Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 88
noch sonst irgendwelche Publikationen und Blätter der
FPÖ direkt oder indirekt seitens der Stadt unterstützt und mitfinanziert
werden.
Ein Zweites, was wir tun können, wenn wir bereit sind
zu handeln, wie gesagt, mit Taten und nicht nur mit Worten, ist
sicherzustellen, dass der RFJ, der tatsächlich - erkundigen Sie sich, das DÖW
kommt zu einer eindeutigen Expertise - unterwandert worden ist und
schlussendlich leider den Boden bietet, um rechtsextremen Umtrieben in dieser
Stadt sozusagen Tür und Tor zu öffnen, nicht mit finanziellen Mitteln seitens
der Stadt unterstützt wird. Es gibt die Möglichkeit, hier keine Subvention zu
gewähren. Diesen Antrag bringe ich ebenfalls ein und gehe davon aus, dass er
die Unterstützung der SPÖ finden wird.
Ich möchte einmal mehr mit den Worten abschließen,
dass wir sehr wohl eine Verantwortung haben und eine Verantwortung zu tragen
haben. Ich glaube nicht, dass wir dieser Verantwortung gerecht werden, wenn wir
auf der einen Seite lauthals jeden Eklat, jeden neuen Tabubruch verurteilen und
auf der anderen Seite zur Kenntnis nehmen, dass jene Infrastrukturen, die es
braucht, um diese Art Politik zu betreiben, von uns mitfinanziert,
mitunterstützt und daher indirekt mitgetragen werden. Ich gehe davon aus, wenn
die SPÖ ihre Glaubwürdigkeit als Bollwerk gegen diese Art von Politik, wie sie
sich so gern selbst bezeichnet, behalten will, werden Sie ganz einfach das tun,
was zu tun ist, nämlich die Hand heben und unsere zwei Anträge unterstützen.
Dasselbe gilt, meine Damen und Herren, auch für die
ÖVP. Ich finde es auf der politischen Ebene schlimm genug, dass Sie sich nicht
in ausreichender Art und Weise abgrenzen. Ich finde es schlimm genug, dass Sie
zu den Vorkommnissen der letzten Woche und sogar ziemlich lange auch zu den
Israel-feindlichen Inseraten geschwiegen haben. Ich finde es ziemlich schlimm,
dass ständig damit spekuliert wird, genau mit dieser FPÖ, genau mit diesen
Kräften, genau mit dem Herrn Strache zusammenzuarbeiten, um in dieser Stadt in
der Zukunft gemeinsam Politik zu machen. Ich finde es schlimm genug, dass Sie
nicht ausschließen, nach den nächsten Wien-Wahlen mit solchen Kräften
zusammenarbeiten zu können und zu wollen. Aber das Mindeste, was Sie machen
können, das Mindeste, was Ihnen heute freisteht, ist ebenfalls die Hand zu
heben, um sicherzustellen, dass die Stadt Wien auf diese Art und Weise solche
Aktivitäten ganz sicher nicht unterstützt. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich der Herr Bürgermeister zum
Wort gemeldet. - Bitte
Bgm Dr Michael Häupl: Frau Vorsitzende! Meine verehrten Damen und
Herren! Frau Klubvorsitzende!
Lassen Sie mich, bevor ich
in der für Ort und Zeit gebührenden Kürze Ihre Fragen beantworte, ein paar
Vorbemerkungen machen:
Jawohl, es gibt einen
demokratischen Grundkonsens der Zweiten Republik - das steht außer jedem
Zweifel -, der entstanden ist aus dem Geist der Lagerstraße, der entstanden ist
aus dem Geist des antinazistischen Widerstandes, egal, aus welcher politischen
Gruppierung er gekommen ist. Das ist zweifelsohne jener Geist, von dem wir sagen,
es darf keine politischen Kräfte mehr in diesem Land geben, die Demokratie,
Rechtsstaat, das Zusammenleben der Menschen ohne Hass, ohne aufeinander gehetzt
zu werden, in Frage stellen. Wir sind mit Sicherheit eine Gesellschaft, die
Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und das Ablehnen von Minderheiten einfach nicht
dulden will. Es hat unserer Stadt in diesen vielen Jahrzehnten sehr gut getan,
dass sie hier miteinander gelebt haben. Es gibt in dieser Stadt mit gutem Grund
keine brennenden Tempel, keine brennenden Moscheen, keine brennenden Kirchen,
keine brennenden Asylantenheime. Im Gegenteil, wir werden in der Welt etwa
dafür bewundert, dass es gelungen ist, die großen Religionsgemeinschaften zu
einer gemeinsamen Erklärung zu den Ereignissen von „9/11“ zu bekommen, wo ganz
klar Terrorismus und Extremismus in jeglicher Form und aus welcher Richtung
immer abgelehnt werden. Das gilt es auch zu erhalten.
Ich darf Ihnen, Frau
Klubvorsitzende, versichern, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun, all
meine Kraft einsetzen will, aber das versichere ich natürlich in erster Linie
den Wienerinnen und Wienern, dass in dieser Stadt jener Grundkonsens erhalten
wird, der uns zu diesem friedvollen Miteinander, zu Wohlstand - ungerecht
verteilt, aber Wohlstand - in dieser Stadt geführt hat. Ich bedaure es
zutiefst, dass insbesondere in diesem Verständnis, bei aller Rechtfertigung
politischer Auseinandersetzung, bei aller demokratischen Legimitation von
Kritik, bei all dem, was wir zweifelsohne auch an Meinungsverschiedenheiten
auszutragen haben, die Grenzen in Richtung eines Gegeneinanderausspielens von
Bevölkerungsteilen einfach in Frage gestellt werden. Es hat
Grenzüberschreitungen in klarer Form gegeben, obwohl ich mich noch sehr gut
daran erinnern kann - die Zeit liegt nicht so weit zurück -, dass wir uns hier
eigentlich versprochen hatten, diese Grenzüberschreitungen der Demokratie und
des Zusammenlebens nicht zu begehren.
Ich
sage hier in aller Offenheit, dass ich mich dazu bekenne, aber nicht auf ein
Spiel einlassen will, wer der bessere Demokrat und wer der bessere Antifaschist
ist. Es tut mir leid, dazu bin ich zu alt, dazu ist meine Biographie zu klar.
Ich halte das auch für zu kindisch, um das ganz offen zu sagen. Wir haben als
Demokraten in diesem Land und in dieser Stadt dafür zu sorgen, dass wir jenen
demokratischen Weg, den wir seit dem April 1945 in dieser Stadt gemeinsam
gehen, nicht verlassen. Ich sage das hier in aller Deutlichkeit an all jene,
die meinen, dass ein Weg, wie er in der jüngeren Zeit gegangen worden ist, wo
man Menschen gegeneinander aufgehetzt hat, einer ist, den man auch fortsetzen
kann, gerade in kommenden Wahlauseinandersetzungen, die es gibt, insbesondere
im Wiener Gemeinderatswahlkampf, um das klar zu sagen. Wenn wir uns wechselseitig
mit Hass und Respektlosigkeit begegnen, in der Gesellschaft, aber ebenso in der
Società Politica, also in der
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