Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 88
nicht ich, das sagt die Schwester Liz im
„Kurier" vom 19.4. Bei EduCare, das Ihnen nicht so fern steht, gibt es an
die 350 Abmeldungen bei KindergärtnerInnen pro Jahr wegen schlechter
Arbeitsbedingungen, wegen mieser Bezahlungen. 140 sind im letzten Jahr nach
Niederösterreich übersiedelt, darunter die Tochter Ihrer damals noch
verantwortlichen StRin Laska. Die wird einen Grund gehabt haben. Die Frau StRin
Laska hat damals in der Presseaussendung gesagt, sie will sich mehr der
Betreuung ihrer Enkel widmen. Hat sie so wenig Vertrauen in die Kinderbetreuungseinrichtungen
der Stadt Wien? Diese Frage stellt sich da wirklich! (GRin Marianne Klicka: Die wohnt aber nicht in Wien!)
Dass Ihnen das alles gelingt, wird sehr schwer sein.
Denn wenn ich Ihnen vorlese, was diese KindergärtnerInnen in einem anonymen
Brief, weil sie sich die Wahrheit nach außen nicht zu sagen trauen, weil es in
Wien zu gefährlich ist, hinausgebracht haben, wie die Zustände sind, warum sie
aus der Stadt flüchten, dann wollen Sie das wieder nicht zur Kenntnis nehmen!
Das wird sich erst bessern, wenn Sie die Arbeitsbedingungen der überwiegend
Frauen verbessern. Aber das ist erstens zahlenmäßig nicht so leicht und
zweitens werden Sie das auch im sprachlichen Bereich nicht auf die Schnelle
hinbringen.
Damit bin ich beim nächsten Bereich. Wo wollen Sie
die geeigneten Räumlichkeiten herbringen? Sie pferchen doch heute schon die
Kinder in Containerklassen.
Das Letzte ist: Woher soll das Geld kommen? Oder
wollen Sie in dem Jahr nur 17 Millionen EUR vom Bund abcashen und den
abgewiesenen Eltern sagen: „Es tut uns leid, kommen Sie nächstes Jahr
wieder." Sie haben eine ganze Serie von Versprechen gemacht und haben
damals gehofft, in einer vorgezogenen Wahl davon profitieren zu können. Aber
jetzt schaut es halt anders aus. Ich sage Ihnen, diese Versprechen werden Ihnen
auf den Kopf fallen. Jetzt sitzt Ihnen halt die Angst im Nacken.
Ein anderer Ausspruch von Bgm Häupl: „Man kann mit
Sicherheit sagen, dass in eineinhalb Jahren kein Kind in die Volksschule kommt,
das nicht Deutsch kann." - Das werden wir uns anschauen, meine Damen und
Herren von der SPÖ! Das werden wir uns wirklich anschauen! Bgm Häupl im
Stadtsenat vom 27.3. Ich sage Ihnen, Herr Bürgermeister, auch wenn er es, wie
üblich, nicht der Mühe wert findet, seine hohe Person einer solchen Debatte
auszusetzen, wir werden es ihm noch oft vorhalten, wenn er dann noch, wie
gesagt, Bürgermeister ist. Denn ernst zu nehmen ist man nach solchen Aussagen
nur noch sehr begrenzt.
Selbst wenn alle fünfjährigen Kinder im Herbst in den
Kindergarten gehen sollten, wird es so sicherlich nicht zu schaffen sein. Es
wird auch nicht zu schaffen sein, wenn Sie nicht einheitliche und
nachvollziehbare Standards und Sprachtests einführen. Erst dann würde es zu
einer Lösung kommen. Man kann Ihnen und dem Bürgermeister nur sagen, dass diese
Versprechungen sicherlich nicht zu halten sind, auch wenn Sie sie auf
Hochglanzpapier bringen.
Die Auslagerung von Problembereichen, die Sie dauernd
machen, um sie dieser Kontrolle zu entziehen, wird keine Lösung sein. Auch das
Vertuschen von Skandalen nicht. Und die Unfähigkeit der Lösung der
Zentralprobleme dieser Stadt. Dazu gehören die Frage der Schulen,
Kindererziehung, der Gewalt, die an den Schulen zunimmt und das grundlegende
Problem für alle, die Migrationsproblematik. Sie machen unzureichende Versuche,
übernehmen hie und da ein bisschen etwas aus freiheitlichen Vorschlägen. Das
wird zu wenig sein, meine Damen und Herren!
Es ist höchste Zeit für eine Änderung in Wien! Die
wird kommen, das kann ich Ihnen sagen! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Antrag
ist keiner abgegeben worden. - Herr Mag Jung, ich gebe Ihnen noch die Chance,
den Antrag abzugeben. (GR Mag Wolfgang Jung: Ich bringe ihn gleich hinaus. -
GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi: Vor lauter Polemik hat er den Antrag vergessen!)
Frau GRin Jerusalem hat sich gemeldet. Bitte zum
Rednerpult.
GRin Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Herr
Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Auf Ihren Schultern ruhen jetzt tatsächlich sehr
große Probleme und ich beneide Sie nicht darum. Sie werden im
Kindergartenbereich Dinge zu bewerkstelligen haben, die in den vergangenen 20
Jahren verabsäumt wurden. Ich kann mich noch sehr gut an unsere Diskussionen in
den frühen 90er Jahren erinnern, wo ich in jeder Gemeinderatsrede, die ich hier
gehalten habe, darauf verwiesen habe, dass wir zu wenig Plätze haben und dass
die Qualität nicht stimmt, weil die Gruppen zu groß sind und zu wenig Personal
da ist, weil der Schlüssel einfach nicht stimmt. Ich kann mich gut daran
erinnern, zunächst mit StRin Smejkal und dann mit StRin Laska pausenlos darüber
gestritten zu haben, wie viele Plätze überhaupt zur Verfügung stehen, für wie
viel Prozent der Kinder überhaupt Plätze da sind. Alles, was ich dazu gesagt
habe - und ich habe viel und oft etwas dazu gesagt -, wurde von Seiten Ihrer
Fraktion abgewehrt. Ich bin immer gegen eine Betonmauer gerannt und es stand
faktisch immer Aussage gegen Aussage. Jetzt stellt sich heraus, ich habe mit
all meinen Bemerkungen und mit all meinen Forderungen von damals recht gehabt
und es wäre sinnvoll gewesen, mir wenigstens einmal zuzuhören.
Für all das können Sie überhaupt
nichts, sind Sie nicht verantwortlich zu machen. Sie haben sozusagen ein
Anrecht auf einen Neustart. Wenn aber heute der Herr Kollege Wutzlhofer zum
Beispiel sagt, Sie schaffen Plätze, wie Sie es immer schon gemacht haben, kann
ich Ihnen nur sagen, Sie haben das eben nicht immer schon gemacht und deswegen
stehen wir heute da, wo wir stehen, nämlich dass wir einen Stadtrat haben, der
damit konfrontiert ist, in drei Monaten das machen zu müssen, was andere in 30
Jahren nicht angegriffen haben. (GR Mag
Jürgen Wutzlhofer: Wie viele
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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