Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 88
Herrn GR Woller, der gemeint hat, wir Freiheitlichen
unterstützen diesen Antrag. Ja, was haben Sie denn gedacht, was wir tun, sehr
geehrter Herr Gemeinderat? Selbstverständlich unterstützen wir diesen Antrag
von der ÖVP und den Grünen.
Zwei Dinge auch an die Adresse von Herrn GR Woller,
der sagte, die FPÖ habe den Wahlkampf vom Zaun gebrochen. Sehr geehrter Herr
Gemeinderat, Sie kennen meine Partei lange genug, Sie wissen, dass wir immer im
Wahlkampf sind. Seit gut 23 Jahren sind wir ständig und laufend im
Wahlkampf. Da kann man nicht sagen, wir haben diesen Wahlkampf vom Zaun
gebrochen.
Und ein Zweites, was wir auch oft von Ihnen, speziell
von Herrn GR Woller hören: Ich habe Sie dort nicht gesehen. Ich sehe Sie nicht
oder selten oder fast nie dort. Funktioniert denn das Spitzelsystem der SPÖ
nicht? Sie erkennen nicht, wann Freiheitliche oder andere oppositionelle
Gemeindräte oder Personen des öffentlichen Lebens an Kulturveranstaltungen teilnehmen?
Dann sollten Sie dringend, dringend Ihre Methoden überarbeiten, damit Sie ja
ein hundertprozentiges, gutes System haben und genau nachweisen können, wer von
uns wann wo gewesen ist. Das ist eine Sache, die mir schon lange aufstößt und
die ich jetzt endlich hier vorbringen konnte.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin auch
schon am Schluss, ich werde die Diskussion nicht weiter verzögern. Ja, wir
sprechen auch über Grauslichkeiten, über Grauslichkeiten, die uns die SPÖ, die
uns die Kulturpolitik der SPÖ-Wien zumutet. Und das ist mit ein Grund, warum
wir diesen Misstrauensantrag unterstützen. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Das Wort hat Herr GR Ing Mag Dworak.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Herr Stadtrat!
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich in dem einen
oder dem anderen Punkt wiederhole, möchte ich zuerst zum Ronacher-Umbau
sprechen. Hier wurde viel Geld für viel zu wenig Leistung investiert. Nur durch
Reduzierung des ursprünglichen Umfanges des Umbaues gelang es, die Kosten
halbwegs im Griff zu haben, trotzdem wurden 700 000 EUR mehr
ausgegeben, abgesehen davon, dass Posten nicht mehr in der Sanierung enthalten
sind, die vorher budgetiert waren.
Zweitens möchte ich mich mit den Verträgen, mit dem
ausgeschiedenen Geschäftsführer und dem ehemaligen Geschäftsführer
beschäftigen. Diese Vereinigten Bühnen Wien sind ein Selbstbedienungsladen. Ich
möchte nur an die 23 Gehälter des ausgeschiedenen Geschäftsführers
erinnern. Es gibt hier nämlich kein Regulativ für diese Prämienbezüge.
Schlussendlich zu den Flops im Musical-Betrieb. Es
ist heute vieles schon gesagt worden, aber bis jetzt, meine Damen und Herren,
sind keinerlei Konsequenzen gezogen worden. Und das ist auch der Grund, warum
wir diesen Misstrauensantrag eingebracht haben.
Kommen wir nun zum Punkt
Umbau des Ronacher. Es wurde schon gesagt, dass das Ronacher einmal saniert
worden ist, nämlich zwischen 1991 und 1993. Nicht einmal zehn Jahre später
beschloss man, das Ronacher neben dem Raimund Theater als zweite Musical-Bühne
auszubauen. Am 23. September 2004 wurden hier an dieser Stelle
34,1 Millionen EUR, zusätzlich der Finanzierungskosten, 46,8 Millionen EUR
beschlossen. Man hat allerdings übersehen, dass man zwischendurch bei der
Stadthalle die Halle F gebaut hat. Man hat hier in Wirklichkeit eine weitere
Musical-Bühne installiert, und wenn man sich das Konkurrenzverhalten in der
Musical-Szene anschaut, dann muss man sagen, ein Musical kannibalisiert das
andere.
Nach Meinung des
Kontrollamtes waren alle Schätzgutachten zu optimistisch angelegt, vor allem
das zu öffnende Dach der Probebühne ließ sich nicht in den Kosten unterbringen,
und es gab keinerlei Valorisierung der geschätzten Baukosten. Zu Beginn der
Ausschreibung wurden schon mehr als 2,4 Millionen EUR der geschätzten
Baukosten überschritten.
Es gab eine weitere große
Zahl an Kritik. Es gab zum Beispiel ein Unternehmen, das nicht an den
Ausschreibungen teilnehmen hätte dürfen, denn es war jenes Unternehmen, das
vorher die Vereinigten Bühnen Wien beraten hat. Es hat trotzdem den Auftrag
erhalten. Es gab kein ausreichendes Risikomanagement, und auch die Baukosten
sind nochmals überschritten worden bei Heizung und Lüftung. Hier wurden mehr
als 1,26 Millionen EUR beziehungsweise mehr als 800 000 EUR mehr
ausgegeben.
Man lieferte mangelhafte
Einreichunterlagen. Die ursprüngliche Projektdauer, die sehr viel mit den
Finanzmitteln zu tun hat, wurde viel zu kurz geschätzt, und durch zu schnelles
Fertigstellen – auf Wienerisch gesagt, nur durchs Hudeln – wurden Baumängel in
Kauf genommen.
Der Herr Stadtrat hat heute
in der Früh gesagt, er hat sich primär darum gekümmert, dass das Budget
eingehalten worden ist. Natürlich kann man das argumentieren, aber in
Wirklichkeit hat er dadurch Kosten in Kauf genommen, die nachträglich weitaus
umfangreicher und maßgeblicher sind. Man hat gepfuscht durch die schlechte
Bauausführung, um eben die Kosten halbwegs hinzubekommen. Für das durchnässte
Mauerwerk gibt es keine Gewähr, dass der Putz halten wird. Außerdem wurden die
Fenster nicht saniert, wie es heute schon angesprochen und diskutiert worden
ist.
Ein kleines Schmankerl am Rande. Die
Bühnenbeleuchtung, die natürlich ursprünglich in den Sanierungskosten enthalten
sein sollte, hat man dem Produktionsbudget der „Producers" zugeschlagen,
nämlich 400 000 EUR.
Das Schlussurteil des
Kontrollamtes zum Ronacher-Umbau ist vernichtend, und ich möchte mich hier sehr
wohl an meinen Kollegen Woller wenden, der behauptet hat, die
Funktionssanierung wurde voll erfüllt. Nein! Das Kontrollamt hat nämlich hier
ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Funktionssanierung nicht im vollen
Umfang erreicht worden ist. Es wird daher innerhalb
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