Gemeinderat,
40. Sitzung vom 26.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 46
vorgelesen, sondern ich habe Ihnen Zahlen vorgelesen, die sozusagen in Ihre selektive Wahrnehmung nicht durchdringen wollen. Ich bin auch davon überzeugt, dass ich nicht durchdringen werde, weil nicht sein kann, was nicht sein darf! Denn wenn die Realität die ist, dass in Wien im Otto-Wagner-Spital ein Arzt, eine Ärztin 4,75 Betten zu betreuen hat, während - ich wiederhole es noch einmal - in anderen Abteilungen in den Bundesländern zwischen 5,79 - das ist das Mindeste - und 10 Betten zu betreuen sind, sind das nicht irgendwelche Zahlen, sondern ist das schlicht und ergreifend die Realität!
Was
den Brief betrifft, ist das wieder ein Lehrbeispiel der selektiven Wahrnehmung.
Dieser Brief ist nämlich nicht aus dem Nichts gekommen, sondern war ein Auftrag
der kollegialen Führung, ganz besonders der ärztlichen Direktorin an die
Ärztinnen und Ärzte, an die Primarärztinnen und -ärzte, an die Vertreterinnen
und Vertreter des Mittelbaus, sich dieser Frage, insbesondere, was die
Dienstplaneinteilung betrifft, zu widmen. Das ist ein Schreiben, das rund vier
Seiten hat, wo eine halbe Seite darstellt, dass es Probleme gibt, wo es auch
Burn-out gibt.
Die
Kollegin Ramskogler hat gestern schon gesagt, wenn man Ihnen zuhört, könnte man
glauben, Burn-out gibt es erst seit einem Jahr, wurde im Otto-Wagner-Spital
erfunden und gibt es nur bei Psychiaterinnen und Psychiatern. Das ist nicht der
Fall, sondern das ist eine Erkrankung, die es geben kann, die es auch unter
Psychiaterinnen und Psychiatern geben kann, die es aber auch unter Putzfrauen,
unter Kranfahrern, unter Hausfrauen und unter Managern geben kann. Das ist
individuell tragisch, ist aber kein Spezifikum von Psychiaterinnen und Psychiatern.
Aber
um noch auf die Frage der selektiven Wahrnehmung zurückzukommen, es ist ein
Brief, der rund vier Seiten umfasst, wo auf einer halben Seite das, was Sie
immer zitieren, dargelegt wird und dann dreieinhalb Seiten im Auftrag der
kollegialen Führung unterschiedliche Modelle dargestellt werden, die zu einer
Verbesserung beziehungsweise Lösung der Situation führen.
In
Bezug auf die Anforderungen der Ärztinnen und Ärzte möchte ich darauf
hinweisen, dass hinsichtlich der Leistungszahlen die stationären Aufnahmen von
2006 auf 2007 geringfügig um 0,75 Prozent gestiegen sind. Das heißt, da
ist eine maßgebliche Mehrbelastung im Nachtdienst daher nicht abzuleiten. 2008
gibt es eine sinkende Tendenz. Es gibt rund 5 Prozent weniger stationäre
Aufnahmen, allerdings ist im Ambulanzbereich die Zahl der Begutachtungen
deutlich gestiegen.
Der
Vergleich der Krankenstandstage der Ärztinnen und Ärzte im Otto-Wagner-Spital
von 2006 bis 2008 inklusive Oktober zeigt folgendes Bild: Es gab insgesamt 822
Krankenstandstage, 2006 waren es 10,5 pro Ärztin oder Arzt, 2007 stiegen diese
Werte auf 16,2 und bis Oktober 2008 sind sie wieder auf 13 Krankenstandstage
pro Ärztin und pro Arzt gesunken.
Das
genannte Schreiben nimmt allerdings fast ausschließlich Bezug auf die Tatsache
der nicht vollständig mit Fachärztinnen und Fachärzten besetzten Diensträder an
der 3. und 6. Psychiatrischen Abteilung. Es wird aber in diesem Schreiben
- ich habe es schon gesagt - neben dem Aufriss, wo es Probleme gibt, sehr
lange, nämlich rund dreieinhalb Seiten lang, eine umfassende Darstellung einer
Reihe von Ideen unterbreitet, die nicht als ein subversives Element, wo sich
Menschen zusammengerottet haben - Sie haben vollkommen recht, keine Querulanten
-, sondern im Auftrag der kollegialen Führung, insbesondere der ärztlichen
Direktorin erarbeitet wurde, die zu einer schrittweisen Vermehrung der
Entlastung der Nachtdienst habenden FachärztInnen beitragen kann. Unter
Beachtung dienstlicher und rechtlicher Rahmenbedingungen wurde eine gemeinsame
Vorgangsweise, so genannte facharztgleiche Dienste in der Psychiatrie,
entwickelt, gemeinsam mit denen, die diesen Brief geschrieben haben.
Ärztinnen
und Ärzte am Ende ihrer Facharztausbildung mit erfolgreich absolvierter
Fachärztinnen-, Facharztprüfung werden auf Grund ihres Wissens und ihrer
Erfahrung unter Supervision von Fachärztinnen und Fachärzten der anderen
Abteilungen, die entsprechend nominiert sind, zur Entlastung dieser beiden
Stationen im Nachtdienst eingesetzt. All diese Maßnahmen, die jetzt gesetzt
wurden, sind mit den dienstplanverantwortlichen Ärztinnen und Ärzten
akkordiert. Es ist auch gar nichts Besonderes, sondern ganz normal, dass bei
solchen Vorschlägen die Weiterleitung an die zuständige Direktorin erfolgt,
weil die natürlich die Gesamtverantwortung darüber trägt.
Gleichzeitig,
und das habe ich in meiner vorigen Beantwortung auch schon gesagt, wurden sechs
weitere Ausbildungsstellen zur Ausbildung zukünftiger Fachärztinnen und
Fachärzte bei der Wiener Ärztekammer beantragt. Ich rechne demnächst mit einer
diesbezüglichen Zustimmung.
Auf
Grund der Rahmenbedingungen zur Anerkennung von Ausbildungsstellen muss eine
ausreichende Anzahl von Fachärztinnen und Fachärzten vorhanden sein und das ist
im Otto-Wagner-Spital gewährleistet.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Korosec gestellt. - Bitte.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Wir haben jetzt schon
Monate vorbei und wir haben sehr viele Zeuginnen und Zeugen gehört. Überall
kommt durch, dass einfach ein Ärztemangel und ein Mangel an Fachkräften
vorhanden ist. Da waren alle möglichen Studien gemacht worden und im Grunde
genommen ist es negiert worden. Jetzt hat sich gerade bei den Fachärzten ergeben,
dass in den letzten zwei Jahren von 43 Fachärzten 19 Fachärzte
weggegangen sind.
Es gab auch eine Aussage
eines Zeugen, der gemeint hat, es ist eigentlich von der finanziellen Seite her
unverständlich, weil auf der einen Seite in Niederösterreich weniger bezahlt
wird als in Wien und andererseits der Weg weiter ist. Trotzdem verlassen fast
50 Prozent der Fachärzte das Otto-Wagner-Spital.
In der
vorigen Woche war Frau Dr Herbeck als Zeugin geladen und ich habe sie gefragt,
ob sie das als
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