Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 89
Der Aufbau in diesem Bereich erscheint mir also sehr
wichtig, sehr notwendig. Wir kommen in Zukunft aber auch in das nächste
Problem, nein, nicht in ein Problem, sondern in die nächste Situation hinein,
dass die Liberalisierung des Schienenverkehrs unmittelbar vor uns steht. Daher
würde ich mir erwarten, dass wir bei der Diskussion über den Hauptbahnhof und
dessen schienennetzmäßige Ausprägung auch darüber diskutieren, welche Züge in Zukunft
den Hauptbahnhof anfahren werden und welche in Zukunft den Westbahnhof anfahren
werden.
Wir hören hier sehr, sehr unterschiedliche Stimmen.
Einmal heißt es, dass 90 Prozent der Güterzüge durch den Lainzer Tunnel
geschleust werden, nur 10 Prozent Personenzüge, und die Personenzüge auf
der Strecke Wien-Salzburg weiterhin von Wien-Westbahnhof bedient werden. Dann
hört man wieder fast genau das Umgekehrte, nämlich dass 60 Prozent der
Personenzüge auf der Strecke Wien-Salzburg über den Hauptbahnhof geleitet
werden.
Eines können wir heute jedenfalls schon festhalten:
Mit der Liberalisierung gibt es eine Konzession, die nach Medienberichten schon
genehmigt worden ist und um die von einem Privaten ersucht wurde, nämlich vom
Industriellen Haselsteiner, der die Strecke Wien-Westbahnhof - Salzburg
errichten wird, nein, nicht errichten, sondern betreiben wird. Er wird diese
Strecke betreiben, und zwar mit einem Stundenintervall, mit mehreren
Haltestellen zwischen Wien und Salzburg. Dann wird sich herausstellen, was die
ÖBB dazu machen.
Das alles hat nun Auswirkungen auf den Zugsverkehr
zum Hauptbahnhof. Denn bis heute kann mir eines noch niemand genau sagen, und
aus keiner einzigen Unterlage geht das hervor: Wie kommt es zu den
Berechnungen, dass wir 105 000 Fahrgäste haben, die am Südbahnhof ein- und
aussteigen werden? Wie viele kommen da konkret aus dem Fernverkehr? - Die
Kollegen von der Sozialdemokratischen Fraktion versuchen ständig zu erklären,
dass der Großteil über den Fernverkehr kommen wird.
Dagegen spricht, dass die Betreuung der Linie
Westbahnhof - Salzburg noch nicht entschieden ist.
Das hat aber weiters große Auswirkungen auch auf die
Bedeutung des Bahnhofes Wien-Hütteldorf, der nämlich bei einer Betreibung des
Zugsverkehrs über den Hauptbahnhof nicht mehr im Fernverkehr genutzt werden
kann, was für jeden Mandatar des 14. Bezirkes eine große Herausforderung
darstellt. Daher sage ich für mich, dass man den Hauptbahnhof Hütteldorf nicht
zu einem Minibahnhof machen darf, der nur mehr im Mininahverkehr bedient werden
kann, sondern er muss auch dazu verwendet werden können, um die
Hauptverkehrsstrecken abzudecken. Und da müssen wir auch ganz ernsthaft
diskutieren, wo die Strecke Hauptbahnhof-Salzburg oder Westbahnhof-Salzburg,
geführt wird.
Meine Damen und Herren, da hängt es damit zusammen,
wenn wir zum Schluss kommen, dass eine Zugsverbindung Hauptbahnhof-Innsbruck
geführt wird und nicht Westbahnhof-Innsbruck, zum Beispiel, wie der
Schnellbahnverkehr zwischen Hütteldorf, Meidling und Hauptbahnhof erfolgt. Auch
dafür gibt es bis heute kein konkretes Konzept.
Wir sehen in jedem Plan nur, dass das innerstädtische
öffentliche Verkehrsnetz in Zukunft nicht anders aussehen soll, also von der
Anzahl der Linien her, als derzeit. Das alles bei einer Explosion der Fahrgäste
beim Hauptbahnhof von 45 000 auf 105 000 und mit dem großen Zentrum,
das wir dort errichten, nämlich mit weiteren 40 000 Personen, die sich aus
anderen Gründen dann zum Hauptbahnhof bewegen und wegbewegen werden.
Von der derzeitigen Frequenz von rund
40 000/45 000 auf 145 000, also mehr als eine Verdreifachung,
erwarte ich mir eine Konsequenz im innerstädtischen Netz. Doch diese Konsequenz
ist bis heute aus meiner Sicht nicht erfolgt. Die Stadt Wien hat darauf nicht
reagiert, und vor allem hat die Stadt Wien keine Verhandlungen mit den ÖBB dazu
aufgenommen, was bedeuten würde, das innerstädtische S-Bahn-Netz hier
dementsprechend zu verbessern.
Das heißt, wir diskutieren heute noch immer mit
Zahlen, die noch nicht gesichert sind und wir wissen noch nicht genau, wie das
Netz aussehen wird. Insofern ist es richtig, dass der Bürgermeister noch keine
Entscheidung für den Automatic People Mover getroffen hat, sondern sagt, ich
mache eine Machbarkeitsstudie. Aber ich hoffe, dass diejenigen, die diese
Studie angenommen haben, auch sehr ernsthaft alle Vor- und Nachteile prüfen und
nicht, dass es nur ein Auftragswerk wird. Ich halte das für enorm notwendig, um
hier nicht wahrscheinlich Millionen zu vergeuden.
Es wird notwendig sein, sich dieses Gebiet in seiner
Gänze anzuschauen, wo ein solcher Automatic People Mover hinkommt. Und wer von
Ihnen vielleicht auch bei der UITP war und sich diesen angesehen hat, der weiß,
wovon ich rede. Ich habe mir die Zeit genommen, mich dort zwei Tage auf die
Seite hinzustellen, wo der Automatic People Mover ausgestellt war und habe mir
die Kommentare von den Experten angehört, die immer vorbeigekommen sind und ihn
bestaunt haben. Ich muss Ihnen sagen, ich habe keinen einzigen Experten gehört,
der davon positiv angetan war, keinen einzigen. Und daher habe ich so meine
Zweifel, ob dieses System wirklich das richtige und ob die konkrete
Produktauswahl wahrscheinlich auch die richtige ist. Daher: Alle Zweifel hier
sind wirklich berechtigt.
Und vor allem den Anschein zu
erwecken, dass dieses System eine zweite U-Bahn-Linie ersetzen könnte, das ist,
glaube ich, der größte Fehler dabei. Ich denke, dass es notwendig sein wird,
bei einer dreifach höheren Passagieranzahl oder Durchlaufquote beim
Hauptbahnhof auch die Kapazität im U-Bahn-Netz zumindest zu verdoppeln, doch
das ist derzeit überhaupt nicht absehbar. Die Stadt Wien hat vor fünf Jahren in
einer Stadtentwicklungskommission eine Prognose aufgestellt, wie stark die U1
ausgelastet sein wird. In dieser Prognose hat man festgestellt, dass die
Auslastung bei 59 Prozent liegen wird und schreibt dazu, bei
60 Prozent bestehe
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