Gemeinderat,
40. Sitzung vom 26.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 46
stattfinden, um die Fan-Zone in dieser Zeit eben auch attraktiv zu gestalten. Dies ist zum Teil geschehen, aber nicht in diesem Ausmaß, wie vorher davon die Rede war.
Und jetzt meine Frage: Hat man den Unternehmern,
bevor sie den Vertrag unterschrieben haben, dass sie dort auftreten, auch
wirklich genau gesagt, wann wer was unternehmen wird - oder ist das nur so im
Raum gestanden, und jeder hat sich darauf verlassen, das passiert ohnedies?
Oder hat es Verträge gegeben, in denen steht, am Soundsovielten tritt der auf,
dann ist das, dann ist das? Oder war es mehr eine mündliche Zusage, auf die
sich die Leute eben verlassen haben, ohne es in irgendwelchen Verträgen auch
stehen zu haben?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Herr
Bürgermeister, bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Herr
Gemeinderat! In den Verträgen, die mit den einzelnen Unternehmern abgeschlossen
worden sind, ist von dem, was dann tatsächlich stattgefunden hat, gar nicht die
Rede gewesen. Die Wahrheit ist: Es ist viel mehr passiert, als vorher
besprochen wurde - und viel, viel mehr als das, was in den Verträgen drinnen
steht.
Was wir nicht gemacht haben - das stimmt -, das ist,
dass wir bereits am Vormittag die Fan-Zonen bespielt haben. Und wer
einigermaßen mit der Welt des Fußballs auch außerhalb des Rasens vertraut ist,
der weiß, dass am Vormittag - sagen wir es einmal freundlich - eine Phase der
Erholung von der vergangenen Nacht notwendig ist. Wir hätten dort
wahrscheinlich Weltstars auftreten lassen können, und es wäre trotzdem niemand
da gewesen, denn irgendwann wird man schlafen müssen. Das ist ja wohl
verständlich und auch einsichtig.
Ich verstehe aber natürlich auch: Wenn man hier, zum
Beispiel als Standlbesitzer, mit der Erwartungshaltung hineingegangen ist, dass
man da das große, große Geschäft macht, dann kann die eine oder andere
Enttäuschung aufgetreten sein. Das mag sein. Und, du meine Güte, ich verstehe
auch, dass die Biersorte, die auf Grund der Anordnung der UEFA ausgeschenkt
werden musste, auch nicht jedermanns Sache war.
Also, so gesehen verstehe ich die eine oder andere
Enttäuschung. Das ändert aber nichts an der Tatsache: Niemand ist gezwungen
worden, diese Wirtschaftsverträge zu unterschreiben. Jeder hat die
Rahmenbedingungen dafür gekannt. Und der überwiegende Teil war auch sehr
zufrieden.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
- Die 3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Dipl-Ing Gretner gestellt. –
Bitte.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Auf Grund der
Ereignisse der letzten Monate interessiert mich, wie die Firma Event &
Gastro zu diesem Auftrag gekommen ist. (VBgmin
Mag Renate Brauner: Wieder einmal! Eine „spannende" Frage!) Welche
Art von Interessentensuche oder Vergabeverfahren hat dazu geführt, dass dieses
Unternehmen diese Aufgabe bekommen hat? (VBgmin
Mag Renate Brauner: Alien! Gelandet!)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Danke schön.
Ich bedanke mich auch sehr für die Frage, denn: Es ist europaweit
ausgeschrieben worden, und der Bestbieter ist genommen worden. Und das ist mit
ein Grund, dass ich dieser Frage ruhig gegenüberstehe, denn: Auch da wurde
niemand gezwungen zu diesem Unternehmen. Es ist ja nicht einmal geklärt, ob ein
ursächlicher Zusammenhang besteht zwischen diesem Auftrag oder diesem Vertrag,
der hier geschlossen wurde, und der Insolvenz. Das ist zur Stunde nicht
geklärt.
Aber es ist halt immer leicht gesagt, die Stadt Wien
ist an irgendetwas schuld. Das ist natürlich leicht. (GRin
Dipl-Ing Sabine Gretner: Das habe ich nicht gesagt!) Nein, nicht Sie,
aber das ist in den Medien so dargstellt worden.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
- Die 4. Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr Aigner gestellt. - Bitte.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Bürgermeister! Es ist ganz klar, dass Sie
nicht zu jedem Insolvenzverfahren, vor allem, wenn es ein laufendes ist,
Stellung nehmen können und wollen. Aber fällt es Ihnen nicht auch auf, dass im
Bereich der Geschäftsgruppe, von der wir hier sprechen, die Zahl der
Insolvenzverfahren, vor allem dann, wenn es um öffentliche Aufträge geht, doch
signifikant höher geworden ist (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Das ist ja unglaublich!) und wir uns hier im
Gemeinderat schon des Öfteren mit derartigen Insolvenzen, auch im Sinne von
Nachschussverpflichtungen, beschäftigen mussten? (VBgmin Mag Renate
Brauner: Das ist echt eine Frechheit, wirklich! Das ist echt ein schlechter
Scherz! Sollen wir jetzt alle ÖVP-Unternehmer aufzählen, die schon in Insolvenz
gegangen sind?)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Herr
Gemeinderat! Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich - und dafür gilt das im
besonderen Ausmaß. (VBgmin
Mag Renate Brauner: Das ist ja unglaublich! Das ist ja unverantwortlich!
Das ist eine Niveaulosigkeit!) Denn hier ist das alles so glasklar, und das
im diametralen Gegensatz zu dem, was Sie dem „Kurier" erzählt haben. (VBgmin Mag Renate Brauner, in Richtung
GR Dr Wolfgang Aigner: Entschuldigen Sie, so eine Niveaulosigkeit ist
peinlich! – Gegenruf bei der ÖVP: Lassen Sie den Herrn Bürgermeister ausreden!
– VBgmin Mag Renate Brauner: Wenn Sie ihm zuhören täten!) Es wurde
europaweit ausgeschrieben, es ist der Bestbieter genommen worden - und der
steckt heute in einem Insolvenzverfahren, wo kein Mensch vor Abschluss des
Insolvenzverfahrens tatsächlich die Ursache-Wirkungs-Beziehung herstellen kann.
Ich bitte Sie daher, ein bisschen das zu sehen, was
die Realität ist.
Und im gegenständlichen Fall kann
ich Ihnen versichern: Das ist etwas, was zwischen Wirtschaftsunternehmen
ausgetragen werden muss, was sich vor dem
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