Gemeinderat,
40. Sitzung vom 26.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 46
Insolvenzrichter abspielt. Und es ist daher mit Sicherheit auch Ihnen bekannt, dass es nicht böser Wille meinerseits ist, wenn ich Ihnen diese Frage nicht beantworte beziehungsweise dazu nicht Stellung nehme, sondern es ist jeder - auch Nichtjuristen wie wir zwei - gut beraten, sich an die einschlägigen Bestimmungen für Insolvenzverfahren zu halten.
Ich bitte Sie also, zur Kenntnis zu nehmen: Mehr dazu
gibt es nicht. - Und diesen Vergleich, den Sie da angestellt haben, will ich
nicht weiter bewerten. (VBgmin
Mag Renate Brauner, zu auf seinen Sitzplatz zurückkehrenden Bgm
Dr Michael Häupl: Darf ich das? Ich will die Bewertungen vornehmen!)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr Bürgermeister.
Die
2. Anfrage (FSP - 05204-2008/0001 - KFP/GM) wurde von Herrn GR Mag Gerald Ebinger
gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe
Gesundheit und Soziales gerichtet. (Experten der Österreichischen Liga für Kinder- und
Jugendgesundheit kritisieren, dass es in Wien nur eine einzige Psychiaterin mit
Kassenvertrag gibt. Ambulatorien sind überfordert und die Wartezeit für Kinder
und Jugendliche beträgt derzeit bis zu eineinhalb Jahren. Private
Therapieangebote sind für viele Eltern nicht leistbar. Werden Sie Verhandlungen
mit der Wiener Ärztekammer aufnehmen, um diesen unhaltbaren Zustand möglichst
rasch zu beenden?)
Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Sie fragen mich bezüglich der Tatsache, dass es in Wien
nur eine einzige Psychiaterin mit Kassenvertrag gibt, ob ich Verhandlungen mit
der Wiener Ärztekammer aufnehmen werde, um diesen - wie Sie sagen - unhaltbaren
Zustand möglichst rasch zu beenden.
Ich
kann Ihnen die Frage leicht und auch kurz beantworten: Ich werde keine
Verhandlungen mit der Wiener Ärztekammer aufnehmen, weil die Ausverhandlung der
Anzahl der fachärztlichen Kassenplanstellen im extramuralen Bereich nicht in
die Zuständigkeit der Gemeinde Wien fällt, sondern die Wiener Gebietskrankenkasse
mit der Ärztekammer zu verhandeln hat und die Stadt Wien hier kein
Mitspracherecht hat.
Ich
kann Ihnen aber versichern, dass es für mich als amtsführende Stadträtin
natürlich ganz besonders wichtig ist, dass psychisch kranke Kinder in Wien die
bestmögliche Versorgung bekommen, und dass wir, wie Sie ja auch wissen – wir
haben das ja hier, sogar auch in diesem Rahmen, schon oft besprochen -,
insbesondere was den stationären Bereich betrifft, sehr, sehr viel gemacht
haben, dass allerdings die Frage der Kassenverträge eine ist, die nicht in der
Kompetenz der Gemeinde Wien ist. - Das deckt sich, was die Nichtkompetenz der
Gemeinde Wien betrifft, mit der vorigen Frage.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Die 1. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag Ebinger
gestellt. – Bitte.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Danke schön, Frau Stadträtin. Ja, das ist eine
dieser üblichen „Florianiprinzip-Antworten", nicht wahr? Ich meine, der
Gebietskrankenkassa-Chef ist ja schließlich auch von Ihrer Fraktion. Also, man
wird ja vielleicht irgendwelche Gespräche führen können.
Bereits im Psychiatriebericht 2004 wurde darauf
hingewiesen, dass die Zahl von Kindern und Jugendlichen mit psychischen
Problemen massiv ansteigt und dass ein vermehrtes Therapieangebot benötigt
wird. Warum, frage ich Sie, ist bisher nichts geschehen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich würde bitten: „Florianiprinzip" bei Kompetenzfragen ist ein
echtes Problem. - Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Man kann in Wirklichkeit gerne -
aber ich glaube, das wird wenige Menschen interessieren; mich interessieren
solche Debatten immer - über die Kompetenzverteilung diskutieren. Das ist aber
an sich nicht die Kompetenz des Gemeinderates. Wenn, dann ist es die des
Landtages, aber auch das nicht, denn: Das ist die Kompetenz des
Bundesgesetzgebers, noch genauer gesagt, des Verfassungsgesetzgebers, der ganz
klar keinerlei Kompetenz für die Gemeinde, aber auch nicht für das Land bei der
Frage der Gebietskrankenkassen vorsieht, die bekanntlich ihre Tätigkeiten in
Selbstverwaltung durchführen.
Man muss nur die Sache schon auch dahin gehend
zurechtrücken, dass Sie ja auch wissen, dass das Fach Kinder- und
Jugendpsychiatrie ein ganz junges Fach ist und dass der Grund, wieso es hier
bisher nur eine Ärztin mit einem Kassenvertrag gibt, auch darin liegt. Aber was
hier nicht vergessen werden darf, ist, dass in Wien rund 17 Prozent aller
Österreicherinnen und Österreicher unter 20 Jahren leben, dass sich
allerdings 24 Prozent aller akut-stationären Behandlungsplätze in Wien
befinden und dass es auch von jenen, die Verträge mit der Gebietskrankenkasse
im Bereich der Kinder- und Jugendtherapie haben, in Wien so viele gibt wie in
keinem anderen Bundesland. - Das ist die Realität!
Und ich kann jetzt gerne wieder - aber ich glaube,
alle hier im Haus wissen es - darstellen, was wir aufbauend auf Vorarbeiten im
letzten Jahr auch miteinander diskutiert und gemacht haben, sei es die
Erweiterung der kinder- und jugendpsychiatrischen Abteilung am Rosenhügel,
seien es die vier zusätzlichen Betten in der Universitätsklinik. Ich denke,
dass das hinlänglich bekannt ist. Und wir müssen auch sagen, dass im Bereich,
der jetzt nicht in die Kompetenz der Gemeinde Wien fällt, was die Frage der
Fachärztinnen und Fachärzte der Psychiatrie betrifft, die das Additivfach
Kinder- und Jugendpsychiatrie haben - also noch nach der alten
Ausbildungsordnung, weil es ja die neue erst seit Kurzem gibt -, ein Viertel
aller, die es in Österreich gibt, in Wien ordiniert.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Die 2. Zusatzfrage wird von Frau GRin
Dr Pilz gestellt. - Bitte schön.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus):
Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin!
Ohne das Florianiprinzip strapazieren zu müssen,
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