Gemeinderat,
48. Sitzung vom 22.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 118
eines: Den Leuten immer wieder das Geld aus der
Tasche zu ziehen. Da machen wir sicherlich nicht mit!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die schwelende
Diskussion über die Einkommenssteuer irritiert die Leute, und gerade in einer
Situation, in der wir Hoffnung geben müssen, tut das nicht gut. Es tut nicht
gut, wenn alle das Problem fürchten müssen, dass ihnen der Staat, die Stadt in
die Tasche greifen, sodass sie dann in irgendeiner Form ausweichen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der
Bürgermeister spricht davon, dass er den gebührenbefreiten Kindergarten für alle haben
will. Für alle? So ist das nicht. Auch hier sieht man, wenn man ins Detail geht
– aber wir haben in den nächsten zwei Tagen noch Gelegenheit, darauf im Detail
einzugehen –, dass dem nicht so ist. Also es gibt viele Ankündigungen, doch in
Wahrheit, wenn man es sich genau anschaut, sieht die Situation völlig anders
aus.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Es ist schon die Rede davon gewesen, wie es denn eigentlich
ausschaut, was Kostenoptimierung betrifft. Da sieht die IHS-Studie – das wäre
vielleicht eine gute Lektüre für den Herrn Bürgermeister – ein 190 Millionen
EUR Optimierungspotenzial bei den KAV-Spitälern. Der Bürgermeister hat gestern
gesagt, dass er von diesen Dingen eigentlich nichts versteht, aber er sollte
sich damit einmal befassen. Das ist die Zukunftsfrage der Stadt, wie das alles
zu finanzieren ist, denn wir wollen einen hohen Standard in den Spitälern, wir
wollen, dass das Geld hier richtig und gut eingesetzt wird und dass das Geld
nicht in unterschiedlichsten Strukturen versickert, weil es keinen
Spitalsentwicklungsplan gibt, den wir in dieser Stadt schon dringend brauchen
würden.
Oder: Luxus-Fan-Zone im Hanappi-Stadion. Sie kostete
4 Millionen EUR, wäre aber um 350 000 EUR zu haben gewesen.
Die SPÖ verweigert bis heute die Kostenaufstellung.
Und immer wieder das Prater-Debakel. Wir haben es
hier oft diskutiert, weil die Wienerinnen und Wiener ganz deutlich sehen, wie
hier mit ihrem Steuergeld umgegangen wird, wie hier einfach ihr Steuergeld beim
Fenster hinausgeschmissen wurde. Wir haben über diese
50 Millionen EUR diskutiert. Wer sich auf den Prater-Vorplatz begibt,
kann das nicht nachvollziehen, warum hier so viel Geld ausgegeben wurde.
Oder: Planungsfehler in Geriatriezentren, bei der
Stadthalle, bei den Fahnenmasten vor dem Westbahnhof. Man braucht nur die
Kontrollamtsberichte genau zu lesen, um zu sehen, was alles hier verschwendet
wurde.
Umbau des Ronacher-Theaters: Viele, viele Millionen
Euro sind hier versickert.
Hier kann man nur ein Zitat von Michael Häupl
wiedergegeben: „Kein Mensch, mit Verlaub gesagt, wählt die SPÖ wegen ihrer
Wirtschaftskompetenz." Dieser Satz, meine sehr geehrten Damen und Herren,
ist in Zeiten der Wirtschaftskrise eine gefährliche Drohung. (Beifall bei
der ÖVP.)
Heute merken wir auch wieder, auch aus den Anträgen,
es wird immer, wenn es um möglichst anonyme böse Mächte geht, vom
Neoliberalismus gesprochen. Keine Frage, wir sind auch gegen entsprechende
Situationen, in denen Fehler begangen worden sind, wobei die Fehler in
verschiedenen Bereichen begangen worden sind. Wenn man sich etwa die
Zusammensetzung der Kommission in Europa anschaut, sind es oft gerade
Kommissare mit sozialdemokratischem Hintergrund, die ganz wilde Liberalisierer
sind. Also man kann hier die Verantwortung nicht so abschieben.
Oder wenn man sich etwa den Wirtschaftsberater des
Herrn Bundeskanzlers, Hannes Androsch, vor Augen hält. Da braucht man nur
nachzulesen, was da in den letzten Wochen in Leoben gesagt wurde, auch von
SPÖ-Funktionären: Dass hier einfach Arbeitsleistungen in Billiglohnländer
ausgelagert werden. Warum beschäftigt sich die SPÖ nicht damit und spricht mit
diesen ihren ehemaligen Funktionären – die sitzen ja teilweise noch immer in
irgendwelchen Parteivorständen –, wenn es darum geht, dass man Arbeitsplätze
erhält, denn das ist wahrscheinlich die große Herausforderung, vor der wir
stehen und der wir uns zu stellen haben.
Unzählige Vertreter der SPÖ reden immer davon, den
Reichen irgendetwas wegzunehmen. Wie schaut es aus mit den Stiftungen, die die
SPÖ hat, beispielsweise die steirische SPÖ? Wie schaut es mit den Unternehmen
aus, die beispielsweise auch die Wiener SPÖ hat? Da gibt es viele
Verflechtungen, aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, was geschieht real?
Was geschieht in Gesprächen? Was passiert, damit eben vieles an Fehlern des von
Ihnen so gerne angesprochenen Neoliberalismus nicht durch Ihre Leute vor sich
geht?
Ich habe schon von den Gebührenerhöhungen gesprochen.
Hier braucht es Sicherheit für die Wienerinnen und Wiener, und es gehört klar
gesagt, dass es in der nächsten Zeit, in schwierigen Zeiten keine Gebührenerhöhungen
in dieser Stadt geben darf. Das gehört klar und deutlich im Rahmen dieser
Rechnungsabschlussdebatte ausgedrückt.
Meine Damen und Herren! Gesetze sind – zuletzt das
Wiener Sozialhilfegesetz, das Valorisierungsgesetz – trotz massiver Bedenken,
die in den Stellungnahmen geäußert worden sind, durchgepeitscht worden. Wir
wollen die Diskussion hier in einem anderen Stil führen. Ich weiß schon, man
ist hier lieber dabei, dass man mit absoluter Mehrheit über alles drüberrollt,
aber das tut nicht gut, das tut letztlich auch der Wirtschaftspolitik, der
Sozialpolitik und den Wiener Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern nicht gut.
Mehr Demokratie würde überhaupt
nicht schaden. Ich gebe nur den Hinweis auf Europa, wobei alle, die hier
sitzen, wissen, dass ich ein glühender Europäer bin. Ich glaube, es wäre auch
sehr wichtig, dass wir hier in diesem Haus viel stärker über Europa
diskutieren, denn die Europa-Müdigkeit liegt auch daran, dass es nicht
entsprechend transportiert wurde. Wir als Volkspartei haben im Juli letzten
Jahres eine Sondersitzung des Landtages herbeigeführt, damit darüber diskutiert
wurde. Es wurde hier vieles angekündigt, aber in diesem Jahr hat es noch nicht
einmal die Möglichkeit einer
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