Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 96
aller
ergriffenen Vorsichtsmaßnahmen nicht zur Gänze ausgeschlossen werden können.
Dies kam auch
in vielen Expertenstellungnahmen zum Ausdruck, wonach es weltweit keinen
Psychiater geben dürfte, der auf seiner Station noch keinen Brand erlebt hat.
Das OWS
verfügt in sämtlichen bettenführenden Stationen über automatische Brandmeldeanlagen,
und es wurden auch Brandrauchentlüftungen eingebaut. Es gibt eine entsprechende
Anzahl von Brandschutzbeauftragten und regelmäßige behördliche Überprüfungen.
Zur Kinder-
und Jugendpsychiatrie konnte die Untersuchungskommission feststellen, dass trotz
schwieriger bundesweiter Rahmenbedingungen in Wien auch in diesem Bereich sehr
wichtige Schritte gesetzt wurden. –
Das zeigten die Befragungen von Prof Friedrich, Prof Berger und Primarius
Gössler von der Neuropsychiatrischen Abteilung für Kinder und Jugendliche am
Rosenhügel. Wenngleich erst seit 2007 von der dafür zuständigen Ärztekammer
eine eigene Fachärzteausbildung zum Kinder- und Jugendpsychiater eingerichtet
wurde und auch Versäumnisse in der Strukturplanung des Bundes wesentliche
Hemmfaktoren für die Entwicklung dieses Bereiches in den Bundesländern waren,
hat Wien trotz der schwierigen bundesweiten Rahmenbedingungen in den letzten
Jahren Schritt für Schritt entsprechende Konzepte erarbeitet und auch kurz-,
mittel- und langfristige Maßnahmen gesetzt. Die Zahl der Betten der Kinder- und
Jugendpsychiatrie im AKH und am Rosenhügel wurde aufgestockt. Seit Jänner 2008
werden zusätzliche FachärztInnen für Kinder- und Jugendpsychiatrie ausgebildet.
Zwei zusätzliche Dienstposten für die FachärztInnenausbildung der Kinder- und
Jugendpsychiatrie wurden im AKH geschaffen. Am Rosenhügel kam ein Dienstposten
für eine dritte Ausbildungsstelle hinzu.
Weiters wurde
als Bindeglied zwischen Psychiatrie und Jugendwohlfahrt ein Liaisondienst
eingerichtet. Entsprechend dem Konzept der Dezentralisierung der Psychiatrie
wird im Krankenhaus Nord neben der regionalen psychiatrischen Abteilung
zusätzlich zum bereits umgesetzten Ausbau der Kapazitäten in der Kinder- und
Jugendpsychiatrie auch eine kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung mit 30
Betten eingerichtet werden.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Ich komme zum Abschluss des Berichtes der
Untersuchungskommission und darf festhalten: Zu den im Antrag auf Einsetzung
der Untersuchungskommission behaupteten Missständen, inwieweit solche durch
Strukturmängel ermöglicht worden seien beziehungsweise ob für all diese eine
politische Verantwortung vorliege, stellt die Untersuchungskommission nach
umfassender und ausführlicher Aufnahme von Beweisen und der Befragung einer
großen Anzahl nationaler und internationaler Experten zusammenfassend fest:
Insgesamt konnten die im Antrag als Missstände angeführten Vorwürfe nicht
bestätigt werden, weshalb auch keine politische Verantwortung für Missstände
vorliegt, da ein Organisationsversagen nicht erkennbar war, die Pflege- und
Behandlungsqualität durch gute Personalausstattung stets gewährleistet war,
freiheitsbeschränkende Maßnahmen in gesetzeskonformer Weise und mit höchstem
medizinischen Verantwortungsbewusstsein und in individueller, effizientester
und schonendster Weise erfolgten, die bei der unabhängigen und weisungsfreien
Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft im Psychiatriebereich
eingelangte geringe Anzahl an Beschwerden – jährlich seit 2002 zwischen 13
und 30 – Einzelmängel betrafen und nach Ansicht des PatientInnenanwaltes
keinesfalls auf Missstände hindeuteten, das Beschwerdemanagement offensichtlich
funktionierte, die Verfahren bezüglich der als „aufklärungsbedürftig“
bezeichneten Todesfälle staatsanwaltschaftlich eingestellt wurden und dabei
weder ein individuelles, geschweige denn ein systemindiziertes Verschulden
festgestellt werden konnte; hierzu wurde von externen Expertinnen und Experten
auch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass derartige Vorfälle leider auch unter
optimalen Rahmenbedingungen nie gänzlich ausgeschlossen werden könnten,
bezüglich der baulichen und infrastrukturellen Gegebenheiten lediglich im
Otto-Wagner-Spital – insbesondere im Pavillon 10 – ein dringend
erforderlicher Sanierungsbedarf erkennbar ist, dessen Behebung laut der
Direktion des Hauses aber unmittelbar bevorsteht und auch ausreichend
budgetmäßig bedeckt ist und laufend an der Qualitätsverbesserung,
Dezentralisierung und Entstigmatisierung der Psychiatrie gearbeitet wird.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Ich möchte mich abschließend auch beim Vorsitzenden
der Untersuchungskommission, Herrn Dr Baumgartner, bei der
stellvertretenden Vorsitzenden der Untersuchungskommission, Frau Dr Rech,
bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
der Landtagskanzlei und des Magistrats für die Abwicklung und die
Serviceleistungen für die Untersuchungskommission und die Unterstützung der
Tätigkeit der Mitglieder in der Untersuchungskommission bedanken. Ich möchte
mich aber auch ganz besonders bei den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern des Krankenanstaltenverbundes im Otto-Wagner-Spital an
den psychiatrischen Abteilungen bedanken, die eine besonders schwierige und
hervorragende Arbeit durchführen und sich von der Skandalisierung der Wiener Psychiatrie
in ihrem Einsatz für die Patientinnen und Patienten nicht entmutigen haben
lassen. – Vielen Dank! (Beifall bei der SPÖ)
Ich darf noch
den Antrag stellen:
„Der
vorliegende Bericht der Untersuchungskommission über behauptete gravierende
Missstände in der Versorgung von psychiatrischen Patientinnen und Patienten im
Verantwortungsbereich der Gemeinde Wien wird zur Kenntnis genommen.“ Ich
ersuche um Kenntnisnahme. Vielen Dank. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Dr Wolfgang Ulm: Sehr verehrte Damen und Herren!
Ich eröffne
die Debatte. Ich bemerke, dass die Gesamtdauer der Debatte mit maximal
5 Stunden begrenzt ist. Die Redezeit pro Redner liegt bei 15 Minuten.
Ausgenommen von der Regel sind der Bürgermeister und die amtsführenden
Stadträte, deren Redezeit jeweils 20 Minuten beträgt.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular