Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 122
hätten Sie gerne ein Hotel. Ich frage mich
ganz ernsthaft: Gibt es die Zuwendungen von Uniqa und anderen Versicherungen
oder Raiffeisen nicht mehr, sodass die ÖVP finanziell am Krückstock
geht? – Ich kann mir das irgendwie nicht vorstellen!
Noch einmal: Es kann nur sein, dass die ÖVP
das als Morgengabe von der SPÖ für eine große Koalition in Wien möchte. Nichts
anderes kann das sein. Und ich würde mich sehr wundern, wenn die SPÖ nicht
draufkommen würde, dass das nicht geht und dass sich die ÖVP den Springerpark
selbst zahlen soll. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Geh bitte! Der
Springerpark wird uns noch einige Zeit begleiten. Die ÖVP wird uns schon
erklären, wie die Welt funktioniert.
Wir haben heute schon einiges Interessantes
von der Frau Vizebürgermeisterin über direkte Demokratie und Volksbefragungen
gehört. Sie hat den Grünen
unterstellt, dass wir bestimmen wollen, wann so etwas stattfinden soll. –
Wir denken, dass im Grunde genommen immer die SPÖ bestimmt, wann so etwas
stattfinden soll. Wir glauben zum Beispiel, dass es einmal vernünftig wäre, ein
wichtiges hochrangiges Straßenprojekt bei der Demokratie abzufragen, und zwar
betreffend die A23 beziehungsweise die Lobauautobahn. Deswegen stellen wir jetzt
einen Antrag betreffend Durchführung einer Volksbefragung zur S1, Wiener
Außenringschnellstraße Lobauautobahn, und zur A23, Erweiterung der
Südosttangente Wien.
Diese Fragestellung soll lauten: Sind Sie
dafür, dass sich die Gemeinde Wien gegen den Bau der geplanten S1, Wiener
Außenringschnellstraße, sowie die Verlängerung der Südosttangente einsetzt und
dabei insbesondere im Umweltverträglichkeitsverfahren eine negative
Stellungnahme abgibt? – In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung dieses Antrages.
Interessant ist überhaupt, wie sozusagen die
direkte Demokratie um sich greift. Zum Schlagwort Partizipation: Kollege Gerstl
war der Meinung, dass eine Umfrage, welche die Stadt über Essen in der U-Bahn
beziehungsweise in der Straßebahn gemacht hat, eigentlich schon direkte
Demokratie darstellt. In Anbetracht dessen stelle ich ganz ernsthaft fest: Wenn
das Sample die üblichen 100 oder 200 sind, dann ist das nicht direkte
Demokratie, sondern ein schlechtes Sample bei der Umfrage! Von direkter
Demokratie gibt es dabei aber gar nichts. Vielmehr bedeutet direkte Demokratie
immer, dass es erst Informationen und dann einen Diskurs und eine Abstimmung
darüber gibt. Da hat die SPÖ bei den diversen Garagenprojekten schon einiges
dazugelernt.
Übrigens gibt es auch eine Bürgerversammlung
in Hernals. Ich hoffe, ich erreiche sie noch. Bei dieser geht es auch wieder
einmal um ein Garagenprojekt unter dem Turnsaal beziehungsweise dem Sportplatz
einer Schule. Die Hernalser und Hernalserinnen haben überhaupt keine Freude mit
diesem Projekt.
Überhaupt ist die Garagenpolitik recht
interessant. Es gibt ja diese großen Park-and-ride-Anlagen am Stadtrand, und
ich meine, der Vergleich mit den Chinarestaurants ist schon irgendwie
interessant. In den Chinarestaurants sitzt niemand, und sie leben irgendwie,
und in den Garagen ist auch niemand, aber die Garagenbetreiber haben eine
irrsinnige Freude und verdienen ganz gut daran. Vielleicht sollte man die
nächste große Garage „Zur goldenen Ente“ oder so ähnlich nennen, denn die
goldene Ente legt vielleicht auch goldene Eier, die in die Brieftaschen von
manchen fließen.
Ich muss mich jetzt ein bisschen beeilen.
Ein wichtiger Punkt ist, dass bei der Verkehrspolitik in Wien die
FußgängerInnen immer wieder zu kurz kommen. Wenn man ExpertInnen fragt, warum
das so ist, dann kommt ganz oft die Begründung, dass es bei uns in Österreich eine
Besonderheit gibt, nämlich die Signalfolge bei Lichtsignalanlagen, wie es so
schön heißt, und zwar das Grünblinken. Wir wollen, dass das in Österreich
beziehungsweise zunächst in Wien abgestellt wird.
Deswegen bringen wir den Beschlussantrag ein, der Wiener Gemeinderat
ersucht den Herrn amtsführenden Stadtrat für Stadtentwicklung und Verkehr, mit
der Frau Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie in
Verhandlungen zu treten mit dem Ziel, die StVO dahin gehend zu verändern, das
die Signalfolge für Lichtsignalanlagen für Kraftfahrzeuge in Zukunft
gelb-grün-rot, gelb-rot-grün lautet. In formeller Hinsicht beantrage ich die
Zuweisung dieses Antrages an den zuständigen Ausschuss.
Kollege Chorherr hat zuerst schon ein Schlaglicht auf den Klimaschutz
geworfen. Die Frau Vizebürgermeisterin hat uns erzählt, dass Klimaschutz eine
ganz wichtige Materie ist und Wien da viel besser liegt als die anderen
Bundesländer.
Das stimmt schon! Das trifft zu, wenn man den Headquarter-Effekt
wegrechnet. Der Headquarter-Effekt bringt Wien jedoch ganz viele Steuergelder.
Das ist ähnlich, wie wenn die Republik sagt: Wir leiden ja so unter dem
Tanktourismus! – Da denke ich mir jedes Mal: Man weint zwar eine kleine
Träne zum Tanktourismus. Wenn man sich aber gleichzeitig überlegt, dass der
Tanktourismus ganz viele Milliarden an Steuern hereinbringt, dann sieht das
Ganze wiederum ein bisschen anders aus!
Daher wiederhole ich: Wien hat die Hausaufgaben beim Klimaschutz so wie
der Rest der Republik überhaupt nicht erfüllt!
Kollege Chorherr hat schon gesagt, dass wir in Wien nicht mehr von
Reduktion von CO2 reden, sondern nur mehr von Vermeidung. Kein einziges
Reduktionspotenzial wurde beim Klimaschutzprogramm ausgeschöpft. Das ist
eigentlich ein Armutszeugnis! Die Stadt Wien ist um nichts besser als die
Republik, es müssen sich alle miteinander bei der Nase nehmen, denn da ist
nichts geschehen! Man muss sich fragen, was geschehen müsste, um den Verkehr
und vor allem den Individualverkehr um ein Drittel zu reduzieren. Das ist
möglich, und zwar durch zwei ganz einfache Maßnahmen!
Die eine Maßnahme ist, die Parkraumbewirtschaftung
bis zur Sandleiten, bis zur Vorortelinie und bis zum Wienerberg auszudehnen.
Das kann man tun. Das steht sogar im Masterplan, die SPÖ ist aber zu feig, das
zu
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