Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 88
endlich das Abendland retten, aber das Abendland will
gar nicht von ihm gerettet werden. Würde jemand die FPÖ bewerten, sie würde
nach der Fronleichnamspredigt vor Scham in den Boden versinken. (GR Dr
Herbert Madejski: Das wäre Christlichkeit!) Sie nicht. Ja, ich weiß, die
FPÖ nicht. (Heiterkeit bei der FPÖ.)
Der Untertitel der Aktion „Moschee ade" heißt
„Gegen die Einrichtung von Moscheen in Wohngebieten“. Die FPÖ hat ja die
Homepage dieser angeblich überparteilichen Initiative bezahlt. Ich frage Sie,
meine Damen und Herren der FPÖ und Herrn Abg Aigner: Wo sollen die gläubigen
Muslime Ihrer Meinung nach beten dürfen? Nicht in Wohngebieten, also in der
Lobau, auf der Donauinsel oder am Flugfeld Aspern? Ginge es nämlich nach Ihrer
Auffassung von Religion, dann wäre der Stephansdom am Bisamberg, aber (Aufregung
bei StR Johann Herzog.) der Religionsverfassungsrechtler Strache
unterscheidet sehr wohl zwischen guten und bösen Religionen. Das ist zwar verfassungswidrig,
aber das hat ja bis jetzt die FPÖ noch nie gestört. Also böse ist laut Strache
der Islam, gut ist das Christentum, wenngleich seine Führer jetzt auch Böse
sind, denn die haben ihm ja zu Fronleichnam die Leviten gelesen. Das sind jetzt
auch Böse. (GR Dr Herbert Madejski: Zu Christi Himmelfahrt! Christi
Himmelfahrt! Zu Christi Himmelfahrt war das!)
Sehr geehrte Damen und Herren! Das ist das
schwarz-weiße Rechtsbewusstseinwissen eines Dreijährigen. Dagegen steht der
Rechtsstaat und dagegen steht die SPÖ. (Aufregung bei StR Johann Herzog und
GR Dr Herbert Madejski.) Der Rechtsstaat verbietet eine Ungleichbehandlung
anerkannter Religionen und die SPÖ bekennt sich zu diesem Rechtsstaat. Dazu
gehört auch, dass ein Projektbetreiber, der alle Auflagen wie zum Beispiel die
Bauordnung einhält, ein Projekt errichten darf.
Ja, es stimmt, es gibt in Wien eine Minderheit, die
sich nicht anpassen und integrieren will. Sie tragen auffallende Gewänder, sie
bekennen sich offen zu einer anderen Nation, sie pflegen Bräuche, die nicht
zeitgemäß sind und sie sind bei ihren Versammlungen bewaffnet. Diese
Parallelgesellschaft stellt ihr Anderssein ganz offen zur Schau. Ja, es sind
die schlagenden Verbindungen. Es ist zum Beispiel „Vandalia", die
Verbindung, in der HC Strache ein alter Herr ist, oder „Olympia", in der
FPÖ-Nationalratspräsident Martin Graf anderen mit Stichwaffen das Gesicht
zerschnitt. (Aufregung und Heiterkeit bei der FPÖ.) Es ist schrecklich. (Heiterkeit
bei den GRÜNEN.) Es ist leider schrecklich, dass nach 64 Jahren Zweite
Republik so etwas immer noch vorkommt. Ich gebe offen zu, hier haben wir in der
Integrationspolitik versagt. Diese radikale Minderheit verweigert die Anpassung
an unsere demokratischen Werte wie die Gleichheit von Mann und Frau und den
Respekt für Wehrdienstverweigerer oder homosexuelle Menschen. (StR Johann
Herzog: Das ist ja unglaublich! Das ist ja unglaublich!) Und immer wieder
schüren Hassprediger aus ihren Reihen Zwietracht zwischen den Wienerinnen und
Wienern! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
„Wo der Halbmond aufgeht,
geht das goldene Wienerherz unter“ heißt es auf der FPÖ-Homepage der
Bürgerinitiative. Das stimmt. Solche Hassattacken gegen Muslime haben mit dem
Wienerherz nichts zu tun, schon gar nichts mit dem goldenen. 2007 wurden bei
der FPÖ-Demonstration in der Dammstraße „Hier marschiert der nationale
Widerstand“ skandiert. Hier sieht man, in welches Fahrwasser die berechtigten
Anliegen der AnrainerInnen gekommen sind. Ihre Anliegen wurden von der FPÖ und
von deutschnationalen Kräften instrumentalisiert, um gegen eine Religion, in
dem Fall den Islam, zu hetzen. So weh es Ihnen auch tut, meine Damen und Herren
von der FPÖ, Demokratie heißt auch „Rechte für Minderheiten“ und diese Rechte
sind nicht willkürlich von Ihnen zu gewähren, sondern sind in gesetzlichen
Normen festgelegt! Das ist auch der Grund, warum die (Beifall bei der SPÖ.) schlagenden Verbindungen
ihre kindischen Spiele weitermachen dürfen. Von uns Volksvertretern verlangt
man, dass wir die Verfassung und die Gesetze einhalten. Das haben auch die
Vertreter der FPÖ gelobt. (Aufregung bei GR Mag Dietbert Kowarik.) Wir
von der SPÖ halten uns daran, sei es bei den Baubewilligungen oder den
religiösen Rechten. Die FPÖ verlangt von uns, dass wir sie nicht so einhalten.
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend):
Schlusswort bitte.
GRin Nurten Yilmaz (fortsetzend):
Das ist sittenwidrig und auch fachlich abzulehnen, die Hetzerei gegen
Andersdenkende und Andersglaubende sowieso. - Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Die Aktuelle Stunde ist beendet.
Die Rufe nach einem Ordnungsruf habe ich vernommen.
Wir schauen uns das Protokoll an. Das kann man so nicht ad hoc sagen. Von allen
Seiten sind Worte gefallen, wo wir aufhorchen müssen. (Aufregung bei der
FPÖ.)
Auch von dieser Stelle seien die Kolleginnen und
Kollegen aus Hamburg bei uns im Wiener Rathaus recht herzlich begrüßt. Bevor
wir zur Erledigung ... (Beifall bei
der SPÖ.)
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
gebe ich gemäß § 15 Abs 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass an
schriftlichen Anfragen von Gemeinderatsmitgliedern des Klubs der Wiener
Freiheitlichen eine, des Grünen Klubs im Rathaus drei, des ÖVP-Klubs der
Bundeshauptstadt Wien zwölf eingelangt sind.
Von GRin Mag Maria Vassilakou wurde eine Anfrage
an den Herrn Bürgermeister betreffend „Stadt Wien stellt alle Subventionen für
FPÖ-Propaganda ein“ gerichtet. Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser
Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl von GemeinderätInnen unterzeichnet. Gemäß § 36 Abs 5 der
Geschäftsordnung wird die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der
öffentlichen Sitzung erfolgen. Voraussichtlich ist sie um 16 Uhr noch
nicht beendet, daher wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsmäßigen
Behandlung der Dringlichen Anfrage unterbrochen werden.
Vor
Sitzungsbeginn sind von
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