Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 88
ganze Reihe von Projekten, die ursprünglich geplant
waren, gestrichen werden mussten?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Herr Gemeinderat, auch ich wünsche Ihnen einen guten Morgen!
Nein,
ich bitte Sie, sich da ein wenig zu vergegenwärtigen, was Aufgabe der Politik
ist und was Aufgabe der zuständigen Organe und auch von Geschäftsführungen ist.
Ich bin weder in einzelne Phasen und Etappen der Ausschreibung eingebunden
gewesen noch in Briefverkehre, E-Mails oder sonst etwas. Ich glaube auch nicht,
dass das die Aufgabe der Politik ist.
Mir
war sehr wohl wichtig, dass man den Kostenrahmen, die vorgegebenen Kosten,
einhält, dass man die Funktionssanierung des Ronacher so ermöglicht, dass darin
Theater gespielt werden kann, dass alle notwendigen Maßnahmen, die die
künstlerische Intendanz als notwendig erachtet hat und notwendig erachtet, auch
umgesetzt werden. Das ist geschehen. Das heißt, die zwei wesentlichen
politischen Voraussetzungen, nämlich dass das Theater einerseits als Theater
modernisiert wird, gut bespielbar ist und auch die künstlerisch notwendigen
Funktionen erfüllt, und dass andererseits nicht mehr Steuergeld als
ursprünglich veranschlagt verwendet wird, diese wesentlichen Eckpunkte und
Kriterien sind erfüllt.
Details
der Ausschreibung, Details der Finanzen, Details der Abhandlungen zwischen
Banken und einzelnen Subunternehmen sind nicht Aufgabe der Politik. Ich bin
auch weder darüber informiert worden noch musste ich darüber informiert werden.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Die 4. Zusatzfrage wird von Frau GRin Schrödl gestellt.
GRin
Karin Schrödl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Wie bettet sich
die Neugestaltung des Ronacher jetzt in die gesamte Wiener
Musiktheaterlandschaft ein?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Das
Grundziel war und ist, dass es einen großen Musiktheaterkonzern der Stadt Wien
gibt, weil wir zutiefst davon überzeugt sind, dass Musiktheater in all seinen
Ausprägungen eine der grundlegenden kulturellen Stärken Wiens ist. Daher war es
uns wichtig, einen Theaterkonzern zu schaffen und ihm auch die Arbeit zu
ermöglichen, der von der Barockmusik bis hin zur zeitgenössischen Musik, vom
Musical, vom Mainstreammusical, Familymusical bis hin zu auch gehobeneren und
anspruchsvolleren Unterhaltungsformen alles anbietet.
Wir
sind heute in der Lage, mit einer Subvention, die vergleichbar ist mit der
Subvention vom Anfang der 90er Jahre, drei Bühnen zu bespielen, und allein das
halte ich eigentlich für eine großartige Leistung. 35 Millionen EUR
wurden auch damals schon an Subventionen gezahlt, und zwar für zwei Bühnen;
mittlerweile sind es drei, wovon eine vom Finanzvolumen her eine sehr viel
größere ist, nämlich eine Oper. Dass das gelungen ist, halte ich für eine große
Leistung, und dass das Angebot entsprechend vielfältig ist, halte ich für eine
große Leistung.
Es
ist im Grunde mit dem Ronacher eine zusätzliche Bereicherung des Angebots für
die gesamte Wiener Musiklandschaft gegeben. Dass es vom Publikumsandrang her
einmal größere und einmal weniger große Erfolge gibt, haben wir in den 25, 30
oder noch mehr Jahren der Vereinigten Bühnen über die Jahre hinweg immer wieder
gesehen. Aber insgesamt ist, glaube ich, unser Grundziel, das Angebot zu
erweitern, mehr als erfüllt worden.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Die letzte Zusatzfrage wird von GR Mag Ebinger gestellt.
- Bitte.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Stadtrat!
Sie haben vorhin der Kollegin Ringler und dem
Kollegen Dworak gesagt: Das weiß ich nicht, wie das mit dem Kredit ist, ich bin
da nicht eingebunden, bin in die Detailplanungen nicht eingebunden. - Ja, okay.
Sie werden mir aber recht geben, dass, wenn jemand in all diese Planungen
eingebunden ist, dies der Aufsichtsrat der Vereinigten Bühnen ist. Wenn ich
hier in dem einen Kontrollamtsbericht lese, dass bis Ende 2007 ein Vertreter
der MA 7 Mitglied im Aufsichtsrat war, gehe ich einmal davon aus, dass
dieser Ihnen gegenüber weisungsgebunden ist und dass Sie damit sehr wohl informiert
waren. Sonst hätte ja die Entsendung um 20 000 EUR
Aufwandsentschädigung keinen Sinn gehabt.
Meine Frage: Stimmt es, dass bis Ende 2007 ein
Vertreter der MA 7 im Aufsichtsrat der Vereinigten Bühnen war?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf
StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Ja, das stimmt. Aber wenn ich Ihnen ein bisschen auf die Sprünge helfen darf,
was das GesmbH- und Aktiengesetz anbelangt: Nach GesmbH-Gesetz ist der
Aufsichtsrat eines Unternehmens dem Eigentümer nicht weisungsgebunden. Das wäre
auch schlecht, weil er dann seiner Aufsichtsfunktion schlecht nachkommen würde.
Und es gibt auch so etwas wie ... (GR Mag Gerald Ebinger spricht mit GR Franz
Ekkamp.) Wenn
Sie mir zuhören würden, Herr GR Ebinger, dann könnte ich Ihnen das
auseinandersetzen. Aber ich warte gerne, bis Sie Ihren morgendlichen Tratsch
beendet haben. (GR Mag Gerald Ebinger: Geht schon! Ich habe gesagt: Staatskommissär wie
im Finanzministerium! - Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ich
weiß nicht, ob Sie gehört haben, was ich vorher zu Ihnen gesagt habe. Aber ich
lade Sie ein, einen Blick in das GesmbH-Gesetz zu werfen. Es gibt also keine
Weisungsgebundenheit. Es gibt auch so etwas wie eine Organverantwortung, und
ich halte sehr viel davon.
Aber noch etwas gibt es völlig unabhängig von allen
formaljuristischen, formalrechtlichen Angelegenheiten. Es gibt eine
grundsätzliche politische Verantwortung, die hier auch durchaus festgelegt ist,
was den Vollzug
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