Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 88
die Frau Vassilakou? – Aufregung bei der FPÖ.)
Linksextremismus redet und das nicht ausgeführt wird. In der Österreichischen
Volkspartei gibt es viele Positionen. Eine davon ist, der Herr Hahn will
Bürgermeister mit der FPÖ werden. Das ist das Gegenteil dessen, was ich mir
vorstelle, wenn ich sage: Versuchen wir, ein gemeinsames Wien zu bauen. Da gibt
es ganz, ganz viele Sachen, wo sich ÖVP, FPÖ und GRÜNE wahrscheinlich sogar
einig sind, wie wir zusammenleben wollen. Mit der FPÖ werden wir nicht viel
Einigkeit finden. Wenn Sie ein Interesse daran haben, dass Ihre Kinder in
diesem Land friedlich aufwachsen, dann sperren Sie die FPÖ aus jedem
politischen Spiel aus! Wer die FPÖ wählt, wählt umsonst. Das ist eine verlorene
Stimme, die (Weitere große Aufregung bei der FPÖ.) kann man nicht
brauchen. Und die anderen Parteien werden in ihrer Unterschiedlichkeit an einem
Wien arbeiten, in dem wir gerne leben möchten. Rassismus ist im Übrigen keine
Meinung - das an die FPÖ, weil Sie das öfters sagen -, Rassismus ist ein
Verbrechen und das gilt für einen guten Teil Ihrer Politik auch. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster am Wort ist Herr GR Dr Ulm. Ich erteile es ihm.
GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr verehrten
Damen und Herren!
Wenn die FPÖ sagt „Moschee Dammstraße ist Verrat am
Bürger“, wenn die FPÖ plakatiert „Abendland in Christenhand" und
suggeriert, dass alle Politiker außer jene der FPÖ Verräter sind, dann hält die
FPÖ nicht christliche Werte hoch, sondern dann gibt die FPÖ christliche Werte
preis. (Beifall bei der ÖVP.)
Für die Wortwahl der FPÖ gibt es für mich jetzt zwei
Erklärungen:
1. Die FPÖ kennt die christlichen Werte nicht. Das
ist nicht unplausibel, ist die FPÖ doch eine antiklerikale Partei, die ihre
Wurzeln in der Revolution 1848 hat und ist liberal und national geprägt.
2. Die FPÖ weiß, dass ihr
Verhalten unchristlich ist. Es ist ihr aber egal. Es geht ihr nämlich nicht um
christliche Werte, sondern nur um Aufmerksamkeit für sich selbst und die
rasche, unreflektierte Zustimmung einiger und um den Vorteil, der durch
Polarisierung entsteht.
Natürlich schaffen Sie es
von der FPÖ, Emotionen zu wecken, wenn Sie immer wieder mehr oder weniger
verbrämt die Gretchenfrage stellen: Wie hältst du es mit der Religion? Diese
Frage berührt bei jedem Menschen sein Innerstes und es ist keine Kunst, wenn es
Ihnen immer wieder gelingt, für Aufregung zu sorgen. Nur, in der durch Sie
erzeugten Aufregung lassen Sie die Menschen alleine. Am Ende des Tages haben
Sie keine Lösungen, ja nicht einmal ein ideologisches Angebot und sicher nicht
für die wirklichen Christen. Denen ist ein christlich geprägtes Österreich
schon wichtig. Die schätzen es, dass Österreich ein katholisches Land ist mit
seinen konfessionellen Spitälern, mit den Kindergärten, Schulen und
Altenheimen, mit seinen christlichen Festen und Feiertagen, mit der
Sonntagsruhe, mit den tausenden Kirchen im Land und mit den Wohltaten, die von
jeder Pfarrgemeinde ausgehen.
Vor vier Tagen war das Hochfest Christi Himmelfahrt
und diese Menschen denken an diesem Feiertag auch an das Jesuswort von der
Verkündigung des Evangeliums und vom Auftrag, missionarisch zu wirken. Nur,
diese Mission ist eine andere als Ihre, nämlich durch Nächstenliebe, durch
Dialog, durch Versöhnung, durch gute Werke und durch das Vorbild christlicher
Lebensweise. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber Sie haben auch kein
Angebot für die Agnostiker, nicht für die aufgeklärten Bürger im säkularen
Rechtsstaat, nicht für die Bürger, denen Grund- und Freiheitsrechte wichtig sind.
Was sollen die davon halten, wenn Sie die Religionsfreiheit relativieren? Was
sollen die davon halten, dass Sie die Religion zur Sache der Politik, zur Sache
des Staates machen wollen? Diese Menschen wollen keine Vermengung von Politik
und Religion. Die halten es nämlich mit dem Bibelwort „Gebt dem Kaiser, was des
Kaisers ist und gebt Gott, was Gottes ist".
Unbestritten gibt es ein Spannungsverhältnis zwischen
den Religionen und auch zwischen Menschen unterschiedlicher Religion. Das liegt
daran, dass jede Religion den Wahrheitsanspruch erhebt und den Auftrag hat,
missionarisch zu wirken. Aber Politik, die bestehende Differenzen verschärft
und Feindbilder schafft, ist unverantwortlich. Verantwortungsvolle Politik
widmet sich dem Schutz und den Selbstentfaltungsmöglichkeiten der Menschen. Sie
arbeitet für Frieden und Gerechtigkeit. Zu einer solchen verantwortungsvollen
Politik lade ich Sie alle ein. Wir versuchen, sie zu verwirklichen. (Beifall
bei der ÖVP und von den GRen Godwin Schuster und Dr Harald Troch.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau GRin Yilmaz.
GRin Nurten Yilmaz (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Zu Ihrer Information, Herr
StR Herzog: In der Zeit Ihrer Regierungsverantwortung hat es die größte
Zuwanderung nach Österreich gegeben, nachzulesen in der Statistik Austria.
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und
Herren! (StR Johann Herzog: Die Gesetze haben Sie geschaffen!)
Ich möchte auch sehr herzlich die sozialdemokratischen
Abgeordneten aus Hamburg begrüßen: Seien Sie willkommen. (Die Hamburger
Abgeordneten haben auf der Besuchergalerie Platz genommen.) Einer
spannenden Diskussion können Sie jetzt beiwohnen. Einiges haben Sie ja schon
gehört.
Aber wie geht es eigentlich einem
selbst ernannten Helfer in der Not, von dem niemand gerettet werden will? Da
deklamiert Herr Strache mit einem Kreuz in der Hand „Abendland in
Christenhand" und Kardinal Schönborn verwehrt sich dagegen heftig. Er sagt
in seiner Fronleichnamspredigt: „Das Kreuz ist Zeichen der Liebe und der
Hoffnung.“ Dieses Zeichen darf daher politisch auch nicht missbraucht werden,
quasi als Kampfsymbol gegen andere Religionen und andere Menschen. Da will
einer
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