Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 89
bei der ÖVP.)
Ich
möchte Sie sehr herzlich ersuchen, den Anträgen zuzustimmen.
Ganz
zum Schluss noch eine grundsätzliche Feststellung: Mir scheint der Ausdruck
Kindergarten für eine moderne Bildungseinrichtung nicht mehr passend zu sein.
Er ist die erste institutionelle vorschulische Bildungseinrichtung. Ich finde,
das Wort Bildungsgarten wäre angebrachter. Wenn Sie sich erinnern, vor einigen
Jahren wurde das Wort KindergartenpädagogIn kreiert, vielleicht findet auch das
Wort Bildungsgarten in unseren Sprachgebrauch.
Wir
werden dem Poststück hier noch einmal zustimmen, genauso wie wir den beiden
Abänderungsanträgen der GRÜNEN zustimmen werden. Wir werden auch dem
Abänderungsantrag, den wir mit den GRÜNEN gemeinsam unterschrieben haben,
zustimmen. Wir werden uns aber sehr genau anschauen, wie im Herbst die
Umsetzung des gebührenfreien beziehungsweise gebührenreduzierten Kindergartens
sein wird und werden dahinter sein, dass er wirklich irgendwann ein
Gratiskindergarten ist! - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr GR Mag Wutzlhofer. Ich
ersuche ihn.
GR Mag Jürgen Wutzlhofer
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr
Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Die Frau Kollegin Riha hat schon zu Beginn entdeckt, was
sonst nicht zu erkennen ist, nämlich dass wir uns in dieser Konstellation in
der letzten Zeit öfters getroffen und über ein ähnliches Thema gesprochen
haben. Ich möchte gleich zu Beginn sagen, dass mich das unglaublich freut, weil
es zeigt, dass das Thema Bildung und insbesondere das Thema Kindergarten
eigentlich in den letzten Jahren in der österreichischen politischen
Auseinandersetzung so wichtig geworden ist. Das war nicht immer so. Ich selbst
erinnere mich immer wieder mit Grauen an Zeiten fundamentaler Bildungsblockade,
eine Entwicklung, die mit der Person und der Politik von Elisabeth Gehrer,
wahrlich keine Politikerin unserer Partei, ihren absoluten Höhepunkt gehabt
hat. Umso schöner ist es mitzuerleben, wie viel sich hier im Kindergartenbereich
bewegt, so viel wie schon lange nicht. Das ist eine Bewegung, die
sozialdemokratische PolitikerInnen angestoßen haben und das macht mich sehr
stolz! (Beifall bei der SPÖ.)
Dass Bildung von Anfang an starten muss, dass Bildung
bei der Geburt beginnt und dass daher Kindergärten Bildungsgärten sind, die
Türen zur Welt öffnen, ein Fenster zur Welt öffnen, wo Kinder forschen, ihre
Freundinnen und Freunde kennenlernen, Konflikte austragen und vieles mehr, ist
gerade vorhin schon erwähnt worden. Umso wichtiger ist es, wenn wir daran
arbeiten, und das tun wir in dieser Stadt, dass als Ziel Kindergärten für alle
Kinder zur Verfügung stehen, dass das keine Kindergarderoben sind, wo Kinder
zur Betreuung abgegeben werden, sondern dass sie Bildungshäuser sind, die mit Beruf
und Familie vereinbar sein sollten. Was mich stolz macht, ist, Wien zeigt hier
schon lange allen anderen Bundesländern vor, wie es geht, in dieser Frage die
Nase vorn zu haben.
Herr Kollege Gudenus, wenn Sie sagen, bei der
Vereinbarkeit, meine ich, ich quäle vor allem in der Konstellation eh alle
immer wieder mit allen möglichen Zahlen, ich belasse es heute damit, Wien ist
von den Investitionen, von den Platzangeboten, in vielen Dingen einfach die
Vorreiterin. Ich bringe jetzt eine Zahl genauer, mehr ist es nicht, im
Zusammenhang mit der Vereinbarkeit. Kindergärten seien mit dem Berufsleben von
heute nicht vereinbar, haben wir vorhin gehört. Es sind die allerneuesten
Zahlen von der Kindertagesheimstatistik über Vereinbarkeit, flächendeckend mit
einer Vollzeitbeschäftigung der Eltern. Es sind auch nicht die Zahlen der
Arbeiterkammer, die meines Erachtens unumstritten waren, aber wo ich schon
einmal den Vorwurf gehört habe, wir stehen uns nahe. Es ist auf Grund der
Definition der 15a-Vereinbarung über den Ausbau der institutionellen
Kinderbetreuungsangebote. Mit dieser Definition einer Kinderbetreuung, die mit
der Vollbeschäftigung der Eltern vereinbar ist, kommen wir in Wien auf
84,3 Prozent der Kindergärten, in Österreich durchschnittlich 26,1, in
Niederösterreich 3,6, in der Steiermark 5,0 und in Oberösterreich 4,6. Es ist
also eine besondere Chuzpe, sich ausgerechnet für die Wiener Kindergärten
diesen Vorwurf gefallen zu lassen, sie seien nicht mit der Berufstätigkeit
vereinbar! (Beifall bei der SPÖ.)
Aber das Eigentliche ist, diese vielen Zahlen, ob es
die Ausgaben insgesamt sind oder das Platzangebot insgesamt ist - übrigens bei
den Krippen macht der Vergleich besonders sicher -, sind nicht Dinge, die
plötzlich vom Himmel gefallen sind, sondern sie zeigen, dass Wien schon lange
absolute Spitze in Österreich ist. Die Folge davon ist, dass wir seit Jahren am
permanenten Ausbau des Kinderbetreuungsangebotes arbeiten und daher nicht
irgendwelche Zurufe brauchen, um dann plötzlich draufzukommen, das passiert
seit Jahren, seit Jahrzehnten in dieser Stadt, übrigens auch nicht, was Anträge
für den Gratiskindergarten betrifft. Den Gratiskindergarten von null bis drei
hat in diesem Haus noch niemand gefordert, obwohl Sie jetzt jedes Mal sagen,
genau das sei von der Opposition schon hundertmal gefordert worden. Die FPÖ
sagt sogar in verschiedenen Aussendungen, es sei schlecht für Kinder, wenn sie
unter drei Jahren der Familie entrissen werden. Darüber möchte ich mich jetzt
gar nicht weiter ausbreiten. Das ist eine skurrile Sicht der Dinge. Wie auch
immer, es wurde auf jeden Fall wahrscheinlich auf Grund dieser Meinung nicht
vorgesorgt. (GRin Veronika Matiasek:
Wahlfreiheit, sagen wir!)
Natürlich gibt es im
Kindergartenangebot noch viel zu tun. Deshalb hören wir auch nicht zu arbeiten
auf. Deswegen bauen wir zum Beispiel heuer weiterhin 2 000 Plätze aus.
Auch letztes Jahr war es so. Es ist ein Auftrag für uns alle, das, was ich
vorher gesagt habe, zu erreichen, nämlich flächendeckende Kinderbetreuung für
jedes Kind von null bis sechs Jahren anzubieten. Aber kein Bundesland ist so
nahe dran wie Wien, und zwar mit
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