Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 88
gesagt, der Zustand der SPÖ erinnert hier langsam
aber doch an die Titanic.
Ich darf da vielleicht auch noch einige Beispiele
ausführen, die mir bei dieser Konferenz von Experten dann auch für Österreich
und Wien vorgesetzt worden sind, vor allem im Wohnbereich. Ein funktionierender
Stadtentwicklungsplan oder Masterplan in diesem Sinne existiert anscheinend in
dieser Stadt nicht, weil anders kann ich mir nicht erklären, warum diese großen
Probleme mit den Ballungen, vor allem auch im Gemeindebau und auch diese ganzen
Konflikte wie Dammstraße et cetera dermaßen in der Öffentlichkeit diskutiert
werden. Hier sind einige Knackpunkte, die Sie nicht in Angriff genommen haben
und hier kann eines Tages die Lunte zu brennen beginnen, die dann zur Explosion
führt. Wenn man jetzt nicht aufpasst, ist es dann sicher irgendwann zu spät.
Dementsprechend müssen auch die für Präventionszwecke
allumfassenden Maßnahmen gesetzt werden. Um diesem Aspekt auch Rechnung zu
tragen, ist die Erarbeitung eines für Wien günstigen umfassenden
Integrationsplans, den wir ja schon lange fordern, ganz wichtig. Ich möchte
aber auch nicht verschweigen, ehrlich gesagt, dass aus den Reihen der SPÖ
durchaus auch positive Signale ab und zu zu vernehmen sind. Aber leider geht
das alles viel zu langsam. Heute wurde ja die Zuwanderungskommission auch mit
unserem Klubobmann präsentiert. Wir werden uns da gerne einbringen und wir
haben uns auch in der Vergangenheit da gerne eingebracht und wir versuchen ja
auch in den Ausschüssen, so konstruktiv wie möglich zu sein, weil wir das Thema
sicherlich nicht polarisieren möchten. Aber es ist demotivierend, wenn man
merkt, dass von der anderen Seite, von der Stadtregierungsseite, die wichtigen
und richtigen Maßnahmen nicht gesetzt werden.
Lassen Sie mich vielleicht auch vom letzten Ausschuss
ein Beispiel geben. Seit Beginn meiner Gemeinderatstätigkeit versuche ich,
nicht nur die bekannten Themen wie den Wohnbereich beziehungsweise
Integrationsthemen wie Sprache et cetera zur Sprache zu bringen, sondern auch
andere Themen, die in der Öffentlichkeit wenig Platz finden, sprich
Zwangsverheiratungen, Ehrenmorde, auch Drogenprobleme bei Migrantenkindern.
Versuche, da Forderungen zu stellen und Maßnahmen zu erarbeiten, sind natürlich
auch an die Stadt Wien gerichtet, dass sie auch da was machen soll, aber leider
mit wenig Erfolg. Eine dieser Forderungen ist ein Suchtpräventionsprogramm mit
Menschen mit Migrationshintergrund beziehungsweise für Jugendliche, die nicht
Deutsch als Muttersprache haben. Ich habe mich da eineinhalb Jahre ehrenamtlich
in diesem Bereich gemeinsam mit dem kriminalpolizeilichen Präventionsdienst
eingebracht und habe gesehen, dass in diesem Bereich in dieser Stadt absolut
nichts gemacht wird. Ich habe auch dementsprechend Anträge und Anfragen mit
meiner Fraktion formuliert, mit dem Ergebnis null. Ich habe erneut eine Anfrage
gestellt. Ich habe auch eine Pressekonferenz gemacht, wo sich dann etliche
Betroffene und Eltern bei mir gemeldet haben, die nicht einmal gewusst haben,
an wen sie sich wenden sollen, sprich, dass sie einmal auch in ihrer
Muttersprache da Unterstützung bekommen. Auch da ist die Bilanz sehr traurig.
Ich habe da erfahren müssen, dass die Stadt Wien Integration wirklich nicht
ernst nimmt. Auch die Beantwortung war, meiner Meinung nach, katastrophal, weil
es unterm Strich geheißen hat: Eine Studie, die wir dazu gefordert haben, ist
nicht nötig, das Problem gibt es quasi für Sie nicht, existiert nicht und
deswegen brauchen Sie es auch nicht zu machen. Sie haben dann noch in Ihren
Ausführungen gesagt: Ja, Migranten sind eh schon benachteiligt und wenn man
quasi nochmals eine Präventionsmaßnahme oder eine Tätigkeit in diesem Bereich
setzen würde, dann würden sie nochmals benachteiligt sein. Ich denke, dass der
Drogenkoordinator in dieser Stadt keine Ahnung hat, was sich da draußen
abspielt, was sich da für Schicksale abspielen und dass uns allen das
gesellschaftspolitisch eines Tages einmal auf den Kopf fallen wird.
Es geht mir sicher nicht um Polemik. Als jemand mit
Migrationshintergrund, die alle Integrationsinstanzen selbst inhaliert hat,
geht es mir um Maßnahmen, die sinnvoll sind, die unsere Zukunft betreffen und
auch die Zukunft unserer Kinder betreffend. Deswegen verwundert es mich, dass
diese Stadt sich blind gibt und ihre Vogel-Strauß-Politik fortsetzt.
Aber das ist ja nicht nur in diesem Bereich, meine
sehr geehrten Damen und Herren. Nehmen wir auch das Zwangsheiratsthema her. Da
haben wir jahrelang eine Studie gefordert. Eine Minute ...
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend): Ich muss Sie leider jetzt ... Sie
haben noch elf Minuten Rest. Aber ich muss jetzt unterbrechen. Sie können sich
nach der Dringlichen Anfrage gerne wieder melden. Ich habe es vorher
angekündigt, ja, okay.
GRin Mag Sirvan Ekici (fortsetzend):
Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke schön. Ich
unterbreche jetzt die Sitzung für die Dringliche Anfrage.
Wir kommen nun zu dem Verlangen, dass die von GRin
Mag Maria Vassilakou eingebrachte an den Herrn Bürgermeister gerichtete
Dringliche Anfrage betreffend „Stadt Wien stellt alle Subventionen für
FPÖ-Propaganda ein“ vom Fragesteller, in dem Fall von der Fragestellerin,
mündlich begründet werde und hierauf eine Debatte über den Gegenstand
stattfindet.
Auf Verlangen der Antragstellerin hat vor der
mündlichen Begründung die Verlesung der Dringlichen Anfrage zu erfolgen. Ich
bitte daher den Schriftführer um Verlesung dieser Dringlichen Anfrage.
Der Kollege Mahdalik hätte gerne
eine Ablöse gehabt. (Allgemeine Heiterkeit. - GR Dr Herbert Madejski: Das
glaube ich auch!) Eine Minute müssen Sie noch lesen und dann kommt der
Antrag. Um 16 Uhr ist Ablöse der Schriftführer. Wir sind jetzt um eine
Minute zu früh. (GR Dr Herbert Madejski: Dann fangen wir um 16 Uhr an!
- StR Norbert Walter, MAS: Es ist bereits 16 Uhr. – Allgemeine Aufregung.)
Ich wollte pünktlich sein. Jetzt ist
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