Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 130
in den Griff zu bekommen, erhöhen Sie locker die Gas-
und Strompreise, einfach so, um die Kaufkraft zu reduzieren! Das ist genau das
Gegenteil! Sie haben nämlich konjunkturfördernde Maßnahmen nicht verstanden!
Das ist nicht, Grundgebühren zu erhöhen, sondern das ist, Kaufkraft zu stärken!
(Beifall bei der ÖVP. - GR Christian Oxonitsch: Warum zahlt man in Graz
45 EUR? Warum ist es in Graz so teuer?)
Ich erkläre es Ihnen. (GR Christian Oxonitsch: Warum ist es in Graz um 45 EUR teurer?) Wenn
Geld weniger wird, weil Gebühren höher werden, ist weniger Geld da, um zu
kaufen. (GR Christian Oxonitsch: Warum ist in Graz das Gas teurer? Erklären
Sie mir das!) - Ich erkläre es Ihnen später. Ich muss weiterkommen zur
Frauenpolitik in dieser Stadt.
Fakt ist, dass Sie mit diesem Verhalten antizyklisch
agieren. Es ist unverständlich, Sie schwächen die Kaufkraft, Sie schaden den
sozial Schwachen und Sie gießen in dieser Krise noch Öl ins Feuer mit Ihren
Gebührenerhöhungen!
Auf die Frauenpolitik
in dieser Stadt gehe ich jetzt näher ein. Wien hat strukturelle Defizite, trotz
Investitions- und Arbeitsmarktprogrammen die höchste Arbeitslosenrate
Österreichs mit 8,5 Prozent, was zum Beispiel um 5 Prozent höher ist
als in Oberösterreich. In Wien sind rund 30 000 Frauen arbeitslos.
Sie sind Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum mit 2,4 Prozent.
Oberösterreich hat zum Beispiel 4,6 Prozent. Sie haben 2009 für die
Frauenförderung 7,9 Millionen EUR budgetiert und geben für Werbung
fast sechsmal so viel aus. Genauso deprimierend ist die Tatsache, dass wir es
noch immer nicht geschafft haben, die Einkommensschere zu schließen und Frauen
in Wien noch immer um rund 25 Prozent weniger verdienen als Männer.
Ich bringe hier mit meinen Kolleginnen Sirvan Ekici
und Monika Riha einen Beschluss- und Resolutionsantrag zur Schaffung
qualifizierter Arbeitsplätze für Frauen ein. Die Frauenarbeitslosigkeit ist in
Wien in den letzten sieben Jahren um rund 18,5 Prozent gestiegen. Alle
Behauptungen, eine aktive Arbeitsmarktpolitik für Frauen zu betreiben oder zu
forcieren, sind in diesem Sinn nicht nachvollziehbar, wenn man noch dazu in
Betracht zieht, Wien hat die teuersten Kindergärten, die Vereinbarkeit von
Beruf und Familie ist nicht oder schwer zu verwirklichen und viele verzichten
auf ein Kind, weil es sich nicht vereinbaren lässt, Familie und Job unter einen
Hut zu bringen. Wien ist auch im Zahlenvergleich zu den Nachbarländern bei der
Frauenarbeitslosigkeit in einer sehr schlechten Position. Daher stellen wir
folgenden Beschlussantrag:
„Der Bürgermeister der Bundeshauptstadt Wien wird
aufgefordert, mit den zuständigen Stellen der Stadt Wien dafür Sorge zu tragen,
dass Förderungen und Vergünstigungen im Rahmen der Betriebsansiedlungen an die
Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen für Frauen gekoppelt werden.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Da habe ich noch einen weiteren Antrag, gemeinsam mit
meiner Kollegin Monika Riha, betreffend die Förderung von Frauen in
Spitzenpositionen. Fast alle Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass
Frauen in Führungspositionen, sowohl im öffentlichen Dienst als auch in der
Privatwirtschaft, immer noch unterrepräsentiert sind. Gleichzeitig haben diese
Studien aber auch gezeigt, dass das nicht auf irgendein Bildungs- oder
irgendein Qualifikationsdefizit zurückzuführen ist. Daher folgender
Beschlussantrag:
„Die amtsführende Stadträtin für Integration,
Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal möge in Absprache mit der
amtsführenden Stadträtin für Finanzen und Wirtschaftspolitik ein Programm
konzipieren, durch das die Präsenz von Frauen in Führungspositionen in der
Wiener Privatwirtschaft gesteigert beziehungsweise gefördert wird.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den
Gemeinderatsausschuss für Integration und Frauenfragen beantragt.“ (Beifall
bei der ÖVP.)
Jetzt komme ich zum Thema „Schutz für Frauen, die von
Gewalt betroffen sind". Wir haben in Österreich jedes Jahr bis zu
300 000 Frauen, die Opfer von Gewalt sind. Das ist jede fünfte bis zehnte
in einer Beziehung lebende Frau, die von Gewalt betroffen ist. Der Ausbau der
Einrichtungen für gewaltbedingte oder finanziell in Not geratene Frauen,
insbesondere Alleinerzieherinnen, ist Gebot der Stunde. Wien braucht dringender
als je zuvor ein fünftes Frauenhaus. Es bestehen lediglich 166 Plätze. Das ist
zu wenig!
Ähnlich ist die Situation bei den privaten
Mutter-Kind-Einrichtungen. Dort können nur 9 Prozent der Anfragenden, in
Not Geratenen aufgenommen werden. Angesichts dieser steigenden Zahl notwendiger
Plätze wird es notwendig sein, ein Extrabudget zu budgetieren, um diese Opfer
von häuslicher Gewalt nicht im Stich zu lassen.
Daher folgender Beschlussantrag von mir und meinen
Kolleginnen Sirvan Ekici und Monika Riha betreffend Erarbeitung eines
Aktionsprogramms zur Bekämpfung von häuslicher Gewalt. Man hat gesehen, dass in
den 30 Jahren durch Bestehen der Wiener Frauenhäuser mehr als 11 000
Frauen diese Einrichtung aufgesucht haben. Ankündigungen seitens der SPÖ, dass
die Übergangswohnungen ausgebaut werden, begrüßen wir sehr. Das ist uns aber zu
wenig. Wir fordern den Ausbau eines weiteren Frauenhauses. Ich stelle daher
folgenden Beschlussantrag:
„Die amtsführende Stadträtin für Integration, Frauenfragen,
KonsumentInnenschutz und Personal wird aufgefordert, in Absprache mit anderen
Geschäftsstellen und Stellen des Bundes einen Aktionsplan zur Bekämpfung von
häuslicher Gewalt zu erarbeiten und im Budgetvoranschlag für 2009 die dafür
erforderlichen finanziellen Ressourcen vorzusehen. Weiters wird die
amtsführende Stadträtin aufgefordert, den Ausbau der Einrichtungen gegen
Gewalt, insbesondere Frauenhäuser, zu forcieren und ehemöglichst ein fünftes
Frauenhaus zu errichten.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
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