Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 122
Positiven bewegt, dann muss man damit aufhören, permanent Menschen
gegeneinander auszuspielen, mit einem einzigen Ziel, und das ist das
Verwerfliche, liebe Freunde und Freundinnen aus der ÖVP, dass der oberste
Prozentpunkt in Österreich nichts, aber auch überhaupt nichts mehr dazu
beiträgt, die soziale Sicherheit in Österreich zu gewährleisten. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Die SPÖ spielt mit. Ich kann Ihnen den Vorwurf leider nicht ersparen!
Denn auch in Wien, als ein Beispiel, lobt man den Anstieg im Sozialsystem, lobt
man den Anstieg des Transfers an den Fonds Soziales Wien. Der Anstieg an den
Fonds Soziales Wien ist lediglich dadurch erklärbar, dass es einfach mehr
Fallzahlen gibt, nicht dass die Leute mehr Leistungen erhalten. Der Anstieg der
Zahlungen in der Sozialhilfe, de facto die Verdoppelung der Sozialhilfe vom
Jahr 2003 bis heute, hat lediglich mit dem Anstieg der Armut und nicht damit zu
tun, dass die Gemeinde Wien so viel freigiebiger wäre und den Menschen jetzt
mehr zahlt, von minimalen inflationsbedingten Erhöhungen einmal abgesehen. Es
wird auch nicht in allen Bereichen erhöht, insbesondere beim Personal im
sozialen Bereich, wo auf Grund der Umstellungen im Sozialhilfevollzug man zwar
jetzt nicht mehr so lange auf ein Erstgespräch wartet, aber ansonsten kann man
sich mit einem Computer unterhalten. Wenn man es kann, kann man sich vom
Computer Formulare für Extraleistungen herunterladen, wenn man es nicht kann,
erspart sich die Stadt Wien ein bisschen etwas. Weil allzu viele Sozialarbeiter
und Sozialarbeiterinnen, die Menschen, die Sozialhilfe benötigen, wirklich
unterstützen und ihnen helfen, gibt es nicht mehr, die sind mit den Erstfällen
beschäftigt.
So würde es aussehen, wenn man versucht, eine langfristige Perspektive
für Wien im Budget zu finden. Man kommt darauf, es gibt sie nicht. Das ist auch
in vielen anderen Punkten meines Erachtens nach ein zentraler Fehler.
Vielleicht wird StRin Brauner einen Ausblick geben, wie es aus ihrer Sicht im
Jahr 2011, im Jahr 2012, im Jahr 2013 aussieht. Sie wissen die
Konjunkturperioden. Sie wissen, wie schnell oder wie langsam sich die
Wirtschaft erholen kann. Und Sie wissen genauso gut wie ich, dass nicht
wirklich sehr viel Geld innerhalb der Gemeinde Wien disponibel ist.
Jetzt könnte ich aus unserer Sicht sagen, die Garagenförderung hat sich
nicht als Kredit, sondern als Direktsubvention herausgestellt. Mit der
Garagenförderung könnte man tatsächlich viel mehr machen. Es gäbe auch noch ein
paar andere Punkte. Wenn ich es durchrechne, komme ich auf 250 Millionen EUR,
die man vielleicht anderweitig einsetzen kann. Aber wenn wir das Sozialsystem,
das Gesundheitssystem, das Bildungssystem weiter verbessern wollen, dann
bräuchten wir noch viel mehr Geld! Da hat es überhaupt keinen Lack, sag ich
ganz bewusst, ständig über effizientere Personaleinsparungen zu reden.
Schauen wir uns einmal an, wo denn Personal der Stadt Wien im Großen
und Ganzen beschäftigt ist: Im Bereich der Kindertagesbetreuung sind sehr viele
Menschen beschäftigt. Da haben wir alle unlängst gemeinsam festgestellt, sie
sind unterbezahlt. Also da werden wir hoffentlich nichts einsparen wollen. Ganz
viele, fast die Hälfte, sind angestellt im Bereich des Krankenanstaltenverbundes.
Wir wollen doch hoffentlich nicht bei den Pflegekräften und bei den
Krankenschwestern sparen, auch nicht bei den Ärzten oder im Bereich der
Müllbeseitigung oder wo auch immer, zum Beispiel bei den TelefonistInnen.
Selbstverständlich, ich bin davon überzeugt, gibt es auch im Wiener Rathaus den
einen weißen Elefanten oder die eine weiße Elefantin, der oder die
herumspaziert. Das macht aber das Kraut nicht fett. Das ist ärgerlich, macht
aber das Kraut nicht fett.
Wir müssen uns damit abfinden, in einer Zeit, in der es ausgesprochen
schwierig ist, kreativ und innovativ zu agieren, weil einfach das Geld nicht da
ist, in der es ausgesprochen schwierig ist, dieses Budget sinnvoll
zusammenzustellen, darf man sich nicht noch weitere Einsparungsregeln auflegen,
weil wir bräuchten genau das Gegenteil. Wenn wir tatsächlich Impulse setzen
wollen, dann sollten wir sie - das ist mehrfach von allen Parteien gekommen -
im Bildungsbereich setzen, im Bereich der Kinderbetreuung setzen, mit kleineren
Gruppen, mit mehr Personal. Das kostet Geld. Ich vermisse diese zusätzlichen
Ausgaben hier, denn selbst im Bereich der Kinderbetreuung sage ich, sind wir um
einiges hintennach. Das wird heute in der Geschäftsgruppe noch besprochen
werden.
Auch in einem anderen Bereich - und dazu will ich jetzt kurz überleiten
- (GR Mag Jürgen Wutzlhofer: Gegenüber wem?) gibt es nach wie vor leider
zu wenig finanzielle Mittel, um das für Wien tatsächlich ausreichend zu
gestalten, der Bereich Forschung und Wissenschaft. Lieber Jürgen Wutzlhofer, ich
gehe dann gerne auf dich ein, ich habe dich akustisch nicht verstanden. (GR
Mag Jürgen Wutzlhofer: Ich habe gesagt, gegenüber wem?) Nein, hinken nach
den eigenen Ideen. Wir wissen, wie es aussieht, dass wir in Wien momentan
Gruppen haben, die von Assistentinnen geleitet werden oder die zumindest
regelmäßig einspringen müssen. Wir wissen, dass wir große Gruppen haben. Wir
wissen, dass noch viel mehr zu tun wäre im Bereich der Kinderbetreuung. Nur,
und das sage ich ganz bewusst, weil selbst ich der Meinung bin, dass das Wiener
Kinderbetreuungswesen besser ist als in allen anderen Bundesländern - dazu
stehe ich -, heißt das nicht, dass es nicht Verbesserungen geben kann. Danke.
Im Bereich Forschung und Wissenschaft fordern die GRÜNEN gerade auf
Wiener Ebene schon seit Langem eine Anhebung auf 0,1 Promille des Budgets.
Was passiert? Es wird gekürzt. Und genau deshalb stellen wir eigentlich so wie
jedes Jahr den Antrag, dass bei der Erstellung des Budgetvoranschlages 2010 der
Budgetansatz „Förderung von Forschung und Wissenschaft" auf mindestens
1 Promille des Gesamtbudgets angehoben wird.
Ich erlaube mir, die letzten zwei Minuten noch zur aktuellen Debatte
auf der Uni Stellung zu nehmen:
„Die Uni brennt“ – ein Schlagwort, das momentan
nicht nur durch Wien, sondern durch Österreich, durch
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