufrafft oder ob sie weiterwurschtelt. Wenn sie
weiterwurschtelt – Sie dürfen sich wieder aufregen! –, dann werden Sie in
eineinhalb Jahren sehen, was Ihnen die Bürger als nächste Antwort geben werden.
Machen Sie so weiter, Sie werden sich noch wundern!
Von den Debakeln versuchen Sie dann immer wieder
regelmäßig abzulenken. Da haben Sie zwei Methoden entwickelt, die auch beide
mit Geld zu tun haben, und zwar mit viel Geld und wieder mit unserem Geld.
Die Methode Nummer 1: Sie schaffen sich
Abhängigkeiten, indem Sie Ihrem Ressort genehme Vereine mit oft obskurem
Hintergrund massiv fördern, damit diese dann Wohlverhalten zeigen und indirekt
Werbung für Ihre Partei oder Ihre Person machen, Frau Stadträtin! Schließlich
braucht man das Geld ja in diesen Vereinen auch im nächsten Finanzjahr.
Die Methode Nummer 2: Im Wirtschaftsbereich gibt
es einen Straftatbestand, der heißt „Anfüttern“. Sie füttern die Medien an mit
massiven Inseratenkampagnen, wie wir sie in den letzten Wochen ja bis zum
Überdruss erlebt haben. So wollen Sie Wohlverhalten erzielen.
Damit das Ganze dann nicht so offensichtlich
geschieht und außerdem die Parteikasse nicht belastet, haben Sie zwei
kostengünstige Varianten entwickelt.
Die eine ist: Es folgt eine Bewerbung der
Ressortleitung, und das wird aus dem Ressortbudget bezahlt. Und die
Politikerfotos darin sind dann reiner Zufall. Ich nenne das das System Faymann
oder ÖBB.
Das Zweite: Die geförderten Vereine füllen als
Gegenleistungen ihre Vereinszeitungen mit Inseraten und unentgeltlichen
Werbekampagnen für die SPÖ oder Sie inserieren Ihrerseits in genehmen Medien
und das zufällig vor der Wahl.
Ich bringe ein Beispiel, das ich am Dienstag aus
Ihrem Ressort, Frau Stadträtin, bekommen habe. (Der Redner hält eine
Zeitschrift in die Höhe.)
Im „move“, Sport- und Freizeitmagazin: Auf der
Seite 2 ist ganzseitig zufällig der Herr Verteidigungsminister zu sehen.
Aus welcher Partei er kommt, brauchen wir nicht zu fragen. (Der Redner hält
die genannte Zeitschrift in die Höhe.)
Auf den Seiten 3 und 4 ist Dr Peter
Wittmann zu sehen, der auffordert, richtig zu wählen, in einer Vereinszeitung,
von Vereinen, die wir massiv fördern!
Dann da eine Doppelseite, mit wem wohl? Dem
„Faynachtsmann", der die Vereine mit Geld überschütten wird.
Dann noch einmal für den Verteidigungsminister eine
weitere Seite.
Glauben Sie, das tun die wirklich aus Begeisterung
oder nicht vielleicht doch, Frau Stadträtin, weil man auf das Geld der
öffentlichen Kassen scharf ist? So schaut es aus.
Oder man macht zufällig –
das passiert immer vor den Wahlen, fällt mir auf, auch vor zwei Jahren und
jetzt wieder – ein großes Fest für Sportler, auf Regimentsunkosten natürlich,
und kommt mit 22 Fotos in eine Zeitung hinein. So geht das bei Ihnen.
Nur, es ist so weit, dass die Bürger das überziehen.
Sie sollten Ihre Zeit besser nützen, Frau Stadträtin, um im Amtsbereich Ordnung
zu schaffen.
Jetzt komme ich in den konkreten Bereich der
Geschichte Causa Explore 5D, die sich immer mehr zu einem handfesten
Skandal ausweitet. Noch einmal zur Vorgeschichte. Die kann und will ich Ihnen
nicht ersparen, Frau Stadträtin! Und wenn die Kollegin Novak jetzt wieder mit
ihrem Und-täglich-grüßt-das-Murmeltier-Zitat kommen sollte, dann sage ich ihr:
Ja, Frau Kollegin, es wird Sie immer wieder grüßen, immer wieder, bis Sie
begreifen, dass wir erst Ruhe geben, wenn unsere Fragen zufriedenstellend
beantwortet sind und der Fall aufgeklärt ist.
Ich gebe Ihnen als Trost einen anderen Merksatz mit:
Wer aus der Geschichte nicht lernt, ist verurteilt, sie zu wiederholen. Wenn
Sie aus den Wahlen jetzt nicht lernen, dann wird sich Ihre Pleite in eineinhalb
Jahren wiederholen. Merken Sie sich das!
Vielleicht hat die Frau Stadträtin in der Zwischenzeit
gelernt und besinnt sich diesmal und gibt uns die Antworten, die Sie in
sensiblen Fragen ja immer verweigert hat. Die Hoffnung stirbt zuletzt, heißt
es, und die Angelegenheit Riesenradplatz wird halt einfach immer heißer.
Ich erspare mir, die eigenartigen Vorgänge bei der
Erstellung des Masterplans, die Geldvernichtung um die Person des Herrn Mongon
und alles, was da mit Millionen-Aufwand passiert ist, aufzuzählen und gehe
direkt auf Ereignisse um die Gestaltung – namhafte Fachleute nennen sie
allerdings eine Verschandelung – des Riesenrad-Vorplatzes ein.
Es war schon sehr merkwürdig, was da passiert ist.
Und von einem Masterplan und von vorausschauender Organisation hat man nicht
viel bemerkt, sonst wäre man nämlich von dem Beginn der Europameisterschaft
nicht so überrascht worden und hätte das Projekt rechtzeitiger gestartet. Denn
schon ganz am Anfang traten die ersten Fragen auf.
Ein wesentliches Argument dafür,
dass die Opposition dieser damals sehr überhasteten Auftragsvergabe ohne Ausschreibung
letztlich zustimmte, war, dass immer wieder darauf hingewiesen wurde, man müsse
vor der EM abschließen. Der Geschäftsführer der Riesenradplatz ErrichtungsGmbH,
Herr Wurz, hat noch kurz vor der Eröffnung, nämlich im Mai dieses Jahres, in
einer Aussendung festgestellt, dass er dafür sorgen wird, dass alles vor der EM
fertiggestellt wird. Es hat aber offenbar nicht so ganz geklappt, und Sie haben
dann versucht zurückzurudern und haben gesagt, dass das Ganze natürlich während
der EM keine Baustelle wäre und es wäre ohnehin alles im Plan und es wäre
ursprünglich gar nicht vorgesehen gewesen, das alles zu eröffnen. (GRin
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