Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 106 von 130
Sensibilisierungstätigkeiten. Die Broschüre „Dein Recht im Alltag", ein Leitfaden für Lesben und Schwule, wurde zum zehnten Geburtstag der WASt von StRin Frauenberger vorgestellt. Sie wird 2009 weiter verbreitet, in Vorträgen und Workshops werden die Tipps und Hilfestellungen der Broschüre auf niederschwelliger Ebene angeboten werden.
Die Information an Schulen wird weitergeführt. Auch
das Bewusstmachen, dass es zahllose Regenbogenfamilien in Wien gibt, in denen
Lesben und Schwule Verantwortung für Kinder tragen, wird zu einem Hauptthema.
Zum Schluss möchte ich zum Resolutionsantrag von
Kollegin Ekici und Freundinnen Folgendes feststellen. Ja, ich stimme dem darin
enthaltenen Satz zu, der aussagt - ich zitiere: „Die aktuelle Diskussion über
Integration in Wien und die zutage getretenen Probleme machen deutlich, wie
wichtig es ist, Integration als eine allumfassende Querschnittsmaterie zu
betrachten."
Ich stimme nicht dem Rest des Antrags zu, sehr
geehrte Damen und Herren. Dass die Stadt der Integrationspolitik nicht genügend
nachkommt, stimmt natürlich nicht. Dass die Stadt keine Integrationsstrategie
habe, stimmt auch nicht. Allein die Tatsache, dass eine eigene
Magistratsabteilung für Integration und Diversitätsangelegenheiten zuständig
ist, beweist die Dringlichkeit, aber auch die Koordination unserer
Integrationspolitik. (GRin Mag Sirvan Ekici: ... eine
Magistratsabteilung!) Ich habe den Eindruck, dass die Eindrücke der
Kollegin Ekici eher politisch motiviert sind. Fakt ist, dass die Stadt sehr
wohl über ein praktikables und umgesetztes Integrationskonzept verfügt.
Eines möchte ich noch erwähnen, was den grünen Antrag
zur Verdoppelung des Integrationsbudgets betrifft. Da halte ich es auch wie meine
Kollegin Martina Ludwig-Faymann: Wir sehen Integrationspolitik und Integration
auch als eine Querschnittsmaterie. Das heißt nicht, dass alles, was
Zuwanderinnen und Zuwanderer betrifft, in diesem Ressort zu erledigen ist.
Deswegen sind auch Budgetvorkehrungen in allen anderen Ressorts vorgesehen.
Hier haben wir ein Budget, um in erster Linie Menschen, die neu nach Österreich
kommen, unterstützen zu können. Außerdem wurde 2007 das Integrationsbudget
nahezu verdoppelt. - Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Ich sehe, bereit macht sich Frau GRin
Mag Lachkovics. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Mag Eva Lachkovics
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen!
Ich freue mich, dass ich heute zu Ihnen sprechen
kann, und auch darüber, seit nicht einmal einem Monat mit Ihnen hier für unsere
Stadt Wien arbeiten zu können. Ich möchte mich hier bei meiner Arbeit
insbesondere auf Nahversorgung konzentrieren - dazu gehören auch die Märkte,
die wunderbaren Wiener Märkte - und auf gesunde, biologische Ernährung.
Außerdem möchte ich mich auch mit Konsumentenschutz, und zwar inklusive Gentechnik,
beschäftigen. Dazu werde ich später noch etwas sagen.
Jetzt möchte ich mich vor allem mit Nahversorgung
beschäftigen. Wir verstehen unter Nahversorgung einen sehr umfassenden Begriff,
nicht nur den Einkauf für den täglichen Bedarf, nicht nur Nahrungsmittel,
sondern auch Dienstleistungen in verschiedensten Bereichen wie zum Beispiel
Gesundheit, Reparaturwerkstätten, Handwerk/Gewerbe, aber auch kulturelle
Einrichtungen, soziale Einrichtungen wie Kindergarten, Schulen,
Beratungsstellen, soziale Räume und Flächen. Spielplätze gehören dazu, Parks,
Begegnungsstätten, zum Beispiel auch Fahrradständer. Es geht also um eine
gerechtere Verteilung des öffentlichen Raums und Teilhabe am gesellschaftlichen
und kulturellen Leben für alle.
Keine Frage, dass Nahversorgung große Vorteile für
unsere Stadt bietet, nicht nur ein besseres Stadtbild, mehr Lebens- und
Wohngefühl durch belebte Straßen, Beleuchtung am Abend. Sie ist auch besonders
wichtig für Menschen, die weniger mobil sind, die kein Auto haben. Gleichzeitig
hilft sie, mehr Autoverkehr zu vermeiden und somit Umweltfolgekosten
einzusparen.
Nahversorgung schafft Arbeitsplätze, denn je
kleinteiliger die Wirtschaftsstruktur ist, desto sicherer, hochwertiger und
zahlreicher sind die Arbeitsplätze. Das heißt dann auch mehr Einnahmen für die
öffentliche Hand durch mehr Beschäftigung. Das muss gerade in Zeiten wie diesen
für den Wirtschaftsstandort Wien wichtig und mitunter auch ein bisschen Geld
wert sein.
Das Problem mit der Nahversorgung in Wien ist, dass es
doch sehr viele Geschäftsstraßen gibt, die für die Nahversorgung zuständig
wären, denen es aber gar nicht gut geht. Am Samstag, zum Beispiel, habe ich die
Alserbachstraße im 9. Bezirk besucht, und das war ein deprimierendes
Erlebnis. Das ist wirklich eine ganz triste Einkaufsstraße, die noch vor
etlichen Jahren eine lebendige Einkaufsstraße war. Jetzt gibt es ein leer
stehendes Geschäftslokal neben dem anderen und dazwischen seltsame Ramschläden.
Es gibt sicher in vielen anderen Bezirken ähnlich
triste Geschäftsstraßen. Der Fasangasse im 3. Bezirk, zum Beispiel, geht
es nicht gut, auch nicht der Brünner Straße zwischen dem Spitz und dem
Floridsdorfer Markt. Da gibt es sicher noch viele andere Beispiele.
Es gibt dafür viele Gründe. Einer davon ist, dass in
Wien doch ein gewisser Wildwuchs an Einkaufzentren ermöglicht wird. Zum
Beispiel in Wien-Mitte wird eines gebaut, und dem musste der Landstraßer Markt,
die letzte Markthalle Wiens, zum Opfer fallen. Am Hauptbahnhof wird es ein
großes Einkaufszentrum geben, bei den Komet-Gründen in Meidling, und an Wiens
Grenze, zum Beispiel in Gerasdorf, entsteht auch ein großes Shoppingcenter. Das
wird Kaufkraft von den Einkaufsstraßen Wiens, von den Märkten und von der
Nahversorgung abziehen.
Deshalb braucht es ein Nahversorgungskonzept
für die Revitalisierung von Einkaufsstraßen. Was wir brauchen, wäre eine
gezielte Steuerung des Branchen-Mix in den Einkaufsstraßen. Wir brauchen
soziokulturelle und
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