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Gemeinderat, 49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 89

 

und Herren mit Dienstfahrzeug plus Fahrer doch wurscht." - Meinung aus der Bevölkerung!

 

Weiters ist da ein Posting, das den Cable-Liner befürwortet: „Mit Bus und Bim zum Bahnhof ... das ist wohl nur ohne Gepäck ein Spaß.", und darauf hat jemand geantwortet - ich zitiere: „Schnapsidee ... mit einem Koffer Seilbahn fahren, ist aber auch kein Spaß ... aber die ‚Rathauskoffer' finden das vielleicht lustig."

 

Weiters: „40 Millionen? Sind die jetzt komplett irr? Vor allem, wenn man bedenkt, wie sich geplante Kosten am Ende dann darstellen, Beispiel Prater-Vorplatz."

 

Weiters: „In Wien wird nur d’rübergefahren, da ist der Cable-Liner fast symbolisch, auch er fährt ‚drüber'", und so weiter, und so fort.

 

Ich will Sie jetzt nicht langweilen - obwohl Sie ja vielleicht soeben das erste Mal gehört haben, was die Bevölkerung über den Cable-Liner denkt.

 

Dann möchte ich zitieren, was in der „Wiener Zeitung" am Freitag, dem 5. Juni 2009, geschrieben wurde. Das sind Verkehrsexperten-Meinungen, und da steht: „Von vier namhaften heimischen Verkehrsexperten gleichsam in der Luft zerrissen." „Cable-Liner ist Schildbürgerstreich." „Eine Seilbahn sei zu teuer, ineffizient und werde nicht angenommen."

 

„Pikant ist, dass selbst der Verkehrsplaner Werner Rosinak, der in vielen Bereichen mit der Stadt Wien zusammenarbeitet, hier Kritik übt. ‚Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein attraktives Verkehrsmittel sein wird', sagt Rosinak im Gespräch mit der ‚Wiener Zeitung'. ‚Das mag in Las Vegas eine gute Lösung sein, das Bahnhofsviertel wird damit aber sicher nicht aufgewertet.'"

 

„Spannend dürfte auch werden, wie die Seilbahn in einer späteren Ausbaustufe den Hauptbahnhof überwinden soll, um nach Süden zur geplanten U2-Station Gudrunstraße – Klammer: ab 2019 - zu gelangen."

 

Aber da hat ja der Herr Bürgermeister schon einen Auftrag gegeben, eine nochmalige Vorstudie, die 700 000 EUR kostet. Da ist mir wieder diese Güter-Bim eingefallen, die mit Pomp und Trara ins Leben gerufen wurde, wofür auch eine Vorstudie gemacht wurde, die ebenfalls 700 000 EUR gekostet hat. Aber von der Güter-Bim hört man überhaupt nichts mehr!

 

Hier ist nun eine weitere Kritik von Hermann Knoflacher: „Jetzt ist das Pfusch." „Heftige Kritik kommt auch von TU-Verkehrsexperten Hermann Knoflacher, der in der Seilbahn eine ‚Notkonstruktion' sieht. So empfiehlt er dringend, die U1-Station näher an den Bahnhof zu rücken, statt ein zusätzliches Transportmittel zu erfinden. ‚So wie das jetzt geplant ist, ist es ein Pfusch', meint er. ‚Die Wege gehören verkürzt und die Verkehrsmittel miteinander verknüpft. Ein Cable-Liner funktioniert sicher nicht.' Schon am Westbahnhof seien die Gehwege zu lang, weshalb es für ihn unverständlich sei, dass der Fehler nun wiederholt werde. ‚Aber wer nicht hören will, der braucht einen Cable-Liner', merkt Knoflacher süffisant an - und vermutet hinter den Plänen massiven Druck der Seilbahnbetreiber auf die Stadtpolitiker."

 

Sebastian Kummer, auch Verkehrsexperte, Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft an der WU: „Der Cable-Liner ist ein Schildbürgerstreich", meint er. „Die Kosten sind ein Wahnsinn und stehen in keiner Relation. Ein Cable-Liner funktioniere sehr gut auf längeren Distanzen - etwa um Flughäfen-Terminals zu verbinden. Um gleichsam die U-Bahn in den Bahnhof zu bringen, seien aber Rollbänder" - da schau her, das sagt er auch! – „nicht nur billiger, sondern auch effizienter. Das Ganze ist ein industriepolitisches und kein verkehrswissenschaftliches Projekt“, so Kummer.

 

Als letzter Verkehrsexperte, der fast zu hundert Prozent unsere grüne Meinung hat: „Ebenso Skepsis artikuliert Gerd Sammer, Verkehrsplaner an der BOKU: ‚International zeigt sich, dass ein neues, d’rübergestülptes Verkehrssystem immer problematisch ist.' Er befürchtet, dass es in Spitzenzeiten zu Engpässen beim Umstieg von U-Bahn zum Cable-Liner komme und rät dringend zur Neuuntersuchung."

 

Ich denke, das ist genug Meinung von Experten, von der Bevölkerung, von Journalisten und Journalistinnen. Ich werde jetzt diesen Antrag einbringen, und ich schließe mit diesem Satz: Wir brauchen kein zig Millionen schweres Denkmal gesetzt, meine Damen und Herren, nur um ein Stückerl U-Bahn-Anschluss mit dem Hauptbahnhof zu verbinden. Wir wollen ein weitaus kostengünstigeres, wir wollen ein effizientes Beförderungsmittel, und das sind die unterirdischen Beförderungsbänder, meine Damen und Herren! Außerdem wollen wir den Ausbau, Verlängerung und Bevorzugungsmaßnahmen der bestehenden Verkehrsmittel anstelle des APM als Verbindung vom neuen Hauptbahnhof zur U-Bahn-Station. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Mag Gerstl. Ich erteile es ihm.

 

GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatter!

 

Das Thema Hauptbahnhof ist sicher eines der wichtigsten für die Stadt, und nicht nur für die Stadt, sondern wahrscheinlich auch für ganz Österreich. Es handelt sich um eines der größten Schienenprojekte, das in Österreich gerade errichtet wird. Diese Bedeutung gebietet uns, dass wir uns dementsprechend damit auseinandersetzen. Umso mehr vermisse ich eine umfassende Information in diesem Bereich. Doch zu der mangelnden Information und Kommunikation möchte ich noch etwas später kommen.

 

Der Hauptbahnhof ist das Schienenprojekt schlechthin, das in Wirklichkeit wahrscheinlich schon viele, viele Jahre vorher gestartet hätte werden müssen. Einen Durchgangsbahnhof in Wien zu haben, ist ein Gebot der Stunde, um an die Transeuropäischen Netze angebunden zu sein und die Eisenbahn auch wirklich als attraktives Verkehrsmittel bis zu einer Entfernung von rund 500 km zu machen. Also Wien-Innsbruck, Wien-München, Wien-Budapest, Wien-Prag, das alles sind Destinationen, die in Hinkunft bestens durch das Schienennetz betreut werden sollten und nicht mehr durch den Flugverkehr.

 

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