Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 130
Fahrplan kann man sich
überhaupt nichts vorstellen, und somit ist das Ganze schon einmal sehr
unattraktiv!
Intervallausdünnungen sind im neuen Fahrplan auch auf
der Strecke Wien Süd – Erzherzog-Karl-Straße und
Leopoldau – Floridsdorf an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen
erkennbar. Und es betrifft junge Menschen oder Nachtschwärmer und
Nachtschwärmerinnen, dass der neue Fahrplan auch die Auflassung der
Wochenendnachtzüge auf der Schnellbahnstammstrecke vorsieht.
Was habe ich bei meinem Fahrplanstudium noch
entdeckt? Es wird Endlossperren wegen Bauarbeiten für den Hauptbahnhof geben.
In der heißen Phase des Umbaues wird die Strecke voraussichtlich zwei Jahre
gesperrt werden. Die Fahrgäste werden dann in Meidling aussteigen müssen, um
sich mit der U6 weiter zu bewegen. Im Hinblick darauf erhebt sich die Frage, ob
die U6 das Ganze überhaupt aufnehmen können wird! Das wissen wir noch nicht!
Meine Damen und Herren! Der Gipfel ist allerdings die
Sperre der Tullner Donaubrücke von Ende März bis Ende September. Dadurch sind
viele durchgängige Verbindungen gar nicht mehr möglich, sodass die Fahrgäste
mit wirklich langen Umsteigezeiten konfrontiert werden. Ich habe mir den
Fahrplan angeschaut. Davon ist insbesondere die Franz-Josefs-Bahn betroffen.
Vom Franz-Josefs-Bahnhof bis Krems an der Donau fahren jetzt durchgehend
täglich 27 Direktzüge. Nach der Sperre der Tullner Donaubrücke wird es vom
Franz-Josefs-Bahnhof bis Krems an der Donau überhaupt keine Direktverbindung
mehr geben. Es werden nur noch sechs Züge von Floridsdorf bis Krems an der
Donau fahren.
Fakt ist also, dass es mit diesem neuen ÖBB-Fahrplan
für die PendlerInnen massive Verschlechterungen geben wird. Die PendlerInnen
haben mit massiven Verschlechterungen zu rechnen. Es wurde also mit der
Intervallverdichtung der S50 ein Loch gestopft, allerdings werden fünf Löcher
aufgerissen. Darum stellen wir einen Antrag, vielleicht hilft er:
„Die Frau amtsführende Stadträtin für Finanzen,
Wirtschaft, Politik und Wiener Stadtwerke und der Herr amtsführende Stadtrat
für Stadtentwicklung und Verkehr werden aufgefordert, erstens mit den ÖBB
Verhandlungen aufzunehmen, um die monate- oder jahrelange Sperre einzelner
Bahnstrecken zu verringern und um ganztägig durchgehende Verbindungen
aufrechtzuerhalten, damit die Fahrgäste dadurch keinem Umsteigezwang ausgesetzt
sind und die Fahrzeiten dadurch wieder kürzer werden, zweitens die
Wiedereinführung der Verdichtungszüge auf der Strecke Floridsdorf-Süßenbrunn
sowie zwischen Wien-Süd beziehungsweise Erzherzog-Karl-Straße und
Leopoldau-Floridsdorf zu erreichen und drittens die Wiedereinführung von
Nachtzügen auf der Schnellbahnstammstrecke zu erreichen.
Wir wollen die Zuweisung dieses Antrages.“ –
Danke schön.
Meine Damen und Herren! Ich denke, dieser neue ÖBB-Fahrplan
macht die Bahn für die Österreicher und Österreicherinnen sicherlich zu keiner
Alternative zum Auto, sondern er bewirkt genau das Gegenteil, nämlich die
Erhöhung des motorisierten Individualverkehrs in Wien. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Mag Neuhuber. Ich
erteile es ihm.
GR
Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Herr
Klubobmann Oxonitsch hat heute gesagt, dass die Opposition verunsichere. – Das
kennen wir in diesem Haus! Immer, wenn die Opposition etwas zu kritisieren oder
andere Vorschläge zu machen hat, die vielleicht der Mehrheitspartei hier nicht
passen, heißt es, dass wir verunsichern.
Wenn
Sie es uns oder mir schon nicht glauben, dann darf ich jetzt Herrn
Ex-Finanzminister Androsch zitieren, der gestern in einer Diskussionssendung im
Fernsehen zur Finanzkrise gesagt hat, dass alles noch viel, viel schlimmer
kommen wird und dass wir bisher eigentlich nur die Spitze des Eisberges gesehen
haben. Er hat das Ganze mit einem Großbrand verglichen. – Der zukünftige
Herr Bundeskanzler Faymann hat heute schon darauf reagiert und gesagt, dass er
ein Feuerwehrmann ist. Also auch innerhalb Ihrer Partei hat man bereits dieses
Bild von Androsch begriffen. Sie hier herinnen, meine Damen und Herren von der
SPÖ, scheinen aber noch immer ein wenig zu leugnen, dass wirklich eine große
Weltwirtschaftskrise auf uns zukommt. Anders kann nämlich dieses
Konjunkturpaket, das mit 100 Millionen EUR zusätzlich für eine
normale Konjunkturzeit gerade recht kommen würde, nicht aufgefasst werden,
zumal auch in einem Zeitungsartikel stand, dass das ein Kraftakt der Wiener
Landesregierung sei.
Frau
Stadträtin! Frau Vizebürgermeisterin! Wenn das ein Kraftakt ist, dann stemmen
Sie diesfalls eine Ein-Kilo-Hantel! Das ist wirklich nur ein Minimunduspaket!
Das ist viel zu wenig für die Wiener Wirtschaft in diesen Krisenzeiten! (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine
Damen und Herren! In guten Zeiten hätte man schon viel mehr sparen
beziehungsweise mehr Geld auf die Seite legen sollen, getreu dem alten Spruch:
„Rechtzeitig darauf schauen, damit man es hat, wenn man es
braucht!" – Jetzt würde man es nämlich brauchen! Hätten wir früher
eingespart und besser gewirtschaftet, dann hätten wir der Krise in Wien auch
mehr entgegenzusetzen. So aber fehlt uns der Spielraum, und es kommt nur ein
Minimunduspaketerl heraus.
Übrigens
haben wir bisher hier hauptsächlich nur Überschriften gesehen oder gelesen und
noch nicht wirklich sehr viel Konkretes darüber gehört, was wirklich geschehen
soll. Wenn ich mir die Presseaussendung vom 23. November anschaue, in der
von Infrastruktur, Wirtschaft, Forschungsförderung, Klimaschutz und Arbeitsmarkt
sehr allgemein gesprochen wird, dann befürchte ich, meine Damen und Herren,
dass es mit einer reinen Ankurbelung der Investitionen nicht getan sein wird.
Das sollte man sich übrigens auch auf Bundesebene
etwas genauer anschauen. In schlechten Zeiten nur
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