Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 130
schildert der Finanzdezernent Busch, „mit Frankfurt, Wien und New York. Gemeinsam sind wir stark …“ und so weiter. Schließlich gelte es, die Garantie aufrechtzuerhalten, dass der Eigenkapitalinvestor sein Geld zurückbekomme. Das heißt, es haben Telefonkonferenzen mit diversen deutschen Städten stattgefunden, mit Frankfurt, New York, Gelsenkirchen, Bochum und so weiter. Das heißt, Wien sitzt ganz offensichtlich in derselben Lacke, wenn ich das so sagen kann, wie diese Städte, steht mit den gleichen Schwierigkeiten in der Kreide und ist offensichtlich auch bereits gezwungen gewesen, gewisse Veränderungen gesellschaftlich und geschäftlich vorzunehmen. Was ist in diesen drei Telefonkonferenzen besprochen worden? Warum wurden sie geführt? Was ist der Gegenstand gewesen? Man wird sich nicht über das Wetter unterhalten haben. Wo hängt Wien gemeinsam mit diesen Städten drinnen? Ist es nur die AIG? Ist es Freddie Mac? Sind es andere Versicherungen und Banken? Ist irgendwo eine Depotbank zusammengebrochen und ist ebenfalls dann gerettet worden, dass Wien wieder neue Kosten auf sich zukommen wird sehen? Mit einem Wort: Da gibt es ganz klare und schwierige Fragen, die zu klären sind.
Der Kollege Strobl hat aber ganz offensichtlich nicht
recht, wenn er in der letzten Debatte gesagt hat, dass es für Wien kein Risiko
gibt, was einen allfälligen Konkursausfall einer Depotbank bedeutete. Wien wäre
abgesichert. Wenn es sich dabei um die AIG handelt, dann kann das nicht ganz
stimmen, weil schlicht und einfach jetzt bereits offensichtlich
50 Millionen im Rauchfang sind und weitere Millionen nachfolgen werden.
Eine dringende Aufklärung der ganzen Verhältnisse ist
erforderlich und ich hoffe, wenn es die Gemeinde Wien und die
sozialdemokratische Mehrheit nicht macht, dass es durch das Verfahren, das wir
angestrebt haben, sehr wohl zu einer entsprechenden Aufklärung kommen wird. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster am Wort ist Herr GR Dipl-Ing Margulies, bitte.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Vorweg nur eine ganz kurze Bemerkung zum eben
Gehörten, weil manchmal denke ich mir schon, es freut mich ganz persönlich,
wenn auch mein persönlicher Bildungsauftrag bei der FPÖ Gehör findet, um Jahre
zu spät. Schließlich hat die FPÖ auch der letzten
Cross-Border-Leasing-Transaktion noch zugestimmt. Sie können es gerne im
Protokoll nachlesen. Nichts desto weniger ... (StR Johann Herzog: Nur
bei der U-Bahn! Nur bei der U-Bahn!) Kollege Herzog, lesen Sie das
Protokoll! Sie haben selbst beim Rechenzentrum noch zugestimmt, wo in
Wirklichkeit schon viele andere Menschen kapiert haben, worum es eigentlich
geht.
Aber zurück zur eigentlichen Diskussion, zum
Budgetvoranschlag. Es ist tatsächlich traurig, sage ich, wenn ich einen Blick
in die Ränge werfe und auch auf die Galerie, dass sich unsere Diskussion zum
Budgetvoranschlag eigentlich fast zu einem sinnentleerten Ritual entwickelt
hat, welches unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Unter Ausschluss
der Öffentlichkeit unter anderem deshalb traurig, wenn man tatsächlich denkt,
dass die Zeiten, in denen wir uns befinden - und da sind wir ja zumindest in
der kurzsichtigen Analyse einer Meinung, dass eine dramatische Situation auf
uns zukommt, meines Erachtens noch erheblich dramatischer als bislang
geschildert, und da geht es nicht um Schlechtreden oder Schwarzreden. Aber wenn
man sich die entscheidenden Wirtschaftsdaten gegenwärtig ansieht, dann ist
einfach damit zu rechnen, dass die Arbeitslosigkeit noch dramatisch steigen
wird, dass die Armut dramatisch steigen wird und dass die wirklichen
Auswirkungen dieser Krise, und ich sage gerne dazu, dieser Systemkrise, erst im
nächsten Winter noch erheblich dramatischer als heuer zu spüren sein werden.
Selbstverständlich kann sich in der jetzigen
Situation keine einzige Gebietskörperschaft davon endgültig abkoppeln. Das kann
man sich, meines Erachtens, aus dem Kopf schlagen, dass das möglich ist. Aber
umgekehrt sollte auch nicht jede einzelne Gebietskörperschaft so tun, als ob
sie nicht dabei wäre, dass wir global jetzt in diese Krise geraten sind. Das
betrifft die europäische Ebene genauso wie die nationale Ebene, genauso wie die
Stadt Wien. Wenn man mitspielt in dieser Wettbewerbsphilosophie, wenn man
mitspielt in der Ausgliederungsphilosophie, wenn man mitspielt in allem, was
der Finanzmarkt bietet, Cross Border Leasing, Fremdwährungskredite, wo, gebe
ich zu, in den letzten Tagen die Stadt Wien wieder ein paar Millionen aufgeholt
hat, weil der Schweizer Franken gegenüber dem Euro einfach wieder schwächer
geworden ist, wenn man da überall mitspielt, dann muss man sich nicht wundern,
dass man auch verantwortlich gemacht wird für dieses System. Dann muss man sich
überlegen: Kann man mehr machen als Symptombekämpfung? Da greife ich einen Satz
auf, der von Christian Oxonitsch gekommen ist, wo wir sagen - Zitat aus meiner
Presseaussendung oder vielleicht war es doch die Frau Stadträtin?: Ja, die
Stadt Wien gibt mehr Geld für Sozialhilfe aus. Ja, das tut sie, aber die
Leistungen sind nicht wirklich gestiegen und die Armut ist gestiegen. Um
wirklich die Armut zu bekämpfen, um wirklich Arbeitsplätze zu schaffen, müssten
wir alle miteinander über eine Systemänderung nachdenken.
Doch was passiert denn in der
jetzigen Situation? Jetzt ganz bewusst einmal auf Ihre Seite hinüber: Da stellt
sich ein Herr Kopf her und sagt: „Die Leute sollen auf Geld verzichten.“ Ein
Herr Veit Sorger stellt sich hin und sagt: „Die Menschen, die arbeiten gehen,
sollen auf ihr Geld verzichten, damit wir gemeinsam die Krise bewältigen.“ Wo
sind denn die Gewinner der letzten zehn Jahre, die ein Vielfaches an Vermögenszuwächsen
zusammengebracht haben im Vergleich zu dem, was bislang in der Wirtschaftskrise
verloren gegangen ist? Warum macht man nicht klipp und klar: Die, die in den
letzten zehn Jahren an den Vermögenszuwächsen profitiert haben, die sollen
jetzt in der Krise auch dafür zahlen, dass diese Krise bewältigt werden kann.
Aber das Gegenteil ist der Fall. Sie wollen
„more of the same”. Sie
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