Gemeinderat,
49. Sitzung vom 24.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 89 von 89
immer die Gnade der Nachgeborenen, aber auch die
Leichtigkeit der Nachgeborenen, über Leute in Situationen zu urteilen, die sie
selbst nicht im Entferntesten kennen. - So weit zum rein historischen Teil des
Ganzen.
Zum anderen: Unbehagen. Sie haben recht, ich habe ein
Unbehagen bei diesen Themen - nicht, weil ich solche Ausstellungen
grundsätzlich für falsch finden würde, sondern ich habe ein Unbehagen deswegen,
weil sie einseitig erfolgen. Ich habe zum Beispiel einen Onkel, den haben die
Slowenen, eigentlich die Jugoslawen, nach dem Krieg, in slowenischen Höhlen,
von denen wieder einige entdeckt wurden, mit anderen lebendig eingemauert.
Darüber haben Sie noch keine Ausstellung veranstaltet. Über die zig tausend
durch die Rote Armee vergewaltigten Frauen in Wien haben Sie noch keine
Ausstellung veranstaltet.
Ich habe das Unbehagen deswegen, weil eine Ungleichgewichtung
da ist und weil hier einseitig vorgegangen wird. Deswegen, Herr Kollege Troch! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Jetzt
liegt auch eine zweite Wortmeldung von Herrn GR Dr Troch vor. Er hat noch
zwölf Minuten. - Bitte.
GR Dr Harald Troch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Ja, es stimmt, dass es
hier um eine komplexe Fragestellung geht. Auch wo wir den zeitlichen Ablauf
gesehen haben: Wann haben diese Hinrichtungen stattgefunden? Aber gerade die
Komplexität dieser historischen Fragestellung der nationalsozialistischen
Militärjustiz erfordert eine wissenschaftliche Auseinandersetzung, und da kann
ich Ihnen versichern, dass es diese wissenschaftliche Auseinandersetzung mit
der Ausstellung, die hier nach Wien kommt, genau geben wird. Sie zeigt, wie
wichtig es ist, dass wir uns tiefer auseinandersetzen, aber das auch volksbildnerisch
genau mit dieser Ausstellung nach außen tragen. (Zwischenrufe bei den
GRÜNEN.)
Zum Kollegen Ellensohn: Ich glaube, das Thema ist
überhaupt nicht geeignet, dass man sich in kleinkarierter Weise damit
auseinandersetzt. Ich denke auch, das Thema NS-Militärjustiz ist komplett
ungeeignet dafür, der Sozialdemokratie „eine umhängen" zu wollen. Die Sozialdemokratie
hat mit der NS-Militärjustiz überhaupt nichts zu tun! (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Das sagt ja niemand!)
Die Konstruktion, die Sie hier herzustellen versuchen, ist politisch falsch,
ist lächerlich und ist kleinkariert.
Faktum ist, dass die Stadt Wien einen wesentlichen
finanziellen Beitrag leistet, dass diese Ausstellung in Wien stattfinden kann.
Die Finanzierung der Ausstellung ist komplett gesichert, und die Stadt Wien hat
hier ihren Beitrag geleistet. Faktum ist auch, dass die Stadt Wien für die
Ausstellung die Örtlichkeit gefunden hat, wo die Ausstellung stattfinden wird.
Die Stadt Wien braucht sich daher in dieser Geschichte
für überhaupt nichts zu genieren, und die Sozialdemokratie schon gar nicht. Wir
fahren in dieser Frage einfach eine Linie, auf die wir sehr, sehr stolz sind,
und werden auch entsprechend weiterhin zur Aufklärung über diese Zeit, über
dieses dunkelste Kapitel europäischer Geschichte, unseren Beitrag hier in Wien
leisten. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
(GR Mag Johann Gudenus, MAIS in Richtung GRÜNE: Auch kleinkariert ...!)
Die Frau Berichterstatterin hat auf das Schlusswort verzichtet. Wir kommen
daher zur Abstimmung.
Wer der Postnummer 33 die Zustimmung geben kann,
bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Zustimmung bei ÖVP, SPÖ
und GRÜNEN fest, es ist somit mehrstimmig angenommen.
Die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung ist erschöpft.
Diese Sitzung ist geschlossen.
(Schluss um 18.31 Uhr.)
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