Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 130
vorgesehen, die Frau
Finanzstadträtin hat das Wiener Budget auf 0,7 Prozent angelegt. Ich bin
mir nicht so sicher, ob die 573 Millionen EUR, die sie immer als
Konjunkturpaket darstellt, das aber vor allem aus den Bundesersatzanteilen heraus
stammt, ob die Steuermittel des Finanzausgleichs wirklich so gut fließen
werden, und auch die eigenen Steuern so gut fließen werden. Das heißt also,
außer den 100 Millionen EUR ist dies kein eigenes Konjunkturpaket,
und wir haben immer noch einen Maastricht-Überschuss von
154 Millionen EUR, und da kann man nicht von antizyklischer
Budgetpolitik sprechen, sondern das ist nicht wirklich vorbereitet worden.
Kollege Schock hat das heute Vormittag schon sehr genau erklärt, wie das
ablaufen sollte. Und eines hat Androsch in dieser Sendung gestern, die Kollege
Ekkamp erwähnt hat, auch gesagt, die Krise werde noch länger dauern. Und das
Thema des gestrigen Abends war ja auch der Arbeitsmarkt und die Arbeitsplätze,
und es ist dabei sehr deutlich herausgekommen, dass durchaus große Probleme bei
Firmen entstehen, die schon zum Teil Kurzarbeit angemeldet haben, oder die
schon freigesetzt haben. Und das Wichtigste, glaube ich, ist am Arbeitsmarkt
eine hohe Qualifikation, denn qualifizierte Mitarbeiter haben auch die Chance,
qualifizierte Tätigkeiten durchzuführen. Es ist auch einer der Gründe, warum
Schock angekündigt hat, wir werden uns intensiv um die Jugend kümmern, und hier
wäre es vor allem im Bereich der Lehrlingsausbildung wichtig, neue Akzente zu
setzen und in Wien ein Lehrlingspaket auszuarbeiten. Aus diesem Grund bringen
wir, Schock, Stark und Günther, zum Thema Lehrlingskonzept einen Antrag ein:
„Es werden die amtsführende
Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke sowie die
amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend, Information aufgefordert, ein
Lehrlingskonzept zu entwickeln, das im Wesentlichen folgende Punkte umfassen
sollte: Lehrlingsbüros sollen eingerichtet werden, die über Trends,
Weiterentwicklung und Umsteigemöglichkeiten nach der Lehre informieren, es soll
eine Gleichstellung der Meisterprüfung mit der Berufsreifeprüfung im
öffentlichen Dienst erfolgen und einen freien Zugang zu Fachhochschulen geben,
eine Gleichsetzung der Lehrabschlussprüfung mit einer Studienberechtigung für
einen berufsverwandten Studienbereich, die Förderung von
Lehrlingsweiterbildungen im Ausland, einen Bildungsscheck für Lehrlinge während
der Lehrzeit, die Verbesserung des Images des Lehrberufs, eine über den
Blum-Bonus hinausgehende Unterstützung von Betrieben, die Lehrlinge ausbilden,
die Schaffung neuer Berufsbilder im Umwelt-, Sozial-, Hightech-, und
Dienstleistungsbereich, bezahlte Überstunden für Lehrlinge, Überarbeitung,
Entrümpelung und Aktualisierung der Lehrlingsschutzbestimmungen, ein Berufsbildungsgrundjahr,
Erneuerung der Infrastruktur der Berufsschulen, die Entrümplung der Lehrpläne,
verpflichtende Weiterbildung für Berufsschullehrer, eine Vorverlegung von
allgemeinen Unterrichtsgegenständen ins Berufsbildungsgrundjahr und Kürzung der
Berufsschulzeit, verbilligten Führerscheinerwerb für Lehrlinge und Schüler,
kostenlose Freifahrt der Lehrlinge zur Ausbildungsstätte und geförderte
günstige Jungwiener-Wohnungen im städtischen Wohnbau, geben.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss
für Jugend, Soziales, Information und Sport und an den Gemeinderatsausschuss
Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke beantragt.“
Einer der Punkte, der dabei noch extra erwähnt wurde,
war die Freifahrt für Lehrlinge. Letztere müssen derzeit noch immer 20 EUR
Selbstbehalt zahlen, und daher bringe ich gemeinsam mit meinen Kollegen Stark,
Mag Gudenus und Mag Jung einen Beschlussantrag an die zuständige
amtsführende Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke
sowie an die amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend, Information und Sport
ein, in der diese aufgefordert werden, mit der Verkehrsverbund Ostregion zu
verhandeln, um den derzeitigen Selbstbehalt von rund 20 EUR zu beseitigen.
Der Entfall der Einnahmen im Bereich des Verkehrsverbundes Ostregion, der durch
die Abschaffung des Selbstbehaltes entsteht, ist durch die Stadt Wien zu
ersetzen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das vorgelegte
Budget 2009 ist finanzpolitisch falsch, weil es nicht antizyklisch wirksam
wird, was jetzt genau in dieser Zeit richtig und notwendig wäre.
Es ist auch wirtschaftspolitisch falsch, denn im
Bereich der Klein- und Mittelbetriebe wird – wie Kollege Stark heute sehr
deutlich dargestellt hat – viel zu wenig getan. In manchen anderen
Bereichen wird hingegen einiges unternommen, wobei ich nicht weiß, ob das
genügt. Jedenfalls haben aber gerade auch die Klein- und Mittelbetriebe auf
Grund der Bankensituation schwere Probleme.
Außerdem ist das Budget auch sozialpolitisch falsch.
In diesem Zusammenhang ist interessant, dass ich zum Beispiel in der letzten
Fragestunde an den Bürgermeister die Frage gestellt habe, ob man nicht etwas
wie das Valorisierungsgesetz – das gemäß ÖVP und allen hier im Haus
befindlichen Oppositionsparteien wieder abgeschafft werden sollte – auch
für Hilfsleistungen wie die Sozialhilfe oder das Pflegegeld heranziehen könnte.
Darauf hat Bgm Häupl zuerst mir und dann Kollegen Margulies, der
nachgestoßen hat, ziemlich unwirsch geantwortet, dass er kein Interesse daran
hat, Fragen anders zu beantworten, als er es tut, und hat das strikt abgelehnt.
Genau dieser Bürgermeister ist
allerdings unter anderem auch der Präsident des Österreichischen Städtebundes,
und in einem Forderungspapier des Städtebundes an die neue Bundesregierung ist
ein Punkt die Evaluierung beziehungsweise Valorisierung des
Pflegegeldes. – Ich bin mir nicht ganz sicher, in welcher Position Häupl
gesprochen hat, als Wiener Bürgermeister oder als Präsident des Städtebundes,
und wo er seine Präferenzen sieht. Ich hoffe, er wird diese Forderung, wenn er
diese an die neue Bundesregierung stellt, auch hier in Wien bei der zuständigen
Sozialstadträtin beziehungsweise Gesundheitsstadträtin einbringen, um auch den
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