Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 115 von 130
Habt ihr das gewusst? Da habt ihr wahrscheinlich
gesagt: Jessas na, da kommt ja Diesel daher! Wo kommt denn der her? Das hätte
man wissen müssen, weil die Kläranlage Blumental nicht funktioniert! – Genau das hätte ich gerne vorher gelesen! Dann
hätten die Leute nämlich auch gewusst, warum das so ist. Dann hätte zum
Beispiel auch der Lastwagenfahrer, der die Melasse in den Kanal hineingelassen
hat, gewusst, dass er das nicht darf, und hätte es auch nicht gemacht. Aber so
hat er es nicht gewusst. Genau das ist es! All das ist intransparent, keiner
weiß etwas, und dann sagt man: Oje, oje, was machen wir jetzt nur? Am Schluss
werden dem Arbeiterfischerverein die Fische ersetzt, so wie es bei dem Unfall
in Laab am Walde war. – Lassen wir das einmal stehen.
Nächster Punkt, Feinstaub: Auch kein Ruhmesblatt!
Jetzt haben wir es schriftlich, es ist nämlich bei der Evaluierung des
Masterplans Verkehr zu lesen, dass die Stadt Wien beim Verkehr nicht imstande
ist, Stickoxide und Feinstaub in den Griff zu bekommen. – Das haben wir
immer gesagt, jetzt kann man es schwarz auf weiß lesen, und zwar im eigenen
Papier. Wunderbar! Jetzt ist man endlich ehrlich und sagt, dass es der Verkehr
ist. Es sind nicht immer nur die böse Slowakei, das böse Polen, das böse
Tschechien oder Rumänien schuld, wenn riesige Feinstaubmengen daherkommen.
Nein! Jetzt gibt man zu, dass es durch den Verkehr hausgemachter Dieselruß und
dadurch verursachter Feinstaub sind und die Stadt das mit ihren
Maßnahmenpaketen nicht im Griff hat, und zwar einfach gar nicht, wie man
hinzufügen muss.
Ich habe mir schon gedacht: Jetzt kommt vielleicht
wieder eine Zeitlang eine Kälteperiode, dann haben wir wieder Inversionswetter,
und hurtig werden wir in zwei, drei Tagen schon wieder das Feinstaubproblem
haben. Wenn es ein Hoch gibt, dann wird in Wien in Wirklichkeit nichts aus der
Slowakei, aus Polen oder aus Tschechien hereingetragen, sondern es ist
hausgemachter Feinstaub. Das wird nicht abgestritten, wenigstens in der
Evaluierung des Masterplans Verkehr steht die Wahrheit!
Nächster Punkt – Lärm, eine alte Geschichte: Die
Stadt Wien schreibt in der Evaluierung des Masterplans Verkehr, dass vor fünf
Jahren 72 Prozent der Wiener darüber geklagt haben, dass der
Straßenverkehr viel zu laut ist, dass sich jetzt aber nur mehr 67 Prozent
belästigt fühlen. Das soll ein toller Erfolg sein? Wenn sich zwei Drittel der
Menschen in Wien vom Straßenlärm belästigt fühlen, ist das kein wirklich toller
Erfolg, sondern ein Alarmsignal! Da muss man etwas tun!
Was aber macht die Stadt Wien? – Sie misst! Und
was macht sie mit den Messungen? Sie verheimlicht sie! Sie gibt die
Messergebnisse dem Umweltbundesamt und sagt: Wir dürfen das nicht
veröffentlichen, denn das macht das Umweltbundesamt. Und auch die Aktionspläne
sind hoch geheim. Es hätte, wie auch die Umweltanwaltschaft sagt, Mitbestimmung
geben sollen, aber auch das wurde nicht umgesetzt.
23 Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher bekommen das, und die Frau
Stadträtin sagt auf meine Anfrage – und niemand hat sich darüber
aufgeregt! – dass alle 23 Bezirke das okay finden. Zwei davon habe
ich allerdings angeschrieben, und die Antworten waren negativ. Da hat sich die
Frau Stadträtin also geirrt, aber 21 rote und schwarze Bezirksvorsteherinnen
und -vorsteher haben angeblich gesagt: Es ist alles paletti, das mit dem Lärm
ist okay, passt schon. Bei mir daheim ist es nicht laut, Hauptsache, dass es
nur bei den anderen laut ist!
In Wirklichkeit muss man sich mit dem Lärmproblem
auseinandersetzen. Im Wiener Umweltbericht steht, dass das irgendwann einmal
der Fall sein wird. – Man geht nach dem Motto vor: Es wird alles gut, man
braucht es nur auszusitzen.
Nun zur Abfallwirtschaft: Auch diesbezüglich lautet
die Parole: Irgendwann einmal wird es schon werden! So hat die Müllvermeidung
in Wien zumindest bewirkt, dass das Müllaufkommen nicht gestiegen ist. Trotzdem
haben wir eine dritte Müllverbrennungsanlage bekommen, und wenn man die
Drehrohröfen und die Wirbelschichtöfen bei der EBS dazurechnet, haben wir in
Wirklichkeit nicht drei, sondern eigentlich sechs!
Was kommt dabei heraus? – Eine Überkapazität an
Tonnage! Irgendwann einmal wird vielleicht jemand auf die Idee kommen und
sagen: Warum nehmen wir nicht den Müll aus Neapel? Die haben eh so viel, den
könnten wir locker auch noch bei uns verbrennen! Ein bisserl Heizwert wird er
schon haben, und Geld bringt das auch ein!
Sie sind nicht imstande zu sagen: Nein! Wir
importieren keinen Müll aus dem Ausland. Wir haben damals bei der
Umweltverträglichkeitsprüfung eine Erklärung der Stadt verlangt, dass Müll
nicht importiert wird. Da hat es geheißen: Nein, eine solche Erklärung können
wir nicht geben! Ich frage Sie: Warum nicht, wenn Sie das eh nicht vorgehabt
haben? – Aber es gibt eben Überkapazitäten, und die Überkapazitäten
verschlingen Geld. Nichts ist dann einfacher, als man importiert Müll. Sie
könnten ja sagen: Nein, das machen wir nicht! Wir garantieren, dass Müll nicht
importiert wird. Das würde ich mir wünschen!
Jetzt komme ich zum Thema Mobilfunk. Vor Kurzem war ich
bei einer Bürgerinitiative im 14. Bezirk eingeladen. Es gibt jetzt eine
Gesetzgebung – und jetzt stellen Sie den Bundeskanzler, der früher als
Minister dafür zuständig war –, die über die Bürgerinteressen drüber
fährt. Genau so verhält es sich auch beim Mobilfunk. Bei allen
Umweltverträglichkeitsprüfungen ist es Ihnen wurscht, was die Menschen sagen.
Hauptsache es gibt einen Betreiber, der sich einfach durchsetzt. Die Leute
dürfen nicht mitreden, sondern sie dürfen erdulden, genauso wie beim Fluglärm.
Wir sind froh, wenn wir bei der Umweltverträglichkeitsprüfung eine Kleinigkeit
heraus verhandeln, aber das Projekt kommt. Sie unterstützen die Bürger
sicherlich nicht beim Mobilfunk oder bei irgendwelchen
Umweltverträglichkeitsprüfungen.
Das beste Beispiel ist wirklich
die Lobau-Autobahn: Letztere brauchen wir wirklich wie einen Kropf. Sie kostet
sicherlich 2 Milliarden EUR, und diese 2 Milliarden EUR könnte
man locker anderswo investieren. Es ist aber
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