Gemeinderat,
41. Sitzung vom 02.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 26
Einkommen zu ermitteln. Damit wird dort auch eine Erhebung von etwaigen Gläubiger- oder Vermögenssituationen festgestellt. Es werden Maßnahmen erarbeitet, die die Einnahmensituation und die Aufteilung im Haushalt verbessern können und auch zeigen, wo Ausgaben reduziert werden können. Festgestellt wurde, dass ein Drittel der Menschen, die sich an eine Schuldnerinnen- oder Schuldnerberatung wenden, bereits überschuldet ist und diese Menschen natürlich auch in Betreuung sind. Ein weiteres Drittel ist überschuldet und hat bisher noch keinen Kontakt mit der SchuldnerInnenberatung aufgenommen. Und ein Drittel sind KlientInnen, die noch nicht überschuldet sind, aber eine unabhängige Beratung dringend zur Verfügung haben wollen.
Wir sind stolz auf dieses Jubiläum: 20 Jahre
Schuldnerinnen- und Schuldnerberatung, in der jährlich über
8 500 Menschen geholfen werden kann. Die 35 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter bewältigen diese Anliegen auch umgehend. Die Wartezeit ist keine
Wartezeit, sondern das ist eine Einreichzeit, weil die Klienten ja auch ihre
Dokumente vorlegen müssen, und sie beträgt lediglich zwei Wochen. Frau GRin
Korosec stellt da immer einen weitaus größeren Zeitraum dar. Die
MitarbeiterInnen sind so rasch, sind so flott, aber natürlich müssen die
Klienten und Klientinnen auch Zeit haben, ihre Dokumente einzuholen und
vorzulegen. Ich denke, dass wir in Wien – und wir haben vorige Woche sehr viele
dieser Sozialleistungen auch diskutiert - den Menschen mit unseren Leistungen
Vertrauen geben, das zeigen auch die Studie und die Umfrageergebnisse „Leben in
Wien“ sehr deutlich, und dass wir die Wirtschaft stärken wollen, um
Arbeitsplätze zu schaffen, denn wer Arbeit hat, muss nicht hungern, muss nicht
frieren. Er wird entlohnt und kann sein Leben zumindest, auch wenn es nur im
schwachen Sinne ist, meistern.
Aber mit den Sozialleistungen, die Wien als
Sozialbundesland und als Stadt dazu zahlt, leisten wir Hilfe zur Selbsthilfe
für jene Menschen, um ihnen soziale Sicherheit zu bieten. Und diesen Weg werden
wir auch weiter erfolgreich verfolgen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau GRin Jerusalem.
GRin Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr
verehrten Damen und Herren, im Speziellen Frau Abg Klicka!
Sie haben gemeint, man kann Armut nicht heilen. Und
sehen Sie, da scheiden sich offensichtlich die grünen von den roten Geistern,
denn wir sind überzeugt davon, dass Armut heilbar ist. Wir sind überzeugt
davon, dass wir dazu da sind, einen Beitrag dafür zu leisten, dass Armut
heilbar wird (Beifall bei den GRÜNEN.),
und zwar nicht durch Elternvereine, Christkindln, Nikolos, Charitys, Almosen
und „Licht ins Dunkel“, sondern durch Sozial- und Bildungspolitik. Das ist
unsere Aufgabe und deswegen ist dieser Sondergemeinderat wichtig (Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Über eine Milliarde Sozialbudget!), und zwar dass
er extra für ein besonderes Thema einberufen wurde, nämlich für das Thema
„Armut bei Kindern“, die heilbar sein muss.
Ich möchte einige wenige andere Dinge zu meinen
VorrednerInnen sagen. Die Aufregung der Frau GRin Wehsely verstehe ich irgendwo
und habe auch Verständnis dafür. Ich möchte ihr und ihrer Partei aber Folgendes
sagen: Wiens Bürgermeister Häupl hatte am 29. November, also gerade erst
jetzt, ein Gespräch mit der Tageszeitung „Der Standard" und wurde gefragt
- und bitte hören Sie gut zu, sollten Sie es nicht gelesen haben: „Durch die
Rezession droht der Mittelstand abzurutschen. Wie kann man dem
gegensteuern?" Und da stellt sich heraus, dass Häupl offensichtlich einen
ganz guten Überblick und Einblick hat in das, was sich in dieser Stadt
abspielt, denn er sagt: „Wir müssen nachdenken, ob wir die Bewertungsgrenzen
für Beihilfen hinaufsetzen. Wir müssen auch überlegen, wo wir Familien helfen
können. Ich werde hier für Wien konkrete Vorschläge machen." Das heißt,
das Problem, das die GRÜNEN heute hier in Form eines Sondergemeinderats zur
Diskussion stellen, stellt der Bürgermeister wenige Tage zuvor selbst zur
Diskussion, wohl erkennend, dass da etwas nicht mehr stimmt und die Gefahr besteht,
dass der Mittelstand abrutscht. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Zur Frau Praniess-Kastner möchte ich, ganz abgesehen
von den Nikolo-Kasperliaden, die die ÖVP heute hier völlig unpassend einbringt
- Sie werden bei der „Kronen Zeitung“ damit kein Terrain gewinnen -, sagen: Ich
schätze Ihre Arbeit zu Gunsten von behinderten Menschen wirklich sehr. Sie
machen das wirklich immer sehr ambitioniert. Aber wenn Sie heute darauf
hinweisen, dass es um Strukturen geht, so kann es nicht in erster Linie um
Almosen und Beihilfen gehen, sondern in erster Linie muss es um Strukturen
gehen. Dann möchte ich daran erinnern, dass heute, glaube ich, der Bgm Häupl
gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des Stadtschulrats eine Pressekonferenz gibt,
in der einmal mehr darauf verwiesen wird, dass die Gesamtschule nicht kommt,
einfach deswegen, weil nämlich diese ganz, ganz wichtige strukturelle
Weichenstellung in Sachen Bildungspolitik und Chancengerechtigkeit von der ÖVP
nicht gewünscht wird.
Ich finde es zumindest ehrlich, wenn der Herr Abg
Aigner zu dieser Ungerechtigkeit steht und auch offen sagt: Ja, diese
Ungerechtigkeit und diese Strukturen, die Chancengerechtigkeit verhindert, dazu
stehen wir. Bravo, Herr Abgeordneter! (GR Dr Wolfgang Aigner: Das ist völlig
richtig! Da gehe ich in die Privatschule, das ist gerechter! Das ist
gerechter!) Na, der Herr Abg Aigner hat seine eigene Meinung und die kann
er hier zum Besten geben. Das hat seine Ordnung in einer Demokratie. (Aufregung
bei der ÖVP.)
Meine sehr verehrten Damen und
Herren, eine Anmerkung zu einem Antrag, den die FPÖ heute einbringt, ist uns
noch wichtig, denn da geht es auf den ersten Blick darum, Gleichheit zu
schaffen. Auf den zweiten Blick aber nicht mehr. Das ist die Geschichte mit der
Schuluniform. Ich persönlich halte von Schuluniformen überhaupt nichts,
Arbeitskleidung oder so. Nur, in England erkennt man zum Beispiel die reichen
und die armen Kinder genau an ihren Uniformen, weil das nämlich
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