Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 96
und sich
unseren Forderungen anzuschließen. Es wäre höchste Zeit in Wien, dass diese
Stadtregierung endlich handelt. Wir fordern unter anderem einen Beschluss einer
Psychiatriereform 2009, die Einsetzung einer Psychiatriekommission mit
einem jährlichen Bericht an den Gemeinderat und unter Einbeziehung der HPE oder
von Angehörigen von psychiatrischen PatientInnen, die Einsetzung eines
Psychiatriekoordinators und die Erstellung eines integrativen Psychiatrieplans
für Wien für psychiatrisch erkrankte Erwachsene, Kinder und Jugendliche. Dieser
soll innerhalb eines Jahres im Wiener Gemeinderat vorgelegt werden.
Die
medizinische Behandlung von Kindern in der Erwachsenenpsychiatrie ist sowohl
für junge PatientInnen, aber auch für das Pflegepersonal und für das ärztliche
Personal eine absolute Notlösung, und diese muss rasch beendet werden.
Meine Damen
und Herren! Sie können es nicht leugnen, es ist nachzulesen, es ist nachzulesen
in den Protokollen und im Bericht: Es gibt eklatante Versäumnisse in der
Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wien, und diese haben Sie zu verantworten. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin
Mag Ramskogler. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Sonja Ramskogler (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte heute
nicht in das Szenario „Täglich grüßt das Murmeltier" verfallen und wieder
davon sprechen, dass man unterschiedliche Ansichten haben kann in der
Psychiatrie und über stationäre Bedingungen auf psychiatrischen Abteilungen,
sondern ich möchte hier einmal für meine Fraktion klarstellen, was Sie
eigentlich für ein Bild der Psychiatrie in Wien hier zeichnen. Wenn man Ihnen
so zuhört, zeichnen Sie ein Bild der Psychiatrie in Wien, wo Patienten
tatsächlich misshandelt werden, wo Patienten mit Maßnahmen beschränkt werden,
die wirklich menschenunwürdig sind, wo Patienten von Ärzten und Ärztinnen, von
Pflegern und Pflegerinnen misshandelt werden. Dieses Bild zeichnen Sie hier von
einer Psychiatrie.
Ich sehe jetzt
hier auf der Galerie auch einen Mann, der mit dem Kopf nickt – mag sein, dass
Sie diese Theorien der Oppositionsparteien
unterstützen –, ich möchte aber hier auch aufzeigen, dass es eine wirklich
anmaßende Unterstellung ist, zu sagen, dass diese Misshandlungen oder diese
schweren Vorwürfe, die Sie hier erheben, von den Angestellten des Wiener
Krankenanstaltenverbundes tatsächlich durchgeführt werden. Denn sollte es so
sein – und das hatten wir in der Untersuchungskommission mehrmals –, gibt es
hier strafrechtliche Maßnahmen, die zu setzen sind. Und bei all diesen
Vorwürfen, die Sie hier vorgebracht haben, wurden diese strafrechtlichen
Maßnahmen gesetzt, überprüft und widerlegt.
Sehr geehrte
Damen und Herren des Wiener Gemeinderates! Sehr geehrte Anwesende hier auch auf
der Galerie! Die Kollegen und Kolleginnen der ÖVP und der Grünen haben hier auch gesagt, dass wir
in der Untersuchungskommission keine Angehörigen, keine Betroffenen oder deren
Verwandte zugelassen hätten, um auszusagen. Ich behaupte, dass wir heute in
diesem Gemeinderat eine öffentliche Sitzung haben und dass das Interesse der
Öffentlichkeit oder jener Betroffenen oder jener Angehörigen auf der Galerie
ein sehr geringes ist. Ich würde meinen, dass bei Interesse an dem Thema
natürlich die Menschen, die Betroffenen, die Angehörigen, oder auch jene, von
denen Sie sagen, die sollten wir in der Untersuchungskommission hören, heute
auch hier sein könnten. (Zwischenrufe bei
den GRÜNEN.) Das ist ein
Vorschlag, den ich von dieser Seite hier bringen möchte. (GR Mag Rüdiger Maresch: Das sagen Sie als Sozialdemokratin! –
GRin Karin Praniess-Kastner: Ist damit der Vorwurf widerlegt?)
Ich möchte
aber nicht sagen, dass meine Fraktion und insbesondere ich als Person und in
Ausübung meiner Tätigkeit nicht mit Patienten oder Angehörigen spreche. Nein,
im Gegenteil, sehr geehrte Frau Kollegin Praniess-Kastner, sehr geehrte Frau
Kollegin Antonov und sehr geehrte Frau Kollegin Pilz. Ich spreche fast täglich
mit Patienten und Angehörigen, und ich möchte Ihnen von dieser Seite sagen, jene
Patienten und Angehörigen, mit denen ich gesprochen habe, haben gesagt, der
Rahmen einer Untersuchungskommission, nämlich sich in einen Zeugenstand zu
begeben, um dort vernommen zu werden – der Herr Kollege Deutsch hat das heute
in der Berichterstattung schon gesagt, dass die Einvernahme einiger Zeugen
wirklich so abgehalten wurde, als wären sie die Angeklagten –, so etwas will
kein ehemaliger Patient, so etwas will kein Angehöriger. (GRin Karin Praniess-Kastner: Aber Sie haben die Angehörigen ja gar nicht
hören wollen!) Niemand will in einem Zeugenstand sitzen und von Ihnen
angeprangert werden, zum einen psychisch krank zu sein und zum anderen einer
schlechten Behandlung zu unterliegen, entsprechend dem Bild, das Sie hier von
der Psychiatrie zeichnen. (Weitere
Zwischenrufe von GRin Karin Praniess-Kastner.) Und jetzt regen Sie sich
auf. Das ist genau der Punkt, sehr geehrte Damen und Herren, weil Sie ein
skandalöses Bild der Psychiatrie zeichnen, und das existiert nicht. So ist es! (Beifall
bei der SPÖ. – GRin Karin Praniess-Kastner: Warum haben Sie dann die
Angehörigenvertreter nicht eingeladen?)
Ja, auch mit
den Angehörigenvertretern habe ich gesprochen, Frau Kollegin. (GRin Karin Praniess-Kastner: Haben Sie
jemand eingeladen?) Die interessante Frage, die sich mir stellt: Was hätten
Sie gerne von denen gehört? Was hätten Sie gerne von jenen Zeugen und Zeuginnen
bei der Einvernahme gehört, wenn sie dort gewesen wären? (GRin Karin Praniess-Kastner: Die Wahrheit! Ihre Erfahrungen!)
Wieder ein Stück dahin, das Bild der Psychiatrie dementsprechend zu
stigmatisieren. (GRin Mag Waltraut
Antonov: Da hätten wir zum Beispiel gehört, dass es zu wenig Personal gibt!)
Ich möchte nicht verschiedenste Wörter verwenden, denn das trifft nicht zu auf
die Psychiatrie.
Die Patienten und Patientinnen
und die Angehörigen
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