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Gemeinderat, 43. Sitzung vom 29.01.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 52 von 70

 

Wort gemeldet. - Bitte, Herr Bürgermeister.

 

Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!

 

Zunächst außerhalb Ihrer Frage, „Gasabhängigkeit ist kein Schicksal". Zumindest so weit stimmen wir in der Tat überein. Es ist auch völlig unbestritten, dass die Abhängigkeit von Gasimporten, egal, ob aus Russland oder aus anderen Ländern, verringert werden sollte. Die Reduktion des Wärmeverbrauchs hinsichtlich neuer, wie auch bestehender Gebäude ist dabei ein wichtiger Aspekt, der im Mittelpunkt der Überlegungen gestanden ist. Zur Erreichung dieses Ziels wurden in Wien bereits attraktive Förderungsanreize in der Neubauverordnung 2007 und in der Sanierungsverordnung 2008 sowie entsprechende gesetzliche Anforderungen, etwa an den Wärmeschutz in der Bauordnung für Wien, geschaffen.

 

Darüber hinaus setzt die Stadt Wien durch die zum Wiener Stadtwerke AG Konzern gehörige Wien Energie schon seit einiger Zeit auf erneuerbare Energieträger, was sich am steigenden Anteil derselben bei der Wien Energie Stromerzeugung zeigt. Betrug dieser 2005/2006 noch 9,5 Prozent, so stieg er bereits 2007/2008 auf 13,2 Prozent. So denke ich, wird sich auch in Zukunft diese dynamische Entwicklung fortsetzen.

 

Wien Energie setzt verstärkt auf erneuerbare Energien. Im Gegensatz zu fossilen Energieträgern sind sie unbegrenzt verfügbar, wie jeder weiß. Sonne, Wasser und Wind sind aber nicht nur unerschöpfliche heimische Quellen, bei deren Nutzung keine Treibhausgase wie Kohlendioxid entstehen, sie punkten auch in der Energiegewinnung mit „besonders umweltfreundlich".

 

Bis 2010 soll die Stromproduktion aller Ökoenergieanlagen von Wien Energie auf 500 Gigawattstunden erhöht werden, in Summe eine Verdreifachung gegenüber den vergangenen Jahren. Das ist das Nachhaltigkeitsziel von Wien Energie, das bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr durch die Inbetriebnahme des Windparks in Levél in Ungarn erreicht wurde.

 

Dass entgegen der suggerierten Untätigkeit der Stadt beziehungsweise ihrer Unternehmungen bereits herzeigbare Projekte oder Erfolge existieren, lässt sich durch nachstehende Praxisbeispiele unterstreichen:

 

Auf dem Dach des Naturhistorischen Museums in Wien und beim Vienna International Center wurden großräumige Fotovoltaikanlagen zur optimalen Nutzung der Kraft der Sonne zur Energiegewinnung errichtet.

 

Die Lärmschutzwand der Wohnhausanlage Theodor-Körner-Hof am Margaretengürtel wurde auf 193 m² mit Fotovoltaikelementen bestückt. Im Rahmen des Repowerings des Kraftwerks Wien Simmering 1/2 entsteht auf der Südseite auf 311 m² Wiens größter Sonnenstromerzeuger. Das Tochterunternehmen Energiecomfort der Wien Energie stattete eine Passivwohnhausanlage im 21. Wiener Gemeindebezirk mit einer thermischen Solaranlage auf einer Fläche von 3 500 m² aus. Jedes der vier Einzelhäuser dieser Wohnhausanlage verfügt über eine eigene Solaranlage inklusive Zentrale.

 

Ich bin mir sicher, dass es Ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen ist, dass in Wien-Simmering das größte Waldbiomassekraftwerk Europas steht. Seit Oktober 2006 ist es in Betrieb und versorgt 48 000 Haushalte mit Strom und 12 000 Haushalte mit Wärme. Pro Jahr werden hier rund 190 000 t Waldbiomasse in saubere Energie umgewandelt. Unter Berücksichtigung der ausgekoppelten Fernwärme erzeugt das Kraftwerk eine Strommenge von 167 Gigawattstunden jährlich. Der Vorteil ist, als so genannter klimaneutraler Energieträger setzt Holz bei der Verbrennung nie mehr CO2 frei, als der Baum vorher aufgenommen hat. Daher spart das Biomassekraftwerk Wien-Simmering im Jahr 144 000 t an CO2 gegenüber einer mit Öl oder Kohle - wie Dürnrohr - betriebenen Anlage ein, immerhin eine Reduktion von 80 Prozent. Oder in anderen Zahlen ausgedrückt: Das hochmoderne Kraftwerk ersetzt umgerechnet 72 000 t Steinkohle oder 47 000 t Heizöl im Jahr.

 

Neben Solarzellen und Biomasse setzt Wien Energie vor allem auf Energiegewinnung durch Windkraft. 1997 wurde das erste Windrad auf der Donauinsel errichtet. Mittlerweile betreibt Wien Energie gemeinsam mit in- und ausländischen Partnern mehrere Windparks. So liefert der im September 2006 eröffnete Windpark Steinriegel auf der Rattener Alm in der Steiermark, einer der höchstgelegenen Windparks Europas, mit seinen 10 Windrädern den Strom für 12 000 Haushalte. Der Windpark vermeidet dabei rund 20 000 t CO2, die ein normales Kraftwerk produzieren würde.

 

Betrug die Leistung aller Windkraftanlagen, an denen Wien Energie beteiligt ist, bisher 42,5 Megawatt, so lässt sich dies nun mit dem jüngsten Erfolgsprojekt deutlich steigern. Der Windpark Levél liegt in der Nähe der westungarischen Stadt Mosonmagyaróvár, also rund 6 km hinter der österreichischen Grenze und in direkter Verlängerung der Parndorfer Platte, was hervorragende Windverhältnisse garantiert. Insgesamt verfügt der Windpark über 12 Windkraftanlagen der Type Repower mit je 2 Megawatt in Summe, also über eine Gesamtleistung von 24 Megawatt. Er liefert Strom für etwa 15 400 Haushalte und vermeidet dabei CO2-Emissionen im Ausmaß von rund 35 100 t. Dafür wurden seit September 2007 30,8 Millionen EUR investiert. Alle Windparks von Wien Energie zusammen können umgerechnet etwa knapp 60 000 Haushalte mit Strom versorgen.

 

Als kurzes Zwischenresümee erlaube ich mir daher festzuhalten, dass bisher nicht nichts geschehen ist, sondern im Gegenteil die Richtung und Strategie der Stadt Wien und der Wien Energie in der Energieerzeugung und Bereitstellung eine äußerst zukunftsorientierte ist.

 

Dies gilt auch für die so genannten Sauberbrenner der Stadt, die Fernwärme. Alle Wärmekraftwerke von Wien Energie sind mit Kraftwärmekopplungen ausgestattet, und das schon seit rund einem viertel Jahrhundert. Wien Energie kann so seine Wärmekraftwerke doppelt nutzen, indem nicht nur Strom erzeugt, sondern auch das Nebenprodukt Abwärme sinnvoll eingesetzt und ins Fernwärmenetz eingespeist wird. Durch Wirkungsgrade von bis zu 86 Prozent lässt sich der Bedarf an Primärenergieträgern reduzieren und außerdem damit die

 

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