Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 88
oder über einen Stopp der Überfremdungsplakate, immer
wieder laviert sich dann die Politik durch. Warum jetzt viel zu viele junge Menschen
FPÖ wählen - ich sage das ganz bewusst -, hat sicher auch in einer
Protesthaltung seinen Ursprung, dass wahrgenommen wird, das politische
Establishment, das provoziere ich am meisten mit FPÖ Wählen und mit
rechtsradikalen Sprüchen, weil sich dieses politische Establishment sowieso
immer nur anpasst und nie irgendetwas wirklich unternimmt und im Zweifelsfall
alles relativiert. Und das ist in den letzten Jahren passiert. Es ist passiert.
Wenn rechtsextreme Übergriffe gewesen sind - kurz große Aufregung und dann war
es vorbei. Die jetzt 20-Jährigen haben gelernt, dass die Politik eines Haiders
Normalität und akzeptiert ist, weil es in den letzten 20 Jahren keinen
Cordon sanitaire um die Rechtsextremen in Österreich gegeben hat. Und das ist
wichtig, dass Sie es begreifen. Es ist auch wichtig, dass es die ÖVP begreift.
Wir werden dem Phänomen Rechtsextremismus mit keiner
Verordnung beikommen können. Wir werden dem Phänomen Rechtsextremismus
vielleicht dann beikommen können, wenn es uns gelingt, die zugrunde liegenden
Ursachen von Fremdenfeindlichkeit, von Ausländerfeindlichkeit, Islamophobie,
von Antisemitismus zu bekämpfen. Das hat in vielen Fällen soziale Ursachen. Da
geht es um die Überwindung von Armut, da geht es um die Schaffung von
Arbeitsplätzen und viele, viele andere Punkte mehr. Aber dazu muss man endlich
aufhören zu relativieren.
Jetzt bin ich nicht derjenige, der sagt, dass die
Täter von Ebensee eingesperrt gehören. Um das geht es gar nicht. Aber es sind
keine Lausbubenstreiche! Hören Sie damit auf, dass rechtsextreme Übergriffe
Lausbubenstreiche sind - direkt an die FPÖ. Hören Sie damit auf und versuchen
Sie – nein, es hat ja überhaupt keinen Sinn. Jetzt bin ich selber in die eigene
Falle gegangen und habe geglaubt, man kann bei der FPÖ an irgendetwas
appellieren. Ich glaube es vielleicht bei der ÖVP. Ich kenne bei der ÖVP die
eine oder andere Abgeordnete, den einen oder den anderen Abgeordneten und viele
in der Sozialdemokratie, wo ich glaube, dass eine klare Abgrenzung zum
Rechtsextremismus auf fruchtbaren Boden fällt.
In diesem Sinne hoffe ich sehr, dass Sie unseren
Anträgen heute zustimmen werden. - Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste und vorläufig Letzte von der Rednerliste
hat sich Frau GRin Mag Straubinger zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Sybille Straubinger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich möchte gerne zu Beginn grundsätzlich festhalten,
dass ich mich hier jetzt sicherlich nicht hinstelle und in irgendeiner Form
anfangen möchte, die Politik der FPÖ zu verteidigen. Die Politik der FPÖ
verkörpert so ziemlich alles, was ich mir nicht von Politik erwarte, eine
Politik, die Vorurteile schürt, eine Politik, die Menschen gegeneinander
ausspielt, eine Politik, die nicht konstruktiv, sondern destruktiv ist, die
nicht das Miteinander zu fördern versucht, sondern das Gegeneinander, weil es
nicht um die Sache geht, sondern um Stimmenmaximierung, möglicherweise auch um
Ideologie. In dieses Eck lasse ich mich nicht drängen und wird sich auch die
Sozialdemokratie nicht drängen lassen. Ich glaube, wir beweisen immer wieder
und jeden Tag aufs Neue, dass wir das verurteilen, dass wir uns dagegen
stellen. Das ist in vielen Publikationen und Aussendungen nachzulesen und es
ist nachzuhören.
Wenn der Herr GR Margulies sagt, es geht darum, ein
gesellschaftliches Klima zu schaffen, das sich gegen Rechtsextremismus und gegen
Fremdenfeindlichkeit wendet, dann sagen wir: Ja. Aber die Frage ist: Wie
erreicht man ein solches Klima? Die FPÖ ist eine gewählte Partei, die im
Nationalrat als gewählte Partei sitzt, die in den Landtagen sitzt, sie sitzt
auch hier in Wien im Landtag und Gemeinderat und bekommt deshalb eine
Parteienförderung und bekommt deshalb Klubförderung. Das ist so in einer
Demokratie, die Meinungsvielfalt zulässt. Das ist ein Zeichen von Demokratie
und sie lässt Meinungsvielfalt auch dann zu, wenn sie ihrer eigenen Meinung
widerspricht.
Diese Politiker sind es, die im Nationalrat sitzen
und vor allem in den Landtagen und im Gemeinderat sitzen und die Aussagen
tätigen, die Vorurteile sind, die wir kritisieren, und die Wahlkampagnen
fahren, die wir kritisieren. Damit müssen wir uns politisch auseinandersetzen
und nicht auf einer administrativen finanziellen Ebene, sondern auf einer
politischen Ebene. Das tun wir alle miteinander und das tut vor allem die SPÖ
auch laufend.
Bezüglich des dritten Punktes, der noch nicht so im
Detail angeschaut worden ist, aber in dieser Dringlichen Anfrage erwähnt worden
ist, das Cajetan Felder-Institut: Also man kann der FPÖ viel vorwerfen, aber
das Cajetan Felder-Institut ist ein Institut, das eher das Harmloseste ist, das
man ihr vorwerfen kann, wo es Diskussionsveranstaltungen gibt zum Thema
Klimawandel, Fußball-EM und Gender Mainstreaming, wo - der Bürgermeister hat es
erwähnt - Prohaska oder auch die Madeleine Petrovic Diskutanten waren. Diese
Subvention, die kann man noch am wenigsten vorwerfen. Das ist eine kleine
Förderung inmitten von tausenden Förderungen im Wissenschaftsbereich. Alleine
in der MA 7 sind es über 10 Millionen EUR, die an diverseste
Projekte vergeben werden, sehr unterschiedliche Förderungen, unter anderem zum
Beispiel auch an das Sir-Peter-Ustinov-Institut zur Bekämpfung von Vorurteilen.
Das ist übrigens ein Institut, wo die FPÖ der Subvention nicht zugestimmt hat,
ebenso wie die FPÖ allen Subventionen von Vereinen und Institutionen, die ein
kritisches Licht auf sie werfen könnten, nicht zustimmt und auch allen
Förderungen von Vereinen und Institutionen, die sich mit der kritischen
Aufarbeitung der Vergangenheit oder auch mit der jüdischen Kultur beschäftigen,
nicht zugestimmt hat.
Und wenn der Herr GR Eisenstein sich
heute hier hinstellt – im Zuge der letzten Debatte war das, glaube ich, zum
Thema Misstrauensantrag gegen den
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