Gemeinderat,
41. Sitzung vom 02.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 26
das sehe ich nicht. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Es ist zum Narrischwerden in Wirklichkeit, denn alle
kennen die Zahlen und die Berichte. Sie kennen das alle. Sie lesen das, Sie
sitzen im Sozialausschuss. Wir lesen da die Berichte, wir hören Monika
Pinterits zu. Das wissen alle. Und was passiert? Fast nichts, jedenfalls zu
wenig. Es werden nämlich nicht weniger, und nächstes Jahr werden es wieder
nicht weniger. Wenn wir so weiterwurschteln, wie Sie offensichtlich möchten,
dann sind es nächstes Jahr nicht 100 000, sondern 120 000 und so
weiter. Das macht doch keinen Sinn. Das macht doch keinen Sinn angesichts
dessen, dass offensichtlich genügend Geld zur Verfügung steht.
Die Grünen
werden heute ein ganzes Paket an Anträgen einbringen. Es sind einige bereits
von meiner Klubchefin skizziert worden. Uns geht es nicht nur darum,
langfristig was zu ändern – natürlich würde man idealerweise Armut langfristig
überhaupt so gut wie abschaffen, soweit das möglich ist – aber es gilt jetzt,
schnell zu helfen. Schnell helfen kann die Stadt nämlich auch ohne Ausreden.
Deswegen gibt es ein Paket, in dem unter anderem einmal mehr drinnen steht: Im
Gemeindebau keine Mietenerhöhung. Die Bezugsgrenzen, die vorher von Maria
Vassilakou angesprochen wurden und die der Herr Bgm Häupl in einer Zeitung
erwähnt hat, das soll keine Zeitungsschwalbe sein, keine Zeitungsente sein,
sondern das hätten wir gerne mit einem Inhalt gefüllt. Was heißt, erhöhen
dieser Grenzen? Wohin werden sie erhöht? Wie schnell wird das umgesetzt? Reden
wir einmal darüber bis zum Herbst 2010, wenn wieder Wahlen sind, und dann gibt
es Kleinigkeit so wie in den abgelaufenen Monaten im Bereich des Gemeindebaus?
Denn wenn Sie einen Wahlkampf haben, dann haben Sie das Geld, außerhalb haben
Sie das eher nicht.
Die Anträge, die meine Kolleginnen noch einbringen
werden, beschäftigen sich mit der Schule, mit Kindern, die nicht auf die
Schullandwoche mitfahren können, die immer dann krank sind, wenn ein Ausflug
ansteht in der Schule, mit autonomem Geld, autonomen Finanzmitteln für die
Schulen, um die ärgsten Nöte lindern zu können. Die Caritas ist nicht mehr in
der Lage, die eigenen Einmalzahlungen zu leisten, die immer schon von der
Politik hätten geleistet werden müssen. Es ist zwar schön, wenn jemand anders
einspringt, aber das ist eine Aufgabe der Politik.
Wir fordern ein 20 Millionen EUR Paket für die
Soforthilfe. Das ist ein Klacks gegenüber dem, was Sie woanders ausgeschüttet
haben. Noch einmal: Die Constantia Privatbank kriegt 450 Millionen – bei
der auch fast niemand von uns ein Konto hat, nehme ich einmal an –, diese Bank
wird gerettet. Die hätte man auch kaputtgehen lassen können, wenn man das Geld
dringend braucht für die Bekämpfung der Kinderarmut. Damit hätte man zum
Beispiel kein einziges armes Kind gehabt nächstes Jahr. Wenn man das gewollt
hätte! Aber es ist halt eine Frage der Prioritäten.
Die Bewertungsgrenzen der Beihilfen habe ich
angesprochen. Wir haben auch noch einen eigenen Antrag für die unbegleiteten
minderjährigen Flüchtlinge, ein Antrag, den wir nicht zum ersten Mal
einbringen, aber den wir gerne zum ersten Mal mehrheitsfähig sehen würden.
2010 hat die Europäische Union zum Europäischen Jahr
zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ausgerufen. Das wäre so eine
Marke, die man sich vornehmen könnte. Übernächstes Jahr, großes Programm ab
sofort, 2009, 2010, und bis Ende 2010 Kinderarmut in den Griff bekommen und
senken. Wir werden nämlich her stehen und darüber reden, dass die Zahlen
schlechter geworden sind, wenn Sie nicht agieren. Und es liegt in den Händen
der Sozialdemokratie in der Stadt. Sie werden von niemandem gefesselt und von
niemandem abgehalten. Sie haben hier die absolute Mehrheit, Sie brauchen nicht
einmal die Vorschläge der Grünen
oder von sonst jemandem, Sie müssen es nur machen. Sie können alles auch mit
eigenen Vorschlägen machen.
Für dieses Europäische Jahr zur Bekämpfung von Armut
sammelt die Europäische Union Daten, damit man anschließend Instrumente
entwickeln kann, die Armut effektiv bekämpfen. Dazu braucht es Daten aus den
neun Bundesländern in Österreich. Welches Bundesland ist vorangeprescht bei der
Datenerhebung und welches legt sich quer bei der Datenerhebung? Die Steiermark
und Oberösterreich planen eine Evaluierung der Mindestsicherung, falls sie denn
kommt, und werden jetzt 700 SozialhilfeempfängerInnen nehmen und schauen,
wie sich das entwickelt. Wird es besser? Was verändert sich in der Situation?
Welche Instrumente haben dann gegriffen oder nicht? An welchem Hebel muss man
drehen, um Armut, Kinderarmut und Familienarmut zu bekämpfen?
Den Vorschlag hat man auch an Wien herangetragen. Die
MA 24 war nicht abgeneigt. Das Büro der Stadträtin hat gesagt, das
brauchen wir alles nicht, wir arbeiten da nicht mit der Statistik Austria
zusammen, denn die hat nämlich eine Veröffentlichungspflicht. Wenn die ein
Ergebnis hat, muss sie es veröffentlichen, das darf nicht in einer Schublade
verschwinden. Das ist da natürlich anders. Wenn wir hier Daten entwickeln, dann
kann man am Ende sagen, das gefällt uns nicht, da gibt es nur Auszüge oder gar
nichts. Jedenfalls war die Auskunft für die Statistik Austria: Wir werden keine
Daten zur Verfügung stellen. Wir wollen nicht an diesem Projekt beteiligt sein.
Wir machen das selber. Wo Sie das machen, wer das macht, das wissen wir alles
nicht. Da gibt es keine Anträge, keine Beschlüsse, nichts.
Offensichtlich hat die
Sozialdemokratie bei den bestehenden Zahlen ein schlechtes Gewissen und möchte
nicht dabei ertappt werden, dass tatsächlich die Datenlage über die
SozialhilfeempfängerInnen, über die Familien, die in Armut leben, über die
100 000 Kinder, die an der Armutsgrenze und unter der Armutsgrenze leben,
auch öffentlich werden. Es ist aber notwendig, dass wir diese Daten haben, weil
wir das sonst nicht effektiv bekämpfen können, und ich frage mich, was der
Hintergrund ist, dass Sie diese Daten verweigern. Ich verstehe es nicht.
Vielleicht kann mir das jemand erklären. Es gibt
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