Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 88
Auslastungszahlen, es gibt klare Informationen über
die Budgetsituation. Der Geschäftsführer war auf Einladung von StR
Mailath-Pokorny und von mir als Ausschussvorsitzendem bei uns bei den
Kultursprechern. Wir haben hier Diskussionen geführt.
Es nützt nichts, wenn die grüne Kultursprecherin und
der schwarze Kultursprecher sagen, ja, wir haben Vertrauen in ihn, aber dann
sagen sie, jetzt tauschen wir den Stadtrat aus. Das ist einfach so absurd und
so lächerlich und als Wahlkampfaktivität zu verstehen, dass wir einfach sagen
müssen: Da hätte es bessere Aktionen gegeben, die Sie vielleicht setzen hätten
können. (GR Dipl-Ing Martin Margulies:
Na, welche denn?)
Der Misstrauensantrag ist auch nicht nachvollziehbar,
weil es eine sehr ausführliche und sachliche Diskussion dieses
Kontrollamtsberichtes im Kontrollausschuss gegeben hat. Da war der
Geschäftsführer da, da waren die Beamten da, da waren die Stadträte da. Dort
hat es die Diskussion gegeben. Wenn heute dieser Kontrollamtsbericht, der im
Kontrollausschuss bereits abgehandelt ist, wieder in den Gemeinderat gebracht
wird, dann ist das der Versuch, politisches Kleingeld zu wechseln, und dann ist
es der Versuch, eine Koalition zu konstruieren gegen die Wiener
Sozialdemokratie. Das ist Ihr politisches Recht, aber man muss zumindest
aussprechen, was ist. Es ist der Versuch, eine Koalition zu konstruieren
zwischen ÖVP und Grünen, und wenn
die FPÖ heute hier unterstützt, dann ist das ein klares Zeichen, wie es
weitergehen wird. Und wenn man hört, dass der ÖVP-Obmann in Wien sagt, für ihn
ist selbstverständlich die FPÖ als Koalitionspartner nicht tabu, sondern das
ist absolut eine Möglichkeit, dann muss man sagen: Hier haben wir klare Verhältnisse,
und wir werden uns dieser klaren Auseinandersetzung stellen. Nicht heuer,
sondern nächstes Jahr, denn wir werden jetzt arbeiten, wir werden jetzt nicht
Wahlkampf führen. (Beifall bei der SPÖ.)
Nun, der Misstrauensantrag ist auch nicht nachvollziehbar,
weil die Kulturpolitik in Wien und vor allem die Kulturfinanzierung weltweit
einzigartig ist. Wir haben das oft diskutiert. Die ganze Welt schaut nach Wien
und schaut, wie wir das machen. Wir sind die einzige Gebietskörperschaft, die
laufend steigende Kulturbudgets hat, die laufend neue Projekte umsetzt, und es
ist auch einzigartig, dass wir ein neues Opernhaus geschaffen haben.
Und wenn sich heute hier die grüne Kultursprecherin
und der Kultursprecher der ÖVP herstellen und sagen, das ist ja großartig, was
im Theater an der Wien geschieht, dann möchte ich Sie daran erinnern, dass Sie
heftig dagegen protestiert haben zu dem Zeitpunkt, als wir das hier beschlossen
haben. Sie haben immer nur gesagt, diese Umstrukturierung ist ein Fehler, es
ist ein Fehler, das Theater an der Wien in ein Opernhaus umzuwidmen. Jetzt
sagen Sie, das ist alles okay. Nach wenigen Jahren haben Sie ihre Meinung
völlig geändert. Also Sie können uns glauben, wir glauben nicht das, was Sie
sagen, denn wenn wir jedes Mal das machen würden, was Sie uns vorschlagen, dann
würden das lauter Fehlentscheidungen sein.
Wir haben ein großartiges neues Opernhaus im Theater
an der Wien geschaffen. Wir haben es geschafft, dieses Haus innerhalb von
kürzester Zeit zu profilieren, und zwar nicht als zusätzliches, nicht als
drittes Opernhaus, sondern eigentlich, was die Qualität und die öffentliche
Beachtung betrifft, als erstes Opernhaus in dieser Stadt.
Und wenn Sie sagen, wir sollen uns dem Wettbewerb mit
Salzburg stellen. Ja, den Wettbewerb haben wir letztes Jahr mit dem Opernhaus
im Theater an der Wien schon gewonnen. Denn unter uns gesagt: Lesen Sie keine
Zeitungen oder gehen Sie nicht ins Theater? Also im Theater sehe ich Sie nie,
aber vielleicht gehen Sie nur hin, wenn ich gerade nicht dort bin. Ich bin
immer dort, aber vielleicht gehen Sie gerade nicht zur Premiere. Okay, das kann
sein. Aber unter uns, Sie könnten zumindest Zeitungen lesen, da ist nämlich zu
lesen, dass von den fünf besten Opernaufführungen des Jahres 2008 keine bei den
Salzburger Festspielen zu finden war, sondern dreimal im Theater an der Wien.
Dieses Match haben wir schon gewonnen, und wir sind hier auf einem sehr, sehr
guten Weg.
Berlin kommt zu uns, lädt den Intendanten Geyer und den
Kulturstadtrat ein, um in Berlin zu erläutern, wie wir in Wien das schaffen,
ein neues Opernhaus zu gründen, und wie wir es schaffen, dafür auch die
zusätzlichen finanziellen Mittel aufzutreiben. Ja, die ganze Welt diskutiert,
wie man Opernhäuser schließt, wir haben ein Opernhaus neu eröffnet: mit größtem
Erfolg bei der Kritik, mit größtem Erfolg beim Publikum. Wir haben die
Abonnementzahlen verdreifacht. Das Haus hat ein großartiges Profil. Es ist das
erste Opernhaus in dieser Stadt, und wir brauchen überhaupt keinen Vergleich zu
scheuen.
Das klassische Musical im Raimund Theater läuft nach
wie vor gut. Man sagt, das Musical geht nicht. „Rebecca" hatte
507 000 Besucherinnen und Besucher, eine Auslastung von 92 Prozent
und geht nächstes Jahr als Eigenproduktion der Vereinigten Bühnen Wien an den
Broadway. Sie reden von Flops im Musical-Bereich? Also solche Flops hätten wir
gerne. Über 500 000 Besucher, über 90 Prozent Auslastung, und
dann geht unsere Produktionen an den Broadway. Solche Flops wollen wir in
Zukunft auch weiter produzieren.
Die Vereinigten Bühnen Wien sind
am Musical-Sektor einer der Topplayer weltweit. Wir haben jedes Jahr nach wie
vor 500 000 Besucher beim Musical in Wien. Wir haben 1 Million
Besucherinnen und Besucher von Musical-Produktionen der Vereinigten Bühnen Wien
im Ausland. Die werden derzeit in zwölf Ländern gezeigt, und das auf höchstem
künstlerischen Niveau. Die Vereinigten Bühnen Wien spielen Musicals mit eigenem
hochqualitativen Orchester in zwei denkmalgeschützten Häusern und mit
Anstellung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir machen es nicht so wie
andere, die Musical irgendwo auf der grünen Wiese mit Leihpersonal produzieren,
sondern wir arbeiten mit angestelltem Personal und sichern daher bei den
Vereinigten Bühnen Wien auch über 700 Arbeitsplätze, hochqualitative
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