Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 130
sind und geeignet wären, auch von dieser Gemeinde
besorgt zu werden. Sehr geehrte Damen und Herren, Sie wissen, wie viel Personal
die Stadt Wien hat. Wir haben heute gehört, dass das Budget 10 beziehungsweise
11 Milliarden EUR pro Jahr ausmacht. Wer, wenn nicht Wien, sollte in
der Lage sein, diese örtliche Sicherheitspolizei auch selbst wahrzunehmen! (Beifall bei der ÖVP.)
Sehr geehrte Damen und Herren von der SPÖ! Sie sehen
es ja zum Teil auch ein. Sie sehen ein, dass in Ihren ureigensten Bereichen
etwas gemacht werden muss, daher haben wir auch schon einen Fleckerlteppich von
Ordnungsdiensten. Es gibt zwar noch keine Stadtwache, aber immerhin: Es gibt
die „Blaukappler", es gibt die „Weißkappler", es gibt die „Kehr-Force“,
es gibt die „Waste Watcher“, es gibt die Rathauswache, es gibt die
U-Bahn-Aufsicht, es gibt Naturschutzorgane und viele andere mehr.
Nützen Sie doch die Synergieeffekte, die sich aus
einer Zusammenfassung dieser Ordnungsdienste ergeben könnten! Warum sollen die
„Blaukappler" nicht auch bei einer Verunreinigung auf dem Gehsteig
einschreiten können? Warum soll ein „Waste Watcher“ nicht auch gegen einen
Autofahrer vorgehen können, der auf dem Gehsteig parkt oder eine Einfahrt
verparkt? Und damit ich in dem Zusammenhang nicht nur etwas gegen Autofahrer
sage: Warum soll er nicht auch gegen Radfahrer auf dem Gehsteig oder in einer
Fußgängerzone vorgehen können?!
Chef dieser Stadtwache sollte ein Stadtrat, ein
Innenstadtrat sein. Das wäre sinnvoll, das wäre ein Zeichen an die Bevölkerung,
ein Zeichen an den Bund, dass uns Ordnung und Sicherheit wichtig sind. Er wäre
auch der ideale Verbindungsmann zum Innenminister beziehungsweise zur
Bundespolizeidirektion Wien. In Frankfurt hat man schon längere Zeit hindurch ein
Ordnungsamt, man hat es jetzt zu einer Stadtpolizei aufgewertet. Auch das
verlangen wir mit unserem Antrag zur Schaffung einer Stadtwache. (Beifall bei der ÖVP.)
Jetzt kommt immer ein weiteres großes Gegenargument
gegen die Stadtwache, nämlich: Wer soll das finanzieren? Wie sollen wir das
bezahlen? Wie viele Personen sollen es sein? - Da sage ich Ihnen: Tausend
Mitarbeiter gibt es bei den Ordnungsdiensten jetzt schon. Wir stellen uns vor,
dass die Stadtwache mittelfristig aus 3 000 Personen besteht. Größenordnungsmäßig
ist es mit 100 Millionen EUR zu veranschlagen; das ist ungefähr,
Daumen mal Pi, eineinhalb Mal der Prater-Vorplatz.
Man könnte jetzt viele andere finanzielle Debakel
umrechnen, aber weil ich doch hoffe, dass wir so etwas nicht jedes Jahr
festzustellen haben, schlage ich Ihnen vor, dass Sie Ihr Personalmanagement
straffer führen und dass wir zu einer Harmonisierung der Pensionssysteme im
Gemeindebereich und im Bundesbereich kommen. Denn die frühzeitigen Versetzungen
in den Ruhestand kosten die Stadt Wien unglaublich viel Geld, und die
Mitarbeiter sind wenig motiviert beziehungsweise leiden an ihrer Gesundheit,
wenn die Mehrzahl der vorzeitigen Versetzungen in den Ruhestand aus
gesundheitlichen Gründen erfolgt.
Besonders unverständlich ist es allerdings, dass man
auf Personalkapazitäten und auf finanzielle Mittel verzichtet, wenn man der
Meinung ist, Mitarbeiter nicht mehr zu brauchen, und sie aus organisatorischen
Gründen einfach in den Ruhestand versetzt. Ich darf daher einen dritten und
letzten Beschlussantrag einbringen. Er betrifft die vorzeitige Versetzung von
Wiener Beamtinnen und Beamten in den Ruhestand.
Letztlich darf ich damit schließen, dass ich die Frau
Vizebürgermeisterin ersuche, von der Laisser-faire-Politik der bisherigen Jahre
Abstand zu nehmen und alles daranzusetzen, Wien schöner, sauberer und sicherer
zu machen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zur allgemeinen Beratung des Voranschlagsentwurfs
für das Jahr 2009 und des Gebührenprüfungsantrags liegt keine Wortmeldung mehr
vor.
Wir kommen somit zur Beratung der Geschäftsgruppe
Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke.
Da hat sich Herr GR Stark zum Wort gemeldet; ich
erteile es ihm. Die Redezeit beträgt, wie in der Präsidiale ausgemacht,
25 Minuten.
GR Rudolf Stark
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeister! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Sehr geehrte Frau Vizebürgermeister, in Ihrem
einleitenden Referat haben Sie die Klein- und Mittelbetriebe leider nur in
wenigen Halbsätzen erwähnt. Immerhin sind 98 Prozent der Dienstnehmer
Wiens in KMUs beschäftigt, und nur 2 Prozent der Wiener Dienstnehmer
arbeiten in Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten.
Wie wir alle wissen, sehr geehrte Frau
Vizebürgermeister, geht es diesen Betrieben überwiegend schlecht. Hauptursache
ist die schlechte Eigenkapitalsituation dieser Unternehmen. Schon vor zwei
Jahren hat Frau Wirtschaftskammerpräsident Jank festgestellt, dass bei den KMUs
in Wien Handlungsbedarf besteht. Damals Schlagzeile im „WirtschaftsBlatt":
„Finanzierung: Wirtschaftskammer Wien sieht ein Drittel der KMU bedroht."
Und im Detail dazu: „17 Prozent der 72 500 Wiener Klein- und Mittelbetriebe
befinden sich in einer katastrophalen Situation. Sowohl die Eigenkapitalquote
als auch die Umsatzrendite sind negativ. Nimmt man KMUs mit niedriger
Eigenkapitalquote - 0 bis 10 Prozent - und niedrigem Gewinn vor Steuern -
0 bis 2,5 Prozent - dazu, sind 31 Prozent der Wiener KMU
gefährdet." - So damals Frau Wirtschaftskammerpräsident Jank.
Sehr geehrte Frau Vizebürgermeister! Überträgt man
dies linear auf die Arbeitsplätze, könnte das für den größten Dienstgeber Wiens
bedeuten, dass auch fast ein Drittel der Arbeitsplätze in Wien bei den KMUs
gefährdet sind.
Weiter zum Problem KMUs, Kapital
und Pleiten im „WirtschaftsBlatt" vom 10. Oktober 2008: „Auf der
Suche nach Kapital. Wer derzeit Kapital benötigt, ist ein armer Hund."
Oder: „Kleinfirmen werden von Pleitewelle mitgerissen." Oder: „Bei
Krediten stecken viele in der Klemme. Wir müssen alles tun, damit die Klein-
und Mittelbetriebe
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