Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 130
Puller:
Ich erkläre es Ihnen dann!) Können Sie sich vorstellen, was
diese Investition kosten würde? Es geht sage und schreibe nur um
245 000 EUR. Das würde die Nachrüstung kosten. Sie sprechen vom 100
Millionen EUR Konjunkturpaket, von einem Konjunkturpaket, das Sie hier
installieren wollen, und gleichzeitig haben Sie nicht einmal das Geld für die
Nachrüstung von Außenspiegeln bei Straßenbahnen, wo es um die Sicherheit der
Menschen und um die Sicherheit der Kundinnen und Kunden geht, wo es darum geht,
dass wir in Zukunft weniger Verkehrsunfälle und mehr Sicherheit haben!
Gleichzeitig machen Sie eine Werbekampagne für den 1er und den 2er. Wir haben
eine schriftliche Anfrage dazu gestellt und werden uns das noch anschauen, weil
ich davon überzeugt bin, dass diese Werbekampagne für den 1er und den 2er mehr
als diese 245 000 EUR gekostet hat. Da frage ich mich, welcher
Aufwand hier mehr gerechtfertigt ist! (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, Sie betreiben ein
Fahrgastinfosystem, wo ich von vielen Menschen immer mehr Klagen bekomme, weil
es noch immer nicht ausgebaut ist. All die, die sich im innerstädtischen
Bereich bewegen, können zu einem relativ guten Teil schon auf das
Fahrgastinformationssystem zurückgreifen, aber alles, was schon wenige
Kilometer außerhalb des Zentrums liegt, wird schwierig. Konkret geht es um
4 559 Haltestellen in der Stadt. Davon sind gerade einmal rund
10 Prozent mit dem Fahrgastinfosystem ausgestattet. Das bedeutet, in
90 Prozent der Haltestellen müssen die Wienerinnen und Wiener und alle
Gäste von Wien ständig bis irgendwann warten, weil sie nicht wissen, wie lange
es dauert, bis ein öffentliches Verkehrsmittel kommt. Das alleine, hier mit
mehr Information zu arbeiten, wäre eine große Verbesserung für die Wienerinnen
und Wiener.
Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren, es ist
einfach zu wenig, dass Ihr Ziel ist, den Autoverkehr zu verhindern, und daraus
nur Rücklagen anzuhäufen, so wie ich das zuvor gesagt habe, rund
100 Millionen EUR an Rücklagen, die wir im Moment bereits haben,
wahrscheinlich bis Ende des Jahres eben 130 Millionen EUR, und das
alles, wo wir in die Niederflurstraßenbahnen so investieren, dass wir bis 2014
brauchen, um alle 526 Straßenbahngarnituren in Niederflurgarnituren umgestaltet
zu haben.
Zuletzt erst hat mich eine Beschwerde eines Kunden
der Wiener Linien erreicht, der mir gesagt hat, er musste als Rollstuhlfahrer
48 Minuten warten, bis ein ULF kam. 48 Minuten! Jetzt mag das wohl
ein Einzelfall gewesen sein, aber es zeigt nur, dass es notwendig ist, gerade
für Rollstuhlfahrer, für Mütter und Väter mit Kindern im Kinderwagen, für
Eltern und Geschwister, für alle, die Barrierefreiheit benötigen, diese
Niederflurstraßenbahnen rascher anzuschaffen. Unser Vorschlag ist daher, dass
wir die Raten bis 2010 entsprechend vorziehen und nicht bis 2014 warten, bis
alle 526 Straßenbahngarnituren damit ausgestattet sind. (Beifall bei der ÖVP.)
Ein anderes Problem ist der Ausbau der
Telematiksysteme, wo wir in Wien eigentlich sehr weit hinten liegen. Wie viele
Stadteinfahrten gibt es, wo wir genau wissen, wo es in der Stadt Staus gibt, wo
es in der Stadt entsprechend freie Parkplätze gibt, wie der Verkehr durch die
Stadt geleitet wird, mit großen Überkopfanzeigern, mit den entsprechenden
Messungen im Straßenverkehr? Da sind wir noch sehr weit hinten. Ich denke, im
Vergleich, vor allem zu Zürich, wenn wir uns das anschauen, liegen wir ungefähr
zehn Jahre zurück. Da hat die SPÖ die Entwicklung verschlafen, die notwendig
ist, um den Verkehr in Wien entsprechend gleiten zu lassen.
Ich möchte Ihnen noch einen Punkt sagen, weil Sie so
davon geschwärmt haben, dass hier alles im 100 Prozent Eigentum steht und
dass das allein das Beste ist. Ich möchte Ihnen sagen, dass man in Deutschland,
wo begrenzte Ausschreibungen für Verkehrsträger gemacht wurden - ich spreche
ganz bewusst von begrenzten Ausschreibungen mit genauen Leistungsdefinierungen
-, Leistungssteigerungen von 30 Prozent zusammengebracht hat.
30 Prozent Leistungssteigerung! Was wir da an zusätzlichen Investitionen
im Bereich des öffentlichen Verkehrs machen könnten, wenn wir mehr Effizienz
einfließen lassen würden, wenn wir ein verbessertes Management und einen
begrenzten Wettbewerb einfließen lassen würden, wage ich mir gar nicht
auszumalen, weil es so wunderschön für Wien wäre, wenn wir hier auch
Lichtsignalanlagen haben, die man dynamisch nach dem Stauvermeidungsprinzip
schalten könnte, und nicht, dass es umgekehrt passiert, wie es derzeit in Wien
ist, nämlich dass sich die Straßenbahn gerade dann freischaltet, wenn
eigentlich der Autofahrer gerade Grün bekommen hat und es sofort wieder auf Rot
umschaltet, damit wir nämlich ein Staubehinderungsprinzip in Wien haben. Also,
es gibt auch die Möglichkeit - ich weiß, Sie wollen es nicht gerne hören -, dass
wir die Schaltungen des öffentlichen Verkehrs so machen können, dass es zu
einer Stauvermeidung und nicht nur zu einer Stauerzeugung kommt. In diese
Richtung wollen wir, dass Sie endlich beginnen, Ihre Verkehrspolitik zu
steuern, meine Damen und Herren!
Meine Damen und Herren, es wird notwendig sein, dass
wir die Rücklagen in dieser Stadt dafür verwenden, wofür sie da sind, nämlich
für den Garagenbau, nämlich für den öffentlichen Bau, das heißt, in den
öffentlichen Verkehr investieren, in den Autobahnausbau investieren, in den
Straßenbahnausbau innerhalb der Stadt Wien investieren. Das wäre etwas, was
dringend notwendig wäre. Wir rufen Sie auf, meine Damen und Herren von der SPÖ,
dass Sie diese Schritte setzen! Solange Sie diese nicht setzen, werden wir das
Budget weiterhin ablehnen! (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR
Lindenmayr.
GR Siegi Lindenmayr (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Mein Vorredner geht hier einfach
heraus und spricht von der Würde des Hauses, möchte dem Stadtrat oberlehrerhaft
vorschreiben, wie er sich hier zu benehmen
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