Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 105 von 130
Menschen, die sich in Wien orientieren müssen. Die Stadt bietet ZuwanderInnen ein Erstberatungs- und Sondierungsgespräch an, dadurch wird auch Vertrauen zu den Behörden gewonnen. Hier werden die nächsten Schritte festgelegt, und zwar gemeinsam, denn sonst wäre das Gespräch nicht nachhaltig und verbindlich.
Damit sie auch kostengünstig Deutsch lernen können,
gibt es Informationsmodule, von Rechtsinformation bis zum Wohnungswesen. Nach
dem Besuch von drei Informationsmodulen erhalten sie den Wiener
Sprachgutschein, damit können sie die in der Integrationsvereinbarung des
Bundes festgelegten Deutschkurse besuchen. Diese Maßnahmen betreffen übrigens
4 500 Menschen, die dadurch leichter ins Wiener Leben integriert
werden können.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wien ist eine
Zuwanderungsstadt. Sie haben hier viele Negativzahlen genannt, ich darf auch
die positiven nennen. Vielleicht wissen Sie es auch gar nicht, aber ich habe es
schon einmal erwähnt, und ich wiederhole es sehr gerne. Grundsätzlich sind
ZuwanderInnen eigentlich sehr gut ausgebildet. Rund 20 Prozent haben einen
Universitätsabschluss, etwa 30 Prozent haben eine höhere Schulbildung,
sprich Matura. Sehr geehrte Damen und Herren, das ist ein Humankapital und eine
Ressource, die wir nicht links liegen lassen können! Rein aus wirtschaftlicher
Sicht ist die Integration dieser ZuwanderInnen ein Gebot der Stunde.
Sehr geehrte Damen und Herren von der FPÖ! Sie müssen
jetzt stark sein: Wiener Betriebe beliefern auch Länder, die nicht Deutsch
sprechen, mit Dienstleistungen und Produkten. Deswegen ist die Mehrsprachigkeit
in Wien für uns sehr, sehr wertvoll. (Beifall
bei der SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn man ein Problem
lösen will, dann muss man sich zuerst überlegen, was man am Schluss erreichen
will. Unsere Zielvorstellung in Wien ist ein Wien, in dem auf Grundlage unserer
Verfassung ein vielfältiges und dynamisches Leben herrscht, mit allen
Bereicherungen, die Zuwanderinnen und Zuwanderer bieten.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir Wiener
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten fordern seit Jahren die Einsetzung
eines Integrations-Staatssekretariats. Es ist auch kein Geheimnis, dass wir mit
der Zuständigkeit des Innenministeriums für Integrationsfragen nicht glücklich
sind. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ein großer Fortschritt ist deshalb die
Ansage der neuen Bundesregierung, dass es zur Installierung einer
Integrationsbeauftragten kommen soll. Diese Position gibt es ja schon seit
mehreren Jahren in Deutschland. Hoffentlich werden dann alle
integrationsrelevanten Fragen an dieser Stelle, die ausschließlich dafür
zuständig ist, behandelt. Man kann es auch so sehen: Das Innenministerium wird
dann dadurch entlastet. Ich hoffe auch, dass dadurch eine objektivere Sicht auf
die Zuwanderung möglich sein wird.
Sehr geehrte Damen und Herren! Die Wiener Märkte sind
eine eigene Welt. So bunt wie die dort angebotenen Waren ist auch der Kreis der
Verkäuferinnen und Verkäufer, aber auch der Konsumentinnen und Konsumenten. Wir
haben vor, den unterschiedlichen Märkten Wiens eine eigene Marke zu verleihen.
Unter dem Titel „Beliebt und belebt" wird ein Gesamtkonzept für alle
Wiener Märkte ausgearbeitet werden.
Alle Fraktionen sind an einem Arbeitskreis beteiligt,
der sich der Zukunft der Wiener Märkte widmet. Das von ihm erarbeitete Wiener
Marktkonzept wird die Grundlage für alle weiteren konkreten Schritte zur
Aktivierung der Wiener Märkte darstellen. Unter anderem stellen
Frequenzzählungen und Kontrollamtsberichte die Grundlage für die Erarbeitung
des Konzepts dar. Grundlage für das neue Wiener Marktkonzept wird übrigens auch
das Ergebnis des Standlerinnen- und Standler-Beteiligungsverfahrens sein. Zu
Beginn des Jahres 2009 wird das Konzept, denke ich, fertig sein, und auf der
Basis dieses Konzepts wird die Änderung in der Wiener Marktordnung erfolgen.
Natürlich ist in diesem Konzept auch der Wiener
Naschmarkt integriert, auch dieser denkmalgeschützte Markt muss im Rahmen eines
Gesamtkonzeptes vereinbart werden. Die Sanierung des Naschmarktes wird 2010
starten und in mehreren Etappen umgesetzt werden: Kanal, Strom, Wasser, Oberflächen,
Beleuchtung, ein Müllplatz und unter anderem 400 PKW-Abstellplätze oder
eine Tiefgarage. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Tiefgarage!) Eine Tiefgarage, genau, aber die Kollegin hat gemeint,
das ist ja auch erfreulich. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Vielleicht auch einen Jachthafen?) Das
ist ein Reizwort, ich weiß, aber wir kommen nicht darum herum. Wir haben eine
Verantwortung zu tragen.
Sehr geehrte Damen und Herren! Zwar ist die
Marktwirtschaft gerade weltweit in einer veritablen Krise. Aber unsere Märkte
haben Zukunft, weil sie eben beliebt und belebt sind. (GR Dipl-Ing Martin
Margulies: Werden die Autos ...?)
Sehr geehrte Damen und Herren! Ein Vorreiter zu sein,
ist schön und gut, aber manchmal wünscht man sich schon, dass die anderen endlich
nachziehen. So zum Beispiel bei der WASt; das hast du schon erwähnt, das ist
einmalig: Die Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen
ist Österreich-weit die einzige Interessensvertretung und Beratungsstelle für
Lesben, Schwule und Transgender-Personen in einer kommunalen Verwaltung. Das
ist sehr gut für Wien, aber schlecht für Rest-Österreich. Vielleicht könnten
das auch Graz und Linz bewerkstelligen und Wien nachmachen, das soll ja eine
Vorbildwirkung haben.
Sehr geehrte Damen und Herren! Die WASt ist zehn
Jahre alt, tritt gegen Diskriminierung von Lesben, Schwulen und
Transgender-Personen auf und setzt sich für die rechtliche und
gesellschaftliche Gleichstellung in allen Lebensbereichen ein. Es wäre
natürlich schön, wenn ähnliche Organisationen auch in Rest-Österreich etabliert
werden würden. Denn Diskriminierungen dieser Art gibt es, wie wir wissen,
leider vom Bodensee bis zum Neusiedler See.
Was hat die WASt 2009 vor? Die
Beratung in Diskriminierungsfällen ist natürlich ein Schwerpunkt. Fortgeführt
werden auch die Schulungs- und
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