Gemeinderat,
39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 86 von 106
verwundert über das, was sie in Wien vorfinden. Mich
verwundert dann immer, wenn ich hier herinnen bin und mir denke: Wo leben
eigentlich die Vertreter der Opposition? In welcher Stadt leben sie? (GR Dr Franz Ferdinand Wolf: In Wien!) Ihre
Sorgen hätten die Kulturpolitiker und Kulturpolitikerinnen in Berlin, in New
York, in London gerne, wenn Sie hier so übers Kulturbudget jammern!
Das Kulturbudget ist wie immer ein Rekordbudget. Es
steigt um 13 Millionen EUR, um 6 Prozent, in 3 Jahren eine
Steigerung von 195 Millionen EUR auf 230 Millionen EUR,
eine Steigerung um 18 Prozent.
Jetzt versuche ich seit Jahren, dem Herrn Kollegen
Wolf zu erklären, was der Unterschied zwischen Rechnungsabschluss und
Voranschlag ist. Wenn Sie sich die Zahlen genauer anschauen, würden Sie merken,
dass der Rechnungsabschluss immer um 10 bis 15 Prozent höher als der
Voranschlag ist, weil es uns immer wieder gelingt, für wichtige Projekte von
der Finanzstadträtin zusätzliche Mittel zu bekommen. Das sind keine
Überziehungen, keine Nachzahlungen, das ist aktive Kulturpolitik und insbesondere
ein Verdienst des Herrn Kulturstadtrats! Daher wird der Rechnungsabschluss 2009
auch wieder um 10 bis 15 Prozent höher sein! Das heißt, es ist real eine
Steigerung von 6 Prozent pro Jahr und das ist zweifellos ein großer
Erfolg, wenn man Wien mit allen anderen Städten in Europa und in der Welt
vergleicht! (Beifall bei der SPÖ.)
Mit diesem Kulturbudget garantieren wir eine
großartige vielfältige Kulturlandschaft in dieser Stadt, die Traditionelles und
Neues bietet, die große und kleine Institutionen fördert, die Einrichtungen im
Zentrum der Stadt, aber auch an der Peripherie fördert, die institutionelle
Einrichtungen ebenso wie freie Gruppen fördert, die Junges und Neues, wie „Cash
for Culture", fördert. Wir fördern und initiieren Hunger auf Kunst und Kultur.
Wir machen eine Reihe von Anstrengungen, dass es immer auch Veranstaltungen bei
freiem Eintritt gibt, insbesondere im Wien Museum.
Wir Sozialdemokraten garantieren aber vor allem eine
Offenheit und Freiheit der Kunst. Das ist nicht selbstverständlich, wenn man in
Österreich herumschaut. Es wäre in Wien völlig undenkbar, dass die Wiener
Landesregierung den ORF massiv angreift, wenn die Berichterstattung einmal ein
bisschen kritisch ist, wie das jetzt in Kärnten der Fall war. Es wäre völlig
unvorstellbar in Wien, dass ein Künstler sagt, er kann nicht in dieser Stadt
auftreten, weil er sich bedroht fühlt, wie das konkret in Kärnten passiert ist.
Daher ist es ganz wichtig, nicht nur finanzielle Voraussetzungen, sondern auch
ein Klima der Freiheit und der Offenheit in dieser Stadt zu schaffen, dass
diese Kunst so gedeihen kann, wie es in Wien passiert! (Beifall bei der SPÖ.
- StR Johann Herzog: Das ist keine Einbahnstraße!)
Das wäre auch in Wien anders, wenn die Außenstelle der
Olympia in Wien etwas zu sagen hätte, wenn man sich anschaut, was die FPÖ oder
das BZÖ - in Wirklichkeit derselbe Sumpf - an kulturellen Leistungen in den
letzten Tagen geliefert haben. Barbara Rosenkranz glaubt, sie muss ein Buch
schreiben gegen den, wie sie sagt, angeblichen „Gender-Wahnsinn". Welche
Bücher Frau Rosenkranz schreibt, kann uns eigentlich wurscht sein, nur dass bei
der Präsentation des Buches Kritiker dieses Buches von rechten Recken
hinausgeprügelt werden, ist einfach unerhört! Das passiert bei Veranstaltungen,
für die die FPÖ die Verantwortung hat! (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn der FPÖ-Abgeordnete Lutz Weinzinger bei der
Feierstunde für Walter Nowotny sagt, die nationalsozialistische Diktatur sei
offensichtlich wirtschaftlich erfolgreicher gewesen als die Systeme vorher,
dann ist das in Wirklichkeit dasselbe wie die „ordentliche
Beschäftigungspolitik", für die Jörg Haider einmal zurücktreten hat
müssen!
Wenn die FPÖ immer gegen das Dokumentationsarchiv des
österreichischen Widerstandes stimmt, dann muss man auch wissen, warum, nämlich
weil zum Beispiel das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
derzeit eine Klage gegen den ehemaligen FPÖ-Abgeordneten Karlheinz Klement
wegen des Verdachts der Verhetzung eingereicht hat. Der Grund ist, dass man auf
der Homepage des FPÖ-Aktivisten Klement wirklich Ungeheuerlichkeiten findet.
Was dort steht, muss ich jetzt tatsächlich vorlesen. Er vergleicht das im
Zusammenhang mit dem Haider-Begräbnis.
Ich zitiere jetzt die Homepage von Karlheinz Klement:
„Beim Ableben führender Juden würde sich echte Trauer in überschaubaren Grenzen
halten." Weiters schreibt er auf der Homepage: „Ein Staatsbegräbnis würde
man Juden schon bereiten. Die Juden müssten sich nur dazu entschließen können,
möglichst zeitnah und alle auf einen Schlag gleichzeitig von dieser Welt zu
scheiden." - Das sind Ungeheuerlichkeiten, was FPÖ-Abgeordnete (StR Johann Herzog: Das ist ja keiner!) in
der Öffentlichkeit von sich geben! Daher ist es völlig berechtigt, dass das
Dokumentationsarchiv gefördert wird. Jeder Euro, der für das
Dokumentationsarchiv eingesetzt wird, ist ein richtig eingesetzter Euro und
trägt zur politischen Hygiene in unserem Land bei! (Beifall bei SPÖ, GRÜNEN
und von GRin Monika Riha.)
Die Steigerung des Kulturbudgets um 6 Prozent
geht durch alle Sparten. Es gibt einen einzigen Ansatz, wo der Ansatz etwas
geringer geworden ist, das ist der Theateransatz, und zwar deshalb, weil die
Vereinigten Bühnen Wien nächstes Jahr 2,7 Millionen EUR weniger bekommen
werden als im vergangenen Jahr. Das nur zur Aussage, dass Sie immer sagen, die
Großen kriegen immer mehr, die Kleinen immer weniger. Genau das Gegenteil ist
der Fall! Ich habe schon versucht, das in Zwischenrufen klarzumachen, weil Sie
offensichtlich primär keine Ahnung haben!
Zum Vorwurf der mangelnden Subventionskontrolle, die
gebetsmühlenartig von der ÖVP und auch der FPÖ immer kommt: Das ist natürlich
auch eine selektive Wahrnehmung der Kontrollamtsberichte. Ich weiß, Sie lesen
gern Kontrollamtsberichte. Wieso zitieren Sie immer nur das, was Ihnen passt?
Das Kontrollamt hat zum Beispiel
im letzten Bericht festgestellt, dass die MA 7 höchste Transparenz,
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