Gemeinderat,
39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 106
Steigerung dieses Kulturbudgets gegeben, für kommendes Jahr liegt diese in der Höhe von über 6 Prozent. Insgesamt ist in den vergangenen sieben Jahren das Kulturbudget um über 43 Prozent gestiegen. Ich glaube, das verdient in aller Bescheidenheit eine Erwähnung. Ich kenne nicht viele Kommunen, nicht viele Städte in Europa – in Österreich schon gar nicht –, denen das gelungen ist. Und das – auch darauf wurde hingewiesen – in einer Zeit, in der allenthalben zu Recht von der großen Krise die Rede ist, von der großen Krise, was die Weltfinanzmärkte, was die Finanzierungen allgemein anlangt. Es brechen die privaten Finanzierungen weg. Das ist in der Tat bedauerlich.
Es gibt auch einige Bereiche und Länder, wo die
öffentliche Kulturfinanzierung gekürzt wird. Ich war erst vor ein paar Tagen in
der italienischen Hauptstadt. Dort beginnen mittlerweile Streiks auch von
Kulturschaffenden, weil die öffentliche Hand ihre Förderungen reduziert.
Was tun wir? Wir tun das genaue Gegenteil. Wir
erhöhen die Kulturförderungen. Und warum tun wir das? Wir tun das, weil wir
zutiefst davon überzeugt sind, dass eine ausreichend öffentlich dotierte Kultur
und auch Wissenschaft – ich zähle auch die Wissenschaft zur Kultur im weitesten
Sinne – für die Lebensqualität der Stadt besonders wichtig ist. Sie alle kennen
die Studien, wo darauf hingewiesen wird, wie wichtig es letztendlich nicht nur
für die Menschen in dieser Stadt, sondern auch für die vielen Gäste ist, dass
es ein ausreichendes, ein großzügiges, ein interessantes, ein spannendes
Kulturangebot und Wissenschaftsangebot gibt, das auch angenommen wird.
Wir tun das, weil das auch ein einzigartiger Punkt
für die Stadt im internationalen Wettbewerb ist. Die Stadt unterscheidet sich
letztendlich durch ihre vielfältige Kultur und Wissenschaft von anderen
Städten, und nicht zuletzt auch deshalb, weil – wie zahlreiche Untersuchungen
bewiesen haben – jeder in Kultur und Forschung und Wissenschaft investierte
Euro mehrfach in diese Stadt zurückkommt. Wir glauben daher, es ist notwendig,
dass wir diesen Weg einschlagen und eingeschlagen haben.
Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten glauben,
dass Kunst und Kultur zweierlei brauchen: Das eine ist Freiheit, und das andere
sind die materiellen Grundlagen. Wir stehen – und dieses Budget ist ein
weiterer Beleg dafür – für ein offenes Klima. Wir stehen für Kritikfähigkeit,
wir stehen für Offenheit, wir stehen für Neugierde, wir stehen für Innovation
und – auch das muss einmal gesagt sein – wir eröffnen den Künstlerinnen und
Künstlern, den Kulturschaffenden, den Wissenschaftern und den Forschern die
Möglichkeit, auch zu scheitern. Auch das gehört zu einer guten Kulturpolitik,
letztendlich den langen Atem anzubieten und selbst zu haben, weil menschliche
Entwicklung grundsätzlich auch immer damit verbunden ist, dass man neue Wege
einschreiten und begehen kann, dass man dabei auch scheitern kann und dass man
aus diesem Fehler lernt und dass man etwas besser macht. Daher bin ich zutiefst
überzeugt, dass das auch zur Freiheit der Kunst und der Wissenschaft und der
Forschung gehört, dass man den darin Tätigen diese Möglichkeit und diesen
langen Atem gibt.
Die materiellen Grundlagen brauchen
selbstverständlich eine ausreichende Dotierung. Gerade was das Kultur- und das
Wissenschaftsbudget anbelangt, können Sie an den vorliegenden Zahlen schlicht
und einfach in jedem einzelnen Bereich nachlesen, dass es diese ausreichende
Dotierung gibt, verbunden mit einer wunderbaren Ausweitung des kulturellen
Angebotes und des wissenschaftlichen Angebotes.
Ein Beispiel von vielen – es wurde schon erwähnt,
aber ich sage es noch einmal, weil es eine bewusste politische Entscheidung war
– ist die Neugestaltung, Erweiterung und Ausweitung der Filmförderung. Das ist
nicht nur eine Erhöhung der Mittel – das wäre für sich genommen schon
bemerkenswert –, sondern es ist ein ganzes Paket, das wir geschnürt haben, um
einen ganz wichtigen Bereich, den audiovisuellen Bereich der Stadt zu
unterstützen, zu fördern und den Erfolg, den er in den letzten Jahren hatte,
noch auszuweiten.
Mit der Erweiterung der Filmförderung geht auch die
neue Einführung eines Fernsehfilmfonds und die Unterstützung der Kinos einher.
Ich sage das deshalb, weil ein Großteil der Fraktionen in diesem Haus diese
Unterstützung der Kinos nicht wollte. Wir sind der Meinung, dass ein
Gesamtfilmpaket und eine Gesamtsicht der Dinge des Films eine politische
Entscheidung beinhaltet, eine Entscheidung für die Vielfalt der Kinos und
dafür, dass wir Kinos in einer Situation, wo sie am privaten Markt vielleicht
nicht so bestehen könnten, öffentlich unterstützen und in einigen Fällen in
Wahrheit sogar kommunalisieren. – All das, meine Damen und Herren, ist ein
typisches und ein gutes Beispiel für diese Form der Kulturpolitik.
Ich möchte die Gelegenheit nützen, mich
selbstverständlich und in großer Überzeugung bei all den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern meines Ressorts zu bedanken, bei den verschiedenen
Magistratsabteilungen: Sie alle haben hervorragend gearbeitet, auch in der
Erstellung des Budgets. Ich glaube, es ist ein sehr, sehr gutes Budget. Ich
möchte mich bei der Frau Finanzstadträtin bedanken für die wirklich
hervorragende Zusammenarbeit und das große Verständnis und auch das Bekenntnis
von ihrer Seite und der Seite der Finanzverwaltung, dass Kultur und
Wissenschaft für diese Stadt ganz besonders wichtig ist, was natürlich in
gleicher Weise auch für den Herrn Bürgermeister gilt.
Meine Damen und Herren! Ich glaube, dass die
vorliegenden Zahlen, wenn Sie sie noch einmal sehr genau studieren wollten, sie
mit Sicherheit dazu veranlassen werden, einer weiteren Steigerung des
Kulturbudgets der Stadt für das Jahr 2009 zuzustimmen. In dieser sicheren
Gewissheit bitte ich um diese Zustimmung. – Danke sehr. (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Ich erkläre die Debatte zum Voranschlagsentwurf für das Jahr 2009 und zum
Gebührenprüfungsantrag, Postnummern 1 und 2,
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