Gemeinderat,
42. Sitzung vom 19.12.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 115
etwas, was nicht so greifbar ist. Es kann jeder sagen, man macht eine Projektion, einen Glaskubus macht man heute, irgendetwas, eine Statue, ganz egal was. Es wird heutzutage alles als Kunst bezeichnet.
Es soll auch so sein, nur hat das dort nichts zu
suchen, Herr Bürgermeister! Glauben Sie denn ernsthaft, dass sich die
200 000 oder 220 000 Menschen, die dort in der Früh zwischen 6 und
8 Uhr von einer U-Bahn zur anderen hetzen, von der Kärntner Straße - was
weiß ich wohin - zum Geschäft, zum Betrieb eilen oder sonstige Einkäufe
tätigen, dort hinstellen und die Projektionen anschauen? Das ginge sich an sich
schon in 12 bis 13 Stunden gar nicht aus, weil wenn sich diese
220 000 Leute alle vor diese Projektionswand hinstellen, die auf der einen
Seite ungefähr 70 m und auf der anderen Seite 75 m ist - Sie können
gut rechnen -, wäre das unmöglich, weil dann gäbe es keinen Passantenverkehr
mehr. Ich glaube eh nicht, dass sie sich hinstellen, weil ich nicht glaube,
dass diese Projekte so wunderschön sein werden, dass sich die Leute dort
anstellen, um das anzuschauen.
Herr Bürgermeister, eine Frage ist aber interessant.
Sie haben hier beantwortet, nachdem ich Sie unter anderem gefragt habe, ob der
Stadt Wien oder den Wiener Linien eigentlich klar ist, dass es 200 m
Glasfläche geben wird. Sie haben von Projektionen und Kunstwerken gesprochen.
Das ist ein Irrtum, Herr Bürgermeister, da sind Sie nicht ganz informiert. Es
geht um Glaswände, um Auslagen, wo dahinter vier Meter Galerien, irgendwelche
Geschäfte oder Ausstellungen sein sollten. Auf der anderen Seite, von der Oper
kommend auf der rechten Seite, sind dann Projektionen, das kann irgendetwas
anderes sein, Malereien dahinter.
Ich habe mich interessehalber bei drei Versicherungen
erkundigt. Ich habe ihnen ungefähr die Maße dieser Glasfront, die
quadratmetermäßig sehr groß ist, gesagt. Sie wissen selbst, wie das ist, wenn
man sich heute eine Auslage oder etwas versichert. Zum Beispiel habe ich das
Bürgerbüro der FPÖ in Meidling während der EM extra versichert, nicht weil ich
eine solche Angst gehabt habe, aber es kann immer etwas passieren. Das Fenster
hat ungefähr 2,50 mal 4 m. Das Glas hat mich 151 EUR für diesen einen
Monat gekostet. Jetzt habe ich mir die Versicherungen hergenommen, die Wiener
Städtische, die UNIQUA und die Allianz, ob sie das versichern würden und zu
welchem Betrag sie das überhaupt versichern würden. Ich sage Ihnen - fragen Sie
Ihre Kollegen aus der Stadt, die sich auskennen -, ich habe keinen gefunden,
der das so versichern würde, wie es jetzt im Projekt vorgesehen ist, mit
Ausstellungen, dahinter Kunstwerke.
Wenn Sie sagen, das wird nicht vermietet, wenn ich es
richtig verstanden habe, weil das stellen die Wiener Linien zur
Attraktivitätsforcierung in dieser Passage kostenlos den Künstlern bei, soll es
so sein, aber dann frage ich mich tatsächlich, wer die Kosten dieser
Versicherung dann bezahlt, denn das muss versichert sein, darüber brauche ich
gar nicht nachzudenken. Das sind 100 000 EUR! Herr Bürgermeister, auf
diese Frage sind Sie nicht eingegangen!
Der Karlsplatz an sich ist ein Synonym. Ob wir das
wollen, ob Sie es hören wollen oder nicht hören wollen, der Karlsplatz ist ein
Synonym für Drogenhandel, für Dealer, für Kleinkriminalität, für Vandalismus,
Belästigung und so weiter und auch eine Präsenz der Polizei, die in der
Vergangenheit, vor allem bei der EM, zugenommen hat, was man auch optisch
gesehen hat, vollkommen klar. Nur ist es auch nicht lustig, wenn man spazieren
geht oder in der Passage geht und ununterbrochen die Polizei sieht. Das ist
auch nicht touristenfreundlich, weil das zeigt einem, man befindet sich in
einem Raum, der relativ gefährlich sein muss, weil sonst würden dort nicht die
Polizisten mit Schlagstöcken oder Sonstigem herumeilen.
Sie werden das Problem nicht anbringen, Herr
Bürgermeister, es kann nur verdrängt werden! Sie können die Dealer auf die
U-Bahnen aufteilen. Teilt sie auf, auf die U6, auf die U4, auf die U1, wo Sie
wollen. Sie werden dort aufgeteilt werden. Sie werden die Kranken, die Süchtigen
nicht von dort wegbringen. Sie werden sich im Umkreis aufhalten.
Sie sagen, es sind 300 bis 400. Die Zahl differiert
immer. Der Herr Dressel sagt immer andere Zahlen. Im Pressedienst spricht er
von 500. Das ist zurückgegangen auf 80 bis 100. Das ist die Zahl, die Sie
genannt haben. Jetzt haben Sie uns vorhin gerade erklärt, dass es von 300 bis
400 auf 80 zurückgegangen ist. Also legen wir uns nicht auf die Zahlen fest.
Die Zahl der Drogenkranken am Karlsplatz ist angeblich zurückgegangen. Das mag
sein, das kann ich nicht überprüfen, ich glaube es nur nicht, genauso wenig,
wie Sie oft manches nicht glauben, was wir sagen. Das glaube ich Ihnen und dem
Herrn Dressel überhaupt nicht!
Aber andere Probleme haben zugenommen. Es haben die
Alkoholkranken dort zugenommen. Es haben die Leute mit Kampfhunden dort
zugenommen. Verschließen Sie Ihre Augen? Sehen Sie nicht, meine sehr geehrten
Damen und Herren, was sich am Karlsplatz eigentlich abspielt? Da kommen Sie
daher und machen Glaswände, die nicht versicherbar sind, die wahrscheinlich
alle drei Wochen kaputt sein werden, die dem Vandalismus Tür und Tor öffnen! In
drei Wochen ist das angemalt!
Wir haben heute schon darüber gesprochen, Herr
Bürgermeister. Bei der KDAG gibt es einen wunderschönen Kunstpark. Dort sind
teuerste Kulturprojekte, Glasmalereien im Park aufgestellt worden. Das hat
allen sehr gut gefallen. In drei Monaten waren alle ruiniert. Ich habe die
Fotos, sie sind alle dem Vandalismus anheimgefallen. Kosten, habe ich heute
schon einmal gesagt, 30 000 EUR. Das sind aber nur vier Projekte in
einem Park in Meidling.
Jetzt sagen Sie, Sie bauen am Karlsplatz gegen den
Drogenhandel eine Kulturmeile auf. Wer das glaubt, meine Damen und Herren, ist
nicht von dieser Welt! Sie wollen hier alles verniedlichen! Sie wollen alles
beschönigen! In Wirklichkeit lösen Sie gar nichts, Herr Bürgermeister! Auch die
SPÖ-Stadtregierung löst nichts!
Die Großen dürfen bleiben. Sie
haben zwar jetzt
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